Rohkost

   

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 

 

 

Ein Wort zur Rohkost im allgemeinen und zur reinen Rohkosternährung

Heute gilt eine Ernährung mit viel Rohkost in unseren Breiten als gesund.
Der große Salatteller zu Mittag wird schon in fast allen Restaurants angeboten, und der Gesundheitsbewusste isst guten Gewissens Salat in großen Mengen und vielfältigen Variationen.

Trotzdem gibt es sehr viele Menschen, die sich nach herkömmlichen Richtlinien zwar „gesund“ ernähren (Viel Rohkost, Milchprodukte und Obst) und trotzdem (bzw. deshalb?) unter Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, weichen Stuhl, Durchfall oder Verstopfung, daraus folgend Müdigkeit und Energielosigkeit leiden oder ständig frieren (besonders Frauen!), ohne dass die Schulmedizin eine vernünftige Lösung dafür anbieten kann.
 

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) fordert nicht nur eine ausgewogene und vielfältige, sondern auch eine der Konstitution des Patienten, seiner eventuellen Erkrankung und den Witterungsverhältnissen angepasste Ernährung.
(Jemand, der in südlichen Ländern lebt, braucht eine andere Ernährung als jemand, der ständig der Kälte Norwegens ausgesetzt ist.)
Nahrungsmittel werden ähnlich wie die Arzneien nach ihren energetischen Wirkungen, ihrer Farbe, ihrem Geruch und Geschmack sowie ihrem Temperaturverhalten eingeteilt und bestimmten Funktionskreisen zugeordnet. Lebensmittel sowie Heilkräuter werden nach ihrer Wirkung auf den menschlichen Körper beurteilt.
So richtet sich auch die Ernährung nach den jeweiligen Bedürfnissen.
Daraus folgt, dass es nicht zulässig ist, eine einseitige Ernährungsform oder ein bestimmtes Nahrungsmittel als generell und in jedem Fall für „gesund“ zu erklären.
Thermisch sehr kalte Lebensmittel wie Südfrüchte, Tomaten, Gurken, oder Joghurt können unseren Organismus zu sehr abkühlen.
"Heiße" Lebensmittel wie Lammfleisch, Chili, Pfeffer, Schnaps im Übermaß erhitzen wiederum zu sehr.

Durch den Verzehr von überwiegend kalten Mahlzeiten oder energiearmen Mahlzeiten (Käsebrote, Rohkost, industriell hergestellte Süßgetränke, Brot, Mikrowellenkost, Fertigprodukte....) haben viele Menschen eine erworbene Verdauungsschwäche. In jungen Jahren merkt man es nicht, weil man sein "Feuer" noch in vollem Ausmaß besitzt. Wird der Mensch älter  (etwa nach dem 35. Lebensjahr) muss er seine Kraft (Energie=Qi) und Substanz erhalten lernen.

Um den Satz „zu viel Rohkost schwächt die Milz“  zu verstehen, ist es notwendig, zu verstehen, was mit dem Funktionskreis „Milz“ in der chinesischen Medizin eigentlich gemeint ist.
In der chinesischen Medizin ist die Milz DAS zentrale Organ der Qi-Bildung. Sie transformiert aus aufgenommener Nahrung und Flüssigkeiten das Nahrungs-Qi, das als Grundlage für die Bildung von Qi und Blut gilt. Dies kann sie umso besser, je leichter die Nahrung aufschließbar, also je besser verdaulich sie ist.
Ist die Milz über einen langen Zeitraum zu stark durch schwer verdauliche Nahrung beansprucht, kann sie den Transformationsprozess nur noch unvollständig durchführen, Feuchtigkeit und in weiterer Folge Schleim entstehen im Körper, die Energiekanäle werden schwerer durchgängig. Dies ist die Grundlage für viele Erkrankungen.

Eine Schwäche der Milz erkennt man unter anderem an weichen oder ungeformten Stühlen (man muss immer den Klobesen nehmen, weil der Stuhl kleben bleibt), oder wenn sogar ganze Nahrungsreste im Stuhl erkennbar sind, Blähungen, Blässe (wg. des Blutmangels), leichtes Schwitzen tagsüber (Qi-Mangel!), Infektanfälligkeit, Appetitlosigkeit, Schweregefühl, Muskelschwäche, schwaches Bindegewebe, u.v.a.

Eine reine Rohkosternährung gilt in der chinesischen Medizin als Krankheitsursache für viele Beschwerden, da diese Menge an unaufgeschlossener Nahrung zwar in der Rohform viele Vitamine enthält, die aber vom Körper nur unvollständig resorbiert werden können, unnötig das Verdauungssystem belasten und damit die Milz vorzeitig schwächen können.

Besser ist eine ausgewogene Ernährung auf der Basis von gekochtem Getreide mit verschiedenen, zur Jahreszeit passenden Gemüsesorten (gegart) und vielen Kräutern und aromatischen Gewürzen, kleine Mengen Salate, wenig Fleisch, sehr wenig Milchprodukte (verschleimen sehr stark).
Wer unter Kältesymptomen leidet, sollte gar keine Rohkost und kalten Gemüse- und Obstsorten (Südfrüchte!) essen.
Menschen mit Hitzesymptomatik bzw. in der heißen Jahreszeit tut eine gewisse Menge Rohkost unter Umständen eine Zeit lang ganz gut. Ist die Hitzesymptomatik abgeklungen, sollte wieder zu einer ausgewogeneren gekochten Ernährung gegriffen werden, um das Verdauungssystem nicht zu sehr zu belasten. Besonders wichtig ist es, auf denaturierte Nahrung in jeder Form sowie auf „zu viel, zu fett, zu süß“ zu verzichten.

Noch ein Wort zur reinen Rohkosternährung:
Ich habe in meiner TCM-Diätetik Ausbildung mehrere Menschen kennengelernt , die nach jahrelanger Rohkosternährung wieder zur gekochten Kost zurückkehren mussten, weil starke Verdauungsbeschwerden auftraten. Eine Dame bekam nach 20 Jahren (!) reiner Rohkosternährung massive Durchfälle, die erst nach einer Ernährungsumstellung nach den Richtlinien der chin. Medizin in den Griff zu bekommen waren.

Ich selbst war 5 Jahre lang Rohkostvegetarierin und habe daher ebenfalls ausreichende Erfahrung mit dieser Ernährungsform.
Sich ausschließlich mit Rohkost zu ernähren mag bei sehr robuster (Hitze)Konstitution auch über eine längere Zeit verträglich sein. (Genauso wie es den sprichwörtlichen Onkel gibt, der trotz 40 Zigaretten täglich muntere 90 Jahre alt geworden ist)

Nach der Erfahrung der traditionellen chinesischen Medizin  ist sie für den durchschnittlichen Konsumenten jedoch auf die Dauer nicht zuträglich.