Mt 24, 37-44: Haltet auch ihr euch bereit, denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Advent ist da. Wie jedes Jahr hat sich auch heuer unser Liturgiekreis Gedanken gemacht, um eine
Aktion zu unternehmen und ein Motto zu finden. Wir haben vor ein paar Wochen unsere Engel und Heiligen (die Statuen vom
Altarraum) renoviert zurückbekommen. Es war doch ein bisschen komisch, unseren Altarraum solange leer von den Statuen
angesehen zu haben. Das war wahrscheinlich der Grund, der unsere liturgisch eingagierten Mitarbeiter auf die Idee brachte: "Engel sind Boten Gottes...- auch du bist ein Bote Gottes, ein Engel"
Engel treten in der Adventzeit und zu Weihnachten in diversen Formen vor und schmücken den
Weihnachtsbaum. Sie haben mit der Hoffnung zu tun. Sie bringen Trost, Kraft, das Verprechen des Beistehens Gottes.
Engel sind Boten Gottes, sie bringen eine Botschaft. Die Botschaft ist dabei das Wichtigste, nicht der
Engel. Der Engel Gabriel brachte Maria eine Botschaft. Maria erschrak nicht vor der Tatsache, dass sie ein Engel
besuchte, sondern vor der Botschaft, die sie vernahm, erzählt uns das Lukasevangelium.
Erlauben Sie mir ein Beispiel: "Sie erwarten einen wichtigen Brief. Endlich kommt der Briefträger
oder die Briefträgerin mit dem Brief. Werden Sie sich mit dem Briefträger oder mit der Briefträgerin lang unterhalten,
oder werden Sie schnell den Brief aufmachen und ihn lesen?"
Die Engel sind schön, sie sind intelligent, sie haben Macht,...Ja, das alles erzählt die Tradition
und auch die Imagination. Wir projezieren manches in die Engel. Engel treten oft in der Werbung auf, schauen Sie sich
nur die Werbung im Fernsehen oder an den großen Werbeflächen an. Manche behaupten "No-Angels" sein zu wollen, sprechen aber
wieder von den Engeln...
Wer sich mit der Schönheit, Intelligenz, Glanz, Macht der Engel beschäftigt, und das alles für
kommerzielle Zwecke verwendet, vergisst, dass sie Boten sind, die eine Botschaft Gottes bringen. Es ist so, als ob Sie
den wichtigen Brief, der gerade angekommen ist, vergessen würden, bezaubert von der Schönheit des Briefträgers bzw.
der Briefträgerin und wollten Sie sich mit ihm/ihr unterhalten.
Engel sind Boten Gottes...auch du, auch Sie. Das ist wichtig: Gottes Botschaft den Menschen zu
bringen. Wir verwenden oft den Satz "Du bist ein Engel", wenn jemand uns geholfen hat. Ja, wir sind eingeladen diese
Art Engel zu sein, besonders jetzt in der Adventzeit und zu Weihnachten. Mit unserem Beistand, mit unserer Hilfe, können
wir anderen Menschen helfen, Freude bringen, Hoffnung erwecken. Das ist die Idee. Sei Du, seien Sie ein ENGEL.
MARIÄ EMPFÄNGNIS (A)
(8.12.2001)
Lk 1,26-38: Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir...
"Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille;
wie er fängt seine Sachen an, will ich ihm halten stille." Die Worte diese Liedes, das
wir oft singen, finde ich zur heutigen Feier sehr angepasst, "Maria ohne Erbsünde empfangen".
Die Empfängnis Mariens ist der Beginn, der Anfang von dem, was Gott vorhatte. Wie Gott
seine Sachen anfängt, sehen wir: Ohne Sünde (Sünde ist das Böse), mit Gnade (Wohlwollen)
und mit Respekt gegenüber Maria -er zwingt sie nicht, er fragt sie-.
So fängt Gott seine Sachen an.
"Chajre Maria, kecharitomene, ho kürios meta su" (freue dich
Maria, von der Gnade erfüllte, der Herr ist mit dir). Gott fängt mit einem Gruß
der Freude an Maria an. Welchen besseren Beginn könnte die Frohe Botschaft haben als einen
fröhlichen Gruß? Die menschliche Geschichte begann mit der Sünde, die neue Geschichte aber, die "Gott
unter den Menschen" (Emmanuel) schreiben will, beginnt mit der Güte, mit der Gnade, mit der Freude
und mit dem Versprechen: "Der Herr mit dir" -es ist nur eine Behauptung, dass Gott mit
Maria ist, sondern die Ankündigung der Versprechung: "Ich werde bei euch sein, alle Tage
bis zum Ende der Welt".
Neun Monate vor der Feier der Geburt Mariens (8.Sept.) haben wir
dieses Fest der Freude, sowie neun Monate vor Weihnachten (25.April) die Empfängnis Jesu
im Fest "Mariä Verkündigung" gefeiert wird.
Vom Lied, das ich am Anfang zitiert habe, finde ich
die poetischen Worte sehr schön: "ich will ihm halten stille". In diesem Sinne meine ich auch, dass
meine Predigt auch kurz sein soll. Gott hat es so machen wollen? OK, super, es bleibt
gerecht sein Wille und es macht uns Freude, dass es so ist, mit Maria und mit der neuen
Menschengeschichte, die ab Jesu Geburt geschrieben werden soll.
2. Adventsonntag (A)
(9.12.2001)
Mt 3, 1-12: Johannes der Täufer sagte: Kehrt um!
Als ich mich mit dem Schreiben der Predigt beschäftigt habe, habe ich ein bisschen Deutschstunde gehabt: kehren, abkehren, auskehren, bekehren, einkehren, hervorkehren, umkehren, verkehren, zusammenkehren,... Interessant. Würde man "umkehren" im eigentlichen Sinn verstehen, würde es "umdrehen" bedeuten. Also, hat jemand irgendwann gute Vorsätze gemacht, soll er ab und zu umdrehen und vergleichen, ob das, was er tut, dem entspricht, was er sich vorgenommen hatte. "Umkehren" wird aber im Evangelium im "figurativen" Sinn verstanden, das hei;ligsz;t, die Haltung, das Benehmen, ändern und verbessern.
Das meinte Johannes der Täufer, als er den Pharisäern und Sadduzäern sagte, dass es nicht genug ist, bereits Kinder Abrahams zu sein, sondern dass man mit guten Werken beweisen soll, dass man auf dem richtigen Weg ist, auf dem Weg, um dem Herrn zu begegnen, wenn er kommt.
Kehren, umkehren, zusammenkehren...alles bedeutet Bewegung. Advent ("du stille Zeit") ist nicht schlechthin eine Zeit des Wartens, indem man sitzt und auf die Uhr schaut. Es geht um ein tätiges Warten: "Zeigt mit euren guten Werken eure Umkehr".
Johannes hat harte Worte verwendet, um die Leute zur Umkehr zu bewegen. Warum brauchen manche Menschen Angst zu haben, damit sie zu sich kommen und ihre Haltung überprüfen? Es haben nicht die Prediger gefehlt, die anlässlich der Ereignisse am 11. September, die Menschen mit Angstmacherei zur Umkehr bezwingen wollten. Ich glaube, dass die Dankbarkeit zu Gott, der uns das Leben geschenkt hat, der wahre Grund sein sollte, der uns dazu bringt, unser Leben zu prüfen und uns zu bessern. Gott hat ein Recht, stolz auf uns seine Kinder zu sein, und wir haben die Pflicht, Gott unseren Schöpfer nicht zu enttäuschen. Keine Angstmacherei! Dankbarkeit und Liebe sind die Gründe unserer Umkehr, unserer Mühe, besser zu sein.
Machen wir also aus dieser Adventzeit eine tätige Wartezeit mit unseren guten Werken aus Liebe zu Gott, der zu uns kommt.
3. Adventsonntag (A)
(16.12.2001)
Mt 11, 2-11: Bist du der, den wir erwarten?
Johannes war im Gefängnis. Hatte er den Eindruck, dass Jesus der Messias war? oder eher den Eindruck, dass er sterben würden ohne den zu sehen, dessen Weg er vorbereitet hatte? Manche meinen, er wüsste, dass Jesus der Messias war, und hätte seine Jünger zu Jesus geschickt, damit sie Jünger Jesu werden, nachdem es wahrscheinlich war, dass er nie das Gefängnis von Herodes, der so viele umgebracht hatte, lebend verlassen würde.
Interessant ist die direkte Frage an Jesus: Bist du der, den wir erwarten oder nicht? Wäre eine klare Antwort so schwer gewesen? Jesus antwortet nicht direkt. Es erfüllen sich in ihm die Prophezeiungen. Er bringt den Blinden Licht, den Toten das Leben, den Sündern den Zugang zu einem verzeihenden Gott und viele freuen sich über seine frohe Botschaft, andere aber nehmen Anstoß an ihm. Am Ende des Evangeliums des Markus finden wir parallele Gedanken: "Durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden." Die Menschen werden in den Christen erkennen, dass Gott da ist und wirkt.
Ich möchte den Kommentar von einer jungen Mutter unserer Pfarre über dieses Evangelium kopieren. Sie schreibt:
Es geht um Zweifel, die Zweifel, Jesus zu erkennen. Die Zweifel, ist er es wirklich oder kommt doch noch ein anderer? Die Menschen haben sich den kommenden Messias und anscheinend auch seinen "Vorboten" ganz anders vorgestellt. Nicht so "Alltäglich" in Bezug auf Kleidung und Aussehen. Ich denke, der Messias wurde immer angekündigt. Man hat ihn also irgendwie "mit Bomben und Granaten" erwartet. Dass er eben ganz anders als die anderen sein werde. Eben wie ein König...... Und dann ist eben der Jesus gekommen. Aus armen Verhältnissen - bis zu seinem 30. Lebensjahr eigentlich nichts "Besonderes". Und auf einmal hat er begonnen, seine Wunder zu tun..... Ich glaube, so haben sich das die Leute nicht vorgestellt. Wahrscheinlich hat es schon genug "falsche" Messias gegeben, die das eben von sich behauptet haben. Und nun sollen sie glauben, dass das jetzt der Richtige ist. Selbst Johannes hat anscheinend im Gefängnis gewisse Zweifel und fragt nach der Gewissheit.
Johannes war der Vorbote. Mit ihm verhält es sich ja da so ähnlich wie mit Jesus. War es für die Menschen leicht zu erkennen, dass er der richtige Vorbote war???
Aber noch ein anderer Gedanke ist mir gekommen:
Vielleicht meint diese Stelle auch irgendwie, Jesus in den anderen erkennen. Jesus in den Armen erkennen, nicht in denen, die protzen, wie gut sie sind, sondern so wie Jesus damals als "Armer" bei vielen um Unterschlupf, Nahrung, etc. gebeten hat, so bitten doch heute auch so viele Menschen um etwas. Nicht immer mit Worten und nicht immer um sooo große Dinge. Und oft erkennen wir das eben nicht. Jesus in anderen erkennen und ihm/ihnen zu helfen - und Jesus damals als Messias zu erkennen bzw. anzuerkennen - ich denke da liegt auch eine gewisse Paralelle drin.
"Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt..." Ich glaube diese Worte gelten heute genauso wie damals. Im Evangelium ist es eben auf die Person Jesus bezogen - ich denke aber in der heutigen Zeit ist es auf unsere Mitmenschen bezogen. Akzeptanz, Toleranz und Liebe unseren Nächsten gegenüber - keinen Anstoß daran nehmen, welche Religion, Hautfarbe, etc. er ist.
4. Adventsonntag (A)
(23.12.2001)
Mt 1, 18-24: Du wirst ihm den Namen Jesus geben
Josef, der gute Josef, der kaum in den Evangelien und auch so wenig in den Festen der Kirche erscheint,
ist heute der Hauptdarsteller an diesem 4. Adventsonntag. Auch er, auch wenn es nur im Traum ist, bekommt eine Botschaft,
eine Berufung. Es wird ihm die Gabe gegeben, als Vater dieses Kindes zu wirken. "Du sollst ihm den Namen geben", das ist
die Aufgabe. Den Namen zu geben war bei den Juden Aufgabe des Vaters des Neugeborenen. Mit der Namensgebung wird das Kind
als Eigenes anerkannt. Der Vater vepflichtet sich, das Kind zu ernähren und zu erziehen.
Ich plädiere für den Josef. Es tut mir leid, dass er auf den Bildern kaum erscheint. Nur Maria
mit dem Kind. Josef ist anscheinend immer bei der Arbeit. Die Maler haben ihn zu oft vergessen. Ich bin eines überzeugt:
Hätte Jesus nicht eine
gute Erfahrung und gute Erinnerung an seinen Vater Josef, wäre er nicht zu der Idee gekommen, dass Gott wie ein guter
Vater ist. Von Josef hat Jesus gelernt, ein guter Jude zu sein, die Traditionen des Volkes zu beachten,...und den Beruf
des Zimmermanns.
Ich lasse das Thema. Dieses Evangelium klingt für unsere heutigen Ohren ein bisschen eigenartig.
Was soll das Ganze bedeuten? Hat Maria ihrem Freund Josef nicht die Wahrheit gesagt? Soll ein Engel Gottes kommen, um
ihm zu erzählen, was mit Maria los ist? Oder soll man dieses Evangelium ganz anders lesen, und zwar aus dem Respekt, den
man den Sachen Gottes gegenüber haben muss? Maria hat dem Josef alles erzählt, was ihr vom Engel gesagt wurde. Josef hat
sich dann gefragt, welche Rolle er da zu spielen hat. Wenn Gott Maria auserwählt hat, wer ist er um sich in die Sachen
Gottes einzumischen? Im Traum wird ihm bestätigt, was Maria ihm erzählt hat, wird ihm auch seine Aufgabe übergeben: Er soll
vor allen Menschen als Vater dieses Kindes gelten. Er soll sich um das Kind als eigenes Kind kümmern.
Josef und Maria erwarten so gemeinsam die Geburt des Kindes. Auch wir bereiten uns auf dieses
Ereignis vor, als ob das Kind wiederum in die Welt kommen sollte. Wir machen uns bereit, damit Jesus in uns geboren werden
kann, so dass jeder von uns ein Christophoros, ein Christusträger, wird. Jesus wird nur geboren werden, wenn er in unseren
Herzen geboren werden kann. Er braucht unsere Hände, unser Herz, unsere Worte, um die Frohe Botschaft der Liebe Gottes
den Menschen weiter zu bringen.
WEIHNACHTEN
(25.12.2001)
Joh 1, 1-14: Das Wort ist Freisch geworden und hat unter uns gewohnt.
Alles, was Gott erschaffen hat, ist Ausdruck von sich selbst, aber er hat sich uns am Besten durch
die Menschlichkeit gezeigt. Gott kommt zu uns im Menschen Jesu. Jesus ist das Wort Gottes, das Mensch geworden ist. Das
Menschliche (die Güte, die Liebe, der Friede, die Solidarität, die Hilfsbereitschaft, die Barmherzigkeit,...) ist für
uns der beste Ausdruck von Gott.
Jesus Christus macht aus uns, die wir an ihm geglaubt haben, Worte Gottes. Jeder von uns soll
Ausdruck Gottes durch die eigene Menschlichkeit werden. Mit unseren Worten und Taten machen wir Gott in der Welt gegenwärtig, damit alle ihn finden können. Jeder ist ein Wort. Durch alle diese Worte schreibt Gott seine eigene Geschichte.
Durch alle diese Worte drückt sich Gott den Menschen aus.
Nehmen wir unsere Aufgabe bewusst, Ausdruck der Liebe, der Barmherzigkeit, der Freude Gottes
für die anderen zu sein.