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Xanadu
gibts nur in einem Gedicht von Coleridge und in Schnulzen von Olivia Newton John und Davy Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich.
Coleridge ist schuld, daß
unerreichbar scheinende oder seiende Orte oft diesen Beinahmen kriegen, da er
Xanadu als das Traumschloss eines persischen Großkönigs schilderte.
So weit das literarische, allein die Wirklichkeit kann anders sein...
So speisten und tranken wir des öfteren während unseres Aufenthaltes in Puri in einer Lehmhütte mit Wellblechdach, die sich "Xanadu Restaurant" nannte. Und uns gut versorgte.
heißt Westlicher Frieden; diese Millionenstadt war sogar einmal in der T'ang Dynastie Hauptstadt des Reiches der Mitte.
Im Verlauf meiner China-Reise fuhren wir mit der Bahn von Lanzhou nach Xi'An - in diese beschaulich wirkende Großstadt.
Zwei Dinge ziehen Reisende vor allem dorthin - beide sehr alt, eine davon erst seit kurzem bekannt.
Die eine Sehenswürdigkeit ist die Wildgans Pagode, eine in Ziegelsteinen errichtete siebenstöckige Pagode, die der Ort gewesen sein soll, von dem einst ein buddhistischer Mönch aufbrach, um den Barbaren, die im Süden, jenseits des Meeres auf ihren Inseln (Japan) hausten, das Wort des Buddha Shakyamuni zu verkünden. So erfolgreich war, das die Barbaren sich bekehren ließen und nun und heute in Haufen und mit Autobussen anreisen, um diese Stätte zu besuchen und zu verehren. Die Chinesen waren in religiösen Dingen immer sehr weltlich und praktisch veranlagt; der Eifer der vor vielen Jahrhunderten bekehrten Japaner verwundert sie sicher ein wenig, aber die harten Yens sind sicher sehr willkommen.
Die andere Sensation ist wesentlich jüngeren Datums : beim Pflügen entdeckte vor gar nicht so vielen Jahren ein Bauer einen lebensgroße Statue, einen Krieger in voller Rüstung, martialische unter seinem Schnurrbart hervorblickend.
Die Wogen der Kulturrevolution hatten sich schon ein wenig geglättet, also konnte man die eigen Kulturgüter wieder schätzen und nach und nach gruben die Archäologen eine ganze Armee von Ton-Kriegern aus. In Reih und Glied, angeführt von ihren Generalen zu Pferd, bewachten sie fast 2.000 Jahre unter der Erde ihren Verstorbenen Kaiser. Heute sind sie dem gedämpften Licht einer riesigen Halle ausgesetzt, die sie vor dem Wetter schützt. Vor den Touristen schützen sie die Geländer auf den Laufstegen, auf denen man die schweigende Armee überwandern kann, Reihe um Reihe blicken sie einem unsichtbaren Feind entgegen, der hoffentlich nie kommt.
Der Kaiser darf übrigens noch immer ungestört ruhen. Abgesehen von all den Legenden, die erzählen, daß seine Grabkammer von geheimen und geheimnisvollen Maschinen geschützt wird - verborgenen Armbrüsten, die auf Eindringlinge schießen würden, vergifteten Gegenständen, die jede Störung der kaiserlichen Ruhe rächen würden - zeigen die chinesischen Archäologen eine nie erklärte aber nicht unsympathische Scheu, als heilig oder nur ehrwürdig angesehene Stätten zu untersuchen oder zu öffnen. Sollen sie nur, man muß nicht alles wissen.
Des weiteren wurden wir zu folgenden Attraktionen Xi'ans geführt:
$ Ein Schriften-Museum, das für den europäischen Kulturraum völlig unvorstellbar ist. Hierzulande werden auch alte Handschriften gehegt und mit Ehrfurcht behandelt; die Chinesen stehen den geschriebenen Zeugnissen ihrer Vergangenheit noch viel ehrfürchtiger gegenüber. Schriftproben oder Werke berühmter Kalligraphen kann man hier in einer poetisch Stein-Wald genannten Stelen-Sammlung bewundern. Das heißt, daß die Schriften und Gedichte in Marmor oder Granit graviert und so fast unzerstörbar für die Nachwelt erhalten wurden. Die Konstanz der literarisch ausgerichteten alten chinesischen Kultur ist so groß, daß ein gebildeter Mensch des Heute ohne allzugroße Mühe einen viele hunderte Jahre alten Text lesen und verstehen kann, wenn er nur die älteren Zeichen kennt. Vom ästhetischen Genuß der schönen Schriftzeichen ganz zu schweigen.
$ Eine chinesische Moschee (ohne Minarett), für 5000 Gläubige gebaut. Sieht ganz wie ein traditioneller chinesischer (Taoistischer) Tempel aus, nur daß eben im Innenraum keine Statuen stehen, sondern nur die Richtung nach Mekka markiert ist. Hier offenbart sich eine unbekannte Seite des Reiches der Mitte - immerhin leben heute an die 60.000 Muselmanen in der Stadt.
$ Den alten Trommelturm mit eingenistetem Antiquitätenshop (sehr exquisit, sehr teuer). Mit einer tollen Holzkonstruktion, die anscheinend ohne Nagel gebaut wurde.
$ Eine zusätzliche Attraktion, die uns beschert wurde, war die Baumwoll-Weberei Nr. 7. Standen in früheren China-Reisen in jeder Stadt Industriebetriebe auf dem Programm, so hatte das damals schon stark nachgelassen. Der eine oder andere Betrieb allerdings mußte sein und das war letzten Endes auch recht interessant.
Riesige Hallen mit endlosen Maschinenreihen und ohrenbetäubendem Lärm, eines der ganz seltenen Mao-Portraits, die wir überhaupt zu sehen bekamen, eine seltsame Sitzung mit einem der Vize-Direktoren des Betriebes,
$ Einige statistische Angaben, die uns so an den Kopf geworfen wurden :
9000 Arbeiter, 62 % davon Frauen
100.000 Spindeln,
3400 Webstühle
40 t Garn / Tag
300.000 m Stoff / Tag
3 Schichten, aber in 4 Arbeitergruppen, wegen der Pausen
$ Einkommen und Kosten :
Spinnerin 60 ¥ / Mo
Vorarbeiter 100 ¥
Kantine kostet 15 ¥ / Mo / Person
für 43 Mahlzeiten/Monat
Klinik mit 60 Betten
Kindergarten (nur für 1 Kind pro Familie!)
Grund- und Mittelschule
Gehen mit 55 / 60 in Pension und erhalten 70 % des letzten Lohns
Am Ende noch eine vorbereitete (fast schrecklich-peinliche) Vorstellung im Betriebskindergarten,
wo putzige Chinesenkinder wie dressierte Affen ihre eingelernten Tricks für
die weißen Besucher vorzeigen mußten.
eine Provinzstadt in der chinesischen Provinz Ganxu, einige Stunden mit der Bahn von Lanzhou entfernt. Der poetische Name bedeutet Westliche Ruhe.
Mit riesigen schwarzen Dampfloks erklimmt der Reisende die Abhänge des Hoang-He Tales, in die gelbe Lößlandschaft hinein, immer hügelauf, bis der Nachmittag die Ankunft in der 2300 m hoch gelegenen Stadt bringt. Wieder eines der verwechselbaren Hotels, im sowjetischen Freundschaftsstil erbaut, wieder ein neuer lokaler Dolmetscher, der unserer Frau Hé an die Hand (oder sollte ich sagen Mund) geht.
Von hier machten wir Ausflüge nach Ta Er Sí und zum Qing Hai See.
Außerdem feierten wir in einem rustikalen muselmanischen Restaurant den Geburtstag einer Reiseteilnehmerin. Äußerlich bestenfalls durch die weißen Käppis zu erkennen, lebt hier eine recht große muselmanische Gemeinde, die sich auch zu einem nicht chinesischen Volk zählt. Für uns allerdings nicht zu unterscheiden.
Das Wirtshaus war recht rustikal, wie in einem 3.Welt Land eben, dafür gabs eine traumhafte Nudelsuppe, wunderbares Yoghurt und Hammelspieße. Die Nudeln für die Suppe fabrizierte der spindeldürre Koch mit der Geschicklichkeit eines Zaubererkünstlers, indem er aus einem Batzen Teig in wenigen Sekunden durch Auseinanderziehen, Falten, Werfen usw zwischen allen Fingern beider weit ausgestreckter Arme ein Spinnennetz von Nudeln entstehen ließ, daß er nach stolzem Vorzeigen in einen riesigen Kessel mit Suppe warf.
Der Anblick der Hammelspießchen zusammen mit den Viertelliterflaschen Yoghurt jagten unserer Dolmetscherin offenbar solche Schauer über den Rücken, daß sie sich mit den Fahrer des Autobus in ein Extrastüberl zurückzog.
Naja, die Han-Chinesen verabscheuen eben Milchprodukte (und können sie angeblich auch nicht recht verdauen) - das Yoghurt war aber ungemein köstlich, dick und süß.
Außerdem durften (mußten) wir eine Teppichfabrik besichtigen.
Hier wird alles in einem Haus gemacht, von der Aufbereitung der rohen Wolle, über die Knüpferei (von Hand) bis zur Ausfertigung. Die Muster sind die traditionellen floralen Muster der chinesischen Teppiche, die nach der Fertigstellung mit einer Schere reliefartig ausgeschnitzt werden.
Die Arbeiter haben hier noch die 6-Tage-Woche mit 48 Stunden, zu einem Stundenlohn von ca ÖS 3.-. Ein Vertreter der Direktion erzählt und, daß viele Fabriken während der letzten 3 Jahre relativ autonom von der zentralen Planung agieren können - was immer das bedeuten mag. 20 % des erwirtschafteten Gewinns müssen an den Staat abgeführt werden. Zur Unterstützung dieses innovativen Modells der Produktion versucht die Direktion seit einiger Zeit, leistungsbezogene Entlohnung einzuführen, was keinesfalls auf ungeteilte Liebe in der Belegschaft stößt. Die meisten Arbeiter orientieren sich nach wie vor an ihren althergebrachten Tageszielen und gehen nach Hause, wenn sie es erreicht haben. Auch nicht blöd.
Xöchten Tee
gabs in Ubud in unserem Losmén. Mir schmeckte er recht gut, nur Norbert fand ihn zu stark im Geschmack.
spielen eine wichtige Rolle im Gamelan.
wer mehr sehen & lesen will, muß sich die CD beschaffen