Die Sonntagspredigt

(Ideen für die Predigt geschrieben von P.Ignasi Peguera SP)

Jahr 2000 (B: Markusevangelium):

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  • JAHR 2001 (Jahr C, Lukasevangelium)

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  • 25. So im Jh.(C)

    26. So im Jh.(C)

    27. So im Jh.(C)

    28. So im Jh.(C)

    29. So im Jh.(C)

    30. So im Jh.(C)

    Allerheiligen

    31. So im Jh.(C)

    32. So im Jh.(C)

    33. So im Jh.(C)

    Christkönigsfest(C)

    WEITERE



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    25. Sonntag im Jahreskreis (C) (23.9.2001)

    Lk 16,10-13: Keiner kann zwei Herren dienen


        Man kann Gott und dem Mammon (dem Reichtum) nicht gleichzeitig dienen.
        Das Grundgebet der Juden: "shema Israel" (Höre Israel...Du wirst keinen Gott haben außer Gott) und der Muslimer (le alla ill alla: kein Gott außer Gott) ist die ständige Wiederholung von der ersten Wahrheit des Glauben: Es gibt nur einen Gott. Das ist auch unser Glaube. Dieser Gott ist der Schöpfer, alles gehört ihm, auch wir. Wir Christen pflegen ihn Vater zu nennen, wie Jesus es gemacht hat. Vater kann man sowieso nur einen haben.
        Viktor Frankl schrieb:"Wer an keinen Gott glaubt, macht sich einen Gott von irgend etwas". Der Mensch braucht einen Gott, entweder sucht er Gott oder macht er sich einen Gott. Wer Angst hat, er könnte seine Freiheit verlieren, wenn er einen Herrn anerkennet, der hat die Gefahr, etwas anderes als Gott anzuerkennen: Geld, Lust, sein eigenes Ich,... Schließlich ist man immer Diener, entweder von Gott oder vom Mammon (etwas materiellem). Die eigene Freiheit kann nicht Gott sein. Diese Freiheit ist eine Lüge, weil sie auch vom Biologischen bestimmt ist (vom hormonellen Zustand abhängig, vom Wetter, vom Vollmond,...). Andererseits ist die Freiheit eine Gabe Gottes. Wer frei handelt, gehorcht bereits Gott, der uns "befohlen" hat, frei zu sein.
        Lernen wir im Herzen, Gott als den Herrn anzuerkennen. "Muslim" bedeutet "Diener Gottes", derjenige der Gott als Herrn anerkennt. In diesem Sinne wollen wir alle "Muslimer" sein, wissend aber, dass Gott uns nicht als Sklave oder Diener behandelt, sondern als seine Kinder.


    26. Sonntag im Jahreskreis (C) (30.9.2001)

    Lk 16,19-31: Parabel des armen Lazarus


        Dante und manche Literaten sowie manche Maler haben in ihren Kunstwerken gewisse Leute in die Hölle geschickt oder für heilig erklärt. Das geschieht immer wieder: Man verteufelt manche Menschen und man verklärt andere. Damit sagen wir: Das ist von Gott gewollt und geliebt, jenes aber kann von Gott nicht akzeptiert werden. Wir stellen uns also vor, was Gott in seiner Gerechtigkeit sagen würde. Wir verwenden dabei unseren Begriff von Gerechtigkeit, von Gut und Böse.
        Heute hören wir die Parabel vom armen Lazarus und vom Reichen, der in die Hölle geht, weil er keine Barmherzigkeit für den Armen gehabt hat. Bei anderen Parabeln finden wir den Grund, warum Jesus so sprach. Hier nicht. Die Lehre ist nicht klar. Wollte Jesus sagen, dass alle, die keine Barmherzigkeit üben, in die Hölle gehen? Wollte er sagen, dass es nicht nötig ist, dass die Verstorbenen erscheinen, um die Lebenden zum guten Weg zu führen? -Gibt es dann Ausnahmen? Erscheinungen von Maria hier und dort?- Ich kann es nicht beantworten.
        Ich habe also das Evangelium des Lukas genommen, um den Kontext dieser Parabel zu finden. Keine große Hilfe. Zwischen dem Evangelium vom vorigen Sonntag ("niemand kann zwei Herren dienen") und dem heutigen sind diese Zeilen zu lesen: "Das alles hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen, und sie lachten über ihn. Da sagte er zu ihnen: Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht seid, aber Gott kennt euer Herz."
        Darum geht es also, um das Gerechtsein, sich gerecht fühlen, sich selbst für gut erklären. Ich bin gut, ich werde in den Himmel gehen, und die anderen sind böse und werden in die Hölle gehen. Gott ist aber der Einzige, der die Herzen sieht. Die Terroristen, die als Kamikaze gegen die Türme vom World Trade Center geflogen sind, haben sich selbst für Diener Gottes gegen das Böse gehalten. Für manche Menschen sind sie Helden. Andere habe sie schon in die Hölle geschickt. Die amerikanische Regierung, die mit Drohungen gegen Afghanistan eine große Flüchtlingswelle von ganz armen Menschen verursacht hat, ist die Gute und die Regierung der Taliban ist die des Teufels.
        Gott sieht die Herzen. Schicken wir bitten niemanden in die Hölle. Lassen wir Gott Richter sein aber auch barmherziger Hirt, der die verlorenen Schafe rettet. Mittlerweile aber, erwarten wir keine Erscheinung von Maria oder anderen Heiligen, weil es klar ist, dass man genug mit den Predigern hat, die das Evangelium verkünden.


    27. Sonntag im Jahreskreis (C) (7.10.2001)

    Lk 17,5-10: "Stärke unseren Glauben!"


        Diese Woche haben wir in den Zeitungen eine Nachricht gelesen:"Die Zahl der Kirchenbesucher ist nach den Terroranschlägen in NY gestiegen". Vom Evangelium haben wir die Bitte der Jünger Jesu gehört: "Herr, stärke unseren Glauben". Wenn ich beide Texte gegenüber stelle, bin ich ein bißchen schokiert. Bedeutet etwa mehr Kirchenbesuch zugleich mehr Glauben? Brauchen die Menschen, damit sie im Glauben wachsen, dass es traurige Ereignisse gibt? Sollen wir etwa bitten, dass es uns schlecht geht, damit wir dann mehr Vertrauen auf Gott setzen? Wahnsinn! Das kann nicht das Wahre sein!
        Was ist der Glaube? Ist er etwas, was die Armen und Leidenden brauchen, um Trost zu haben? Was ist aber auch Glaube, wenn Menschen im Namen Gottes einen Krieg beginnen oder Terroranschläge verursachen? Ist Glaube Grund für Fanatismus, für Ideologie, für Wahnsinn?
        Die Mehrheit sagen, dass alle Religionen nur das Gute, das Moralische, den Frieden suchen. Glaube an Gott sollte Grund für Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Solidarität sein und nicht für Hass, Feindschaft, Krieg.
        Ich habe einmal einen Theologen gefragt: Glauben Sie tatsächlich an Gott? Er hat mir geantwortet: 'Ich hoffe,dass es einen Gott gibt'. Also, Glaube und Hoffnung gehen gemeinsam. Damit wir und unsere Welt Hoffnung haben können, brauchen wir den Glauben. Damit wir an Gott glauben können, soll die Hoffnung möglich sein.
        Vielleicht brauchen wir mehr Hoffnung, dass die Welt besser sein kann, dass es möglich ist, in Frieden und Respekt, in Gerechtigkeit und Tolleranz zu leben. Wenn wir hoffen, werden wir auch Gott als Garant dieser Hoffnung sehen. Wir werden dann glauben.
        Andere finden in ihrem Leben, in ihrer Geschichte Grund genug, um zu spüren, dass es einen Gott gibt, der sie geführt hat. Weil sie an Gott vertrauen, schauen sie in die Zukunft mit Hoffnung.
        Ich weiss es nicht, ob zuerst der Glaube ist oder die Hoffnung, aber ich bin überzeugt, dass es etwas mehr geben soll, als nur Banknoten zu zählen, Reichtum zu sammeln, Materielles zu besitzen, das Leben zu genießen. Das kann dem Leben und dem Tod eines Menschen nicht genug Sinn geben.


    28. Sonntag im Jahreskreis (C) (14.10.2001)

    Lk 17,11-19: "Auf dem Weg nach Jerusalem...kamen ihm zehn Aussätzige entgegen"


        "Auf dem Weg..." Das Lukasevangelium verwendet sehr oft diesen Ausdruck. Das ganze öffentliche Leben Jesu ist ein Unterwegssein nach Jerusalem, wo er das Reich Gottes verkünden wird, aber auch verurteilt und hingerichtet, wo er aber auch auferstehen wird. "Auf dem Weg" dorthin geschieht alles: Blinde betteln auf der Straße, Leute führen einen Toten zum Friedhof, die Menge folgt Jesus, die Pharisäer diskutieren mit ihm, der Meister belehrt die Jünger...Auf dem Weg auch wird Jesus den Jüngern begegnen, die nach Emmaus gehen.
        "Auf dem Weg..." begegnet er diesmal zehn Aussätzigen. Sie dürfen nicht im Dorf leben, sie sind von der Gesellschaft ausgeschlossen, sie sollen die Menschen warnen, nicht in ihre Nähe zu kommen, weil sie unrein sind. "Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Hab Erbarmen mit uns!"
        Es steht im Gesetz des Mose, dass ein Aussätziger, der geheilt ist, sich den Priestern zeigen soll. Die Priester sollen die Heilung bestätigen und dem Geheilten die Rückkehr in das normale Leben erlauben. Jesus schickt die Aussätzigen zu den Priestern. Sie tun es. Sie gehorchen. Einer aber, der ein Samariter ist, ein Fremder, ein Nicht-Gläubiger, kehrt zurück. Bei ihm hat sich nicht nur die Heilung bewirkt, er ist auch Gläubig geworden.
        Normaleweise wird über die Dankbarkeit gesprochen, wenn dieses Evangelium gelesen wird. Diesmal möchte ich aber den Akzent über diesen Satz setzen: "Auf dem Weg". Es soll uns klar sein, dass unser ganzes Leben nur das ist, unterwegs zu sein, und dass Jesus uns auch begegnet wie den Aussätzigen, Kranken, Armen, Bettlern, Suchenden. Man braucht nur eines, ihn zu erkennen. "Er ging nicht vorüber, er ging nicht vorbei, wenn er Menschen leiden sah, und er geht nicht an dir und deiner Sorge vorbei, immer ist unser Herr für dich da", sagt ein Lied. Gehen wir mit offenen Augen, er wird uns begegnen, sagen wir ihm wie die Aussätzigen: "Hab Erbarmen mit uns!" Und vergessen wir nicht, dankbar zu sein.


    29. Sonntag im Jahreskreis (C) (21.10.2001)

    Lk 18,1-8: "Sollte Gott seinen Auserwählten nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern?"


        Manche Sachen gehören zusammen: Beginn und Ende, öffnen und zumachen, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang,...das Eine ruft das Andere in Erinnerung. So ist es auch mit Bitte und Danke. Ein ständiges Bitten, das nicht zur Dankbarkeit führt, ist ein unvollendetes Werk, ein Musikstück ohne Ausklang. Da fehlt etwas.
        Es wäre interessant, wenn wir uns selbst prüfen würden: wie oft wir "Bitte" und wie oft wir "Danke" sagen. Deswegen betone ich:"Wer oft den lieben Gott um etwas gebeten hat, soll auch gleich so sich auch oft bedanken, wenn er es bekommen hat."
        Es gibt aber auch die unausgesprochenen Bitten und die unausgesprochene Dankbarkeit. Das ist gefährlich. Man nimmt manche Sachen als selbstverständlich und sie sind gar nicht selbstverständlich. Ich denke ganz besonders an die Gesundheit. Hast du heute dem lieben Gott schon darum gebeten, dass dein Herz heute richtig funktioniert, oder dein Magen, dein Leber, deine Nieren, deine Augen, deine Füße....? Am Abend wirst du auch nicht Danke sagen, dass dein Herz tausende Male problemlos geschlagen hat, dass du ohne Schwierigkeiten sehen konntest, dass du eine gute Verdauung gehabt hast...Nur wenn du krank bist, denkst du an deine Gesundheit, bist aber sehr wenig dankbar, wenn du an diesem Tag gesund gewesen bist.
        Selbstverständlich ist es auch nicht, dass du zum Essen hast, dass die Ernte von Getreide, Gemüse, Obst gut war, dass die Kühe gesunde Milch spenden,...Darum haben wir auch nicht gebeten.
        Für alles, was selbstverständlich erscheint, wollen wir auch bewusst und oft Danke sagen. Diese Dankbarkeit gibt uns dann auch Vertrauen, dass Gott uns weiter helfen wird, und dass er uns nicht verlassen wird. Er wird uns weiter viele Gründe geben, um uns zu bedanken und um uns seine väterliche Liebe spüren zu lassen. Vergessen wir nie zu danken!

    ---------andere Ideen zum Thema "Erntedankfest"---------

         "Es geht uns zu gut". Diesen Satz habe ich in der letzten Zeit mehrmals von verschiedenen Menschen gehört. Wenn wir das Elend anderer Menschen z.B. in Afghanistan sehen, haben wir wohl den Eindruck, dass es uns sehr gut, sogar zu gut geht. Wir haben so viel, während andere nicht einmal das Notwendigste besitzen.
         Was lernen wir daraus? Das erste wäre die Dankbarkeit. Andere Menschen, die nicht gläubig sind, wissen nicht, wem sie danken können. Wir schon. Wir feiern am heutigen Sonntag ein Fest der Dankbarkeit, nicht nur um wegen der Ernte zu danken, sondern um Danke für alles zu sagen, was wir haben. Und das zweite: lernen wir mit anderen teilen, denn "im Teilen, da liegt Freude" - sagt ein Lied -.
         Die Freude des Teilens wird uns vom schlechten Gefühl "es geht uns zu gut" befreien. Geben, schenken, spenden, Almosen geben, teilen erlöst und befreit. Es ist nicht gut, zuviel zu haben. Wir haben die Gefahr, dass unser Herz zu sehr an den materiellen Dingen hängt und dabei die Nöte der anderen vergisst. Man fühlt sich nicht gut, wenn man satt ist und daneben die Not der anderen sieht.


    30. Sonntag im Jahreskreis (C) (28.10.2001)

    Lk 18,9-14: "Der Zöllner kehrte als Gerechter nach Hause zurück."


        Es geht wieder einmal um das Gebet. Diesmal geht es um die Haltung, die man haben soll, um von Gott erhört zu werden.
        Warum gibt mir der liebe Gott nicht, worum ich ihn bitte?
        Ist meine Not wirklich so groß? Bete ich mit genug Glaube? Vielleicht ist es besser für mich, wenn es nicht nach meinem Willen geschieht.
         Sei mir erlaubt den Text eines e-mails, das ich diese Woche von USA bekommen habe, einzufügen. Es sind Worte die uns helfen können, an einen helfenden und hörenden Gott zu glauben:

        

    "Wo war der liebe Gott am 11. September?" fragen sich manche.

    Am Vormittag des 11. Septembers war Gott sehr beschäftigt.

    Erstens versuchte er, dass so wenig Menschen wie möglich den Flug in diesen vier Flugzeugen nehmen, die entführt werden würden. Diese Flugzeuge konnten insgesamt über 1000 Passagiere aufnehmen. In der Tat sind nur 266 geflogen.

    Er gab diesen 266 Menschen Kraft und innere Stärke in diesen letzten Momenten ihres Lebens. In einem Flugzeug bekamen die Passagiere Mut, damit sie sich gegen die Entführer wehrten, um eine größere Katastrophe zu verhindern.

    Der liebe Gott verursachte viele Hindernisse im Verkehr in der Nähe vom World Trade Center, damit die Angestellten zu spät an die Arbeit kamen. Wenn man betrachtet, dass in diesen Gebäuden normalerweise 50.000 Menschen arbeiteten, ist es ein Wunder, dass sich um 8:45 nur 20.000 Menschen in den Türmen befanden, als das erste Flugzeug abstürzte.

    Der liebe Gott hat die Türme gehalten, damit so viele Menschen wie möglich sich retten konnten. Zwei Drittel konnten entfliehen. Er zeigte ihnen den Ausweg trotz des Rauches und der Panik. Viele erzählen noch, wie ein Unbekannter ihnen den Weg hinaus gezeigt hätte. Als sie sich bedanken wollten, war der Unbekannte nicht mehr da.

    Gott saß in allen Kindergärten in New York und Washington mit den Kindern von den Angestellten, die spät oder gar nie kamen, sie abzuholen.

    Er half den 6000 Menschen zu sterben und den Weg in das ewige Leben zu finden.

    Er wusch die Tränen von Millionen von Menschen ab, die im Fernsehen das ganze verfolgten. Er sprach zu allen im Herzen Worte der Hoffnung und des Mutes.

    Er half den Polizisten, den Feuerwehrmännern und den Freiwilligen. Die telefonische Kommunikation wurde nicht unterbrochen, so konnten sich tausende Menschen bald mit ihren Familien in Verbindung setzen.

    In dieser großen von den Menschen verursachten Katastrophe war der liebe Gott nicht untätig. Er setzte sich ganz und gar für seine Kinder ein.

    Nur wer an Wunder glaubt, hat seine wirkende und liebevolle Hand dabei gesehen.



    ----Ideen über die Bitte um Vergebung---

    "Der Zöllner kehrte als Gerechter nach Hause zurück"
        Es ist eine Tatsache, dass die Katholiken in Wien kaum zur Beichte gehen. Das bedeutet nicht, dass sie glauben, keinen Fehler begangen zu haben. Man hat gelernt, dass man Gottes Vergebung auch in anderen Formen erfahren kann.
        Im Vaterunser-Gebet sprechen wir: "vergib uns unsere Schuld". Der Zöllner kehrte nach Hause als Gerechter zurück, weil er mit Demut und Reue um Vergebung gebeten hatte. Kein Zweifel, dass es weiter so ist. Gott lässt seine Vergebung und seine Liebe alle erfahren, die ihn darum bitten und bereit sind, diese Vergebung und diese Liebe Gottes andere spüren zu lassen ("wie auch wir vergeben unseren Schuldigern").
       Die Möglichkeit der Beichte ist noch immer vorhanden. Es kann helfen, mit dem Priester eine Aussprache über sich selbst zu halten. Das gibt uns noch mehr die Gewissheit, dass Gott barmherzig und gütig ist, immer bereit zu verzeihen, das kann uns helfen, im Glauben zu wachsen.



    ALLERHEILIGEN (1.11.2001)

    Mt 5,1-12a: "Selig sind..."


        "Ich weiss, was du willst: Glücklich sein." Jeder will glücklich sein. Wer das Glück sucht, der findet es nicht. Das Gefühl von Glück verbinden wir unbewusst mit Erlebnissen der Vergangenheit. Wir haben den Eindruck, dass wir an dem einem oder dem anderen Moment unseres Lebens glücklich waren.Wir erhoffen uns andererseits eine glückliche Zukunft.
         Es war einmal ein Mensch, der in der Wüste verloren war. Er dachte: "Ich wäre glücklich, wenn ich Wasser zum trinken hätte". O Glück! Da stand plötzlich eine Oase vor ihm. Er konnte sich satt trinken. Kurz danach spürte er, dass er einen großen Hunger hatte: "Ich wäre glücklich, wenn ich etwas zum Essen hätte". Jemand hat ihm viele Datteln geschenkt. Toll! Dann war es ihm aber bewusst, wie müde er war, und dachte, er wäre glücklich, wenn er zu Hause in seinem Bett schlafen könnte...
        Wir stellen uns das Glück vor, wie ein in der Zukunft erreichtes Ziel. Manchmal haben wir den Eindruck, dass das einzige Glück, das es gibt, darin besteht: das Ziel erreicht zu haben, das wir uns vorgenommen haben.
        Das Evangelium der Seligpreisungen spricht zu uns von einem anderen Glück: glücklich zu sein aufgrund der Hoffnung. Wir werden eines Tages die Vollkommenheit genießen. Das ist Grund für die jetzige Freude, für Glück ab jetzt, auch wenn es uns in diesem Moment nicht so gut geht. Schauen wir, was uns versprochen wird: "Euch wird das Himmelreich gehören; ihr werdet getröstet werden; ihr werdet das Land besitzen; ihr werdet satt werden; ihr werdet Erbarmen finden; ihr werdet Gott schauen; ihr werdet Söhne und Töchter Gottes sein; euch wird das Himmelreich gehören." Die Sicherheit, die aus der Hoffnung kommt, dass man zum Ziel kommen wird, ist bereits jetzt Grund für Freude.
        Wir feiern heute die Seligen, alle Heiligen, alle Glücklichen, die bereits dieses Ziel erreicht haben. Dieses Fest ist aber auch für uns Grund der inneren Freude. Wir werden eines Tages, weil Gott uns liebt und bei sich haben will, diese Vollkommenheit erreichen. Seien wir dankbar und lassen wir uns nicht von der Traurigkeit des Lebens überwältigen. Das Glück steht vor uns bei Gott.
        Augustinus hat es schön gesagt: "Herr, unser Herz ist unruhig, bis es bei dir die Ruhe findet".


    31. Sonntag im Jahreskreis (C) (4.11.2001)

    Lk 19,1-10: "Zachäus, komm schnell herunter!."


        Vorigen Sonntag waren ein Pharisäer und ein Zöllner im Tempel. Jesus hat den Zöllner, der sich schuldig vor Gott bekannt hat, für gerecht erklärt. Das sollte für die frommen und gesetzestreuen Pharisäer eine Ohrfeige sein. Heute hören wir das Murmeln der Leute:"Jesus ist bei einem Sünder eingekehrt".
        Interessant von diesem Evangelium:
  • Zachäus ist ein reicher Mann, der oberste Zollpächter. "Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei". Er ist nicht einer, der überhaupt kein Interesse für die Sachen des Glaubens zeigt. Er hätte in seinem Büro bleiben können, als Jesus vorbei ging. Zachäus sucht Gott. Zachäus will diesen Menschen, diesen Propheten Jesus, kennenlernen. Er schämt sich nicht, auf einen Baum zu klettern.
  • Jesus ruft Zachäus: Komm schnell herunter, ich muss; heute in deinem Haus zu Gast sein.- Zachäus wurde ihm nicht vorgestellt. Zachäus hat nicht Jesus um etwas gebeten. Zachäus ist wegen seines Amtes von den Leuten gehasst. Jesus hat sich bei ihm eingeladen. Jesus will zu ihm.
        Wir sollten etwa daraus eines lernen: Wir müssen keine Kapriolen schlagen, um Gott für uns zu interessieren. Er sieht uns, kennt uns und liebt uns unter Millionen und Milliarden von Menschen mit einer Liebe von Ewigkeit her.


    32. Sonntag im Jahreskreis (C) (11.11.2001)

    Lk 20,27-38: "...für Gott sind alle lebendig."


        Die Auferstehung der Toten ist ein Teil des Glaubensbekenntnis. Wir haben daran geglaubt, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat und, dass er uns auch von den Toten auferwecken wird. Mehr weiss kein Mensch. Wir können uns nicht vorstellen, was das alles zu bedeuten hat. Es wird nur in Bildern gesprochen, wenn man dieses neue ewige Leben nach unserem Tod schildert.
        Die Pharisäer haben an die Auferstehung der Toten geglaubt, sowie an die Existenz von Engeln und von Geistern. Die Sadduzäer waren materialistisch geprägt und haben diesen Glauben der Pharisäer nicht vertreten. Trotzdem waren sie auch Juden, ja sogar viele von den Priestern Jerusalems gehörten zu der Gruppe der Sadduzäer.
        Wir Christen wurden so erzogen, dass wir keinen Zweifel an ein ewiges Leben erdulden. Wenn es kein ewiges Leben gibt, dann hat mein jetziges Leben auch keinen Sinn, sagen wir. Wenn es kein ewiges Leben gibt, dann lohnt sich nicht brav zu sein. Somit aber geben wir den Eindruck, dass dieses jetzige Leben keinen Sinn in sich selbst hat. Somit tragen wir dazu bei, dass manche das Christentum verspotten, indem sie das Christentum als Religion für die Schwachen sehen, die nur daran Trost finden, in den Himmel aufgenommen zu werden.
        Gut dass wir wie der Apostel Paulus in unserem Herzen glauben, dass das zukünftige Leben viel besser und wünschenswert ist als das jetzige, sagen wir bitte das nicht zu laut, damit man nicht sagen kann: "Die Christen, die haben kaum Interesse an unserer Welt, sie denken nur an ihren Himmel."
        Wie die Saduzzäer Juden waren,trot Glaubensunterschiede mit den Pharisäern, so wollen wir auch keinen Christen ausschließen, der Schwierigkeiten hat mit dem Thema Auferstehung.
         Nicht weil die Menschen brav sind, muss es ein ewiges Leben geben, nicht weil es Bosheit unter den Menschen gibt, muss es eine ewige Hölle geben. Die Ewigkeit ist eine Eigenschaft Gottes, der außerhalb der Zeit ist. Kein Mensch hat Recht, ewig zu sein. Wir haben aber geglaubt, dass Gott uns liebt und, dass er die Macht hat, uns ein neues Leben zu schenken, weil er uns liebt. Wie das geschehen wird, weiss ich nicht. Auch wenn wir behaupten, dass wir Gott ähnlich sein werden und ihn sehen werden, haben wir keine Vorstellung, was das bedeuten kann.
        Leben wir jetzt mit Dankbarkeit für das jetzige Leben, im ständigen Lob Gottes und fürchten wir uns nicht, denn wir sind Kinder Gottes. Er wird uns vom ewigen Tod retten. Er kann es. Er wird es tun. Das ist unsere Hoffnung.


    33. Sonntag im Jahreskreis (C) (18.11.2001)
    CARITAS-SONNTAG

    Lk 6,26. 32-36: "...seid barmherzig wie euer Vater im Himmel."


        Diesmal nehmen wir nicht das Evangelium des Sonntags (33. im Jahreskreis C) sondern das Evangelium, das für den Caritas-Sonntag vorgesehen ist. "Gebt, leiht, verzeiht,...wie ihr erwartet, dass die anderen euch geben, leihen, verzeihen".
        Dass man denen helfen soll, denen es schlecht geht, ist für uns selbstverständlich. Keine Frage. Es fällt uns aber nicht leicht, uns zu überwinden, von unserem Hab und Gut zu schenken, unsere Zeit zur Verfügung zu stellen.
    Ich möchte mich mit dem Motto dieses Caritas-Sonntags beschäftigen: "ÖsterREICH hilft ÖsterARM". Ich frage mich, was wir unter reich und arm verstehen. Oberflächlich gesehen, und so sprechen wir normalerweise (oberflächlich), ist ARM, wer das Notwendigste für das Leben nicht hat: Z.B. Essen, Wohnung, Kleidung, Arbeit. Und das ist sicher die erste Not, die sichtbare Armut.
         Wir haben die Werke der Barmherzigkeit gelernt:
  • Hungrige speisen
  • Durstige tränken
  • Fremde beherbergen
  • Nackte kleiden
  • Kranke pflegen
  • Gefangene besuchen
  • Tote bestatten

  •      Aber über diese materielle Not hinaus gibt es eine andere Art von Armut, die geistige Not, die in den sieben geistigen Werken der Barmherzigkeit erwähnt wird:
  • Die Sünder auf den rechten Weg weisen
  • Die Unwissenden belehren
  • Den Zweifelnden recht raten
  • Die Betrübten trösten
  • Die Lästigen geduldig ertragen
  • Den Beleidigern verzeihen
  • Für Lebende und Tote beten

  •      Wahrscheinlich hat jeder von uns die Armut erfahren, wenn nicht in materiellem Sinne doch in geistigem Sinne: Unruhe im Herzen, Unzufriedenheit, Angst, Verzweiflung, Ratlosigkeit, innere Leere, Sinnlosigkeit des Lebens, Hoffnungslosigkeit, Frust, Einsamkeit,... Wie viel Erfahrung von Armut in den Menschen!
        Jemand fragte mich diese Woche, ob ich je diese innere Armut gespürt habe und was ich in so einem Fall getan habe. Meine Antwort war ein klares Ja. Auch ich spüre diese Unzufriedenheit in mir, vielleicht manchmal Frust, aber mir ist eines klar: Augustinus hatte recht, als er sagte: "Herr, du hast uns für dich geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es in dir die Ruhe findet."
        Die Unvollkommenheit, die lästige Unvollkommenheit, die wir in uns spüren, verlangt nach der Vollkommenheit, die wir nur bei Gott finden werden. Wer sie in etwas anderem suchen will (Psychologen, Psychiatern, Esoterischer Praxis, Zerstreuung, Drogen,...), wird sie auch nicht finden. Nur Gott kann uns sättigen. Er ist barmherzig, er wird unsere Armut beseitigen.
        Jesus lädt uns zur Offenheit ein. Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist. Denkt nicht nur an euch selbst, denkt an die Not der andere. Wenn wir an unsere Armut denken, werden wir Mitleid zu den Armen jeglicher Art empfinden in der Hoffnung, die Barmherzigkeit Gottes zu erreichen.


    34. Sonntag im Jahreskreis (C)
    CHRISTKÖNIGSFEST
    (25.11.2001)

    Lk 23,26. 35-43: "...Der König der Juden."


        Es ist der letzte Sonntag des liturgischen Jahres. Nächsten Sonntag fangen wir ein neues liturgisches Jahr. Logisch also, dass dieser Sonntag ein besonderes Fest sein soll, ein richtiger Ausklang. Das Christkönigsfest wurde mit der liturgischen Reform des II. Vatikanischen Konzils auf diesen Tag verlegt.
        Was feiern wir eigentlich? Wir behaupten, dass Jesus unser König ist. Er hat aber keinen Thron sondern ein Kreuz, keine herrliche Krone sondern eine Dornenkrone, kein Zepter, kein ... Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Seine Ehre kommt nicht von den Menschen sondern von Gott seinem Vater.
        Von den Seligpreisungen habe ich eines gelernt: Wir freuen uns schon auf das, was kommen wird. Das Vollkommene ist noch nicht da, aber die Hoffnung auf diese Vollkommenheit ist bereits Grund für Freude. Christus wird eines Tages in Herrlichkeit kommen und das Reich übernehmen. "Dann wird ihm die ganze Schöpfung unterworfen sein und er wird Gott seinem Vater das ewige, alles umfassende Reich übergeben" -aus der Präfation-. Momentan sind wir noch eingeladen, Gott den Vater darum zu bitten, dass sein Reich komme. Momentan sind wir aufgefordet, uns für die Ausbreitung des Himmelreiches einzusetzen.
        Wir feiern bereits Christus als König. Sein Reich ist das Reich Gottes, Reich der Heiligkeit und der Gnade, Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Grund für diese Feier und für diese Freude ist unser Glaube, Grund ist auch die feste Hoffnung, dass sich alles erfüllen wird, was uns Gott durch Jesus Christus versprochen hat.
        Unsere Freude soll aber nicht zu laut herausgeschrien werden. Sie ist noch nicht eine feiernde Freude sondern eine tätige und wirksame Freude. Ja, alles wird kommen, gewiss, aber jetzt ist noch die Stunde der Arbeit: "Geht überall hin und verkündet allen die Frohe Botschaft". Wir haben viel zu tun, damit aus unserer Welt das Reich der Gerechtigkeit, der Wahrheit und der Liebe wird. Alleine schaffen wir es nicht, aber der Heilige Geist wirkt unter den Menschen, damit sich dieses Reich ausbreitet. Eines Tages werden wir mit ihm sein, momentan gilt auch für uns das Versprechen Jesu zum neben ihm Gekreuzigten: "Du wirst mit mir im Paradies sein."


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