Zur Sprache der
Österreichischen Küche
© H.D. Pohl
Allgemeines s.u.: http://members.chello.at/heinz.pohl/Kuechensprache.htm
zu Rezepten, zu einem älteren und einem neueren
Buch
Zu
einem kleinen kulinarischen Lexikon
Mein Beitrag im
AUSTRIA-FORUM: http://austria-forum.org/af/AEIOU/%C3%96sterreichische_K%C3%BCchenterminologie
Wie sagt man in Kärnten,
Deutschland und Österreich?
Einleitende Bemerkungen
Österreich
hat durch seine eigenstaatliche Tradition eine ganze Reihe von sprachlichen
Besonderheiten entwickelt. Daher ist das österreichische Deutsch nicht nur
"süddeutsch", sondern gleichzeitig eine staatsräumlich zu
definierende Varietät des "Süddeutschen". Einerseits teilt Österreich
sehr viele sprachliche Erscheinungen mit Bayern, hat aber andererseits auch
v.a. auf der Ebene des Wortschatzes, insbesondere auf dem Gebiet der
Gastronomie und Verwaltung, eigene Züge entwickelt. Die Eigenstaatlichkeit
bringt "automatisch" auch eine eigene administrative Terminologie mit
sich; die seinerzeitige Verflechtung der deutschen Gebiete der alten
Österreichisch-Ungarischen Monarchie mit slawischen, romanischen und
ungarischen Gebieten hat zu mannigfachen gegenseitigen Einflüssen auf dem
Gebiet der Kultur geführt. Ausdruck dieser Kultur ist auch die Kochkunst; mit
dieser Bereicherung der Küche sind viele neue Wörter in die österreichische
Verkehrssprache gelangt, die dem Bairischen ursprünglich fremd waren und heute
als typisch "österreichisch" gelten wie z.B. Palatschinken
‘Eierkuchen bzw. dünne Pfannenkuchen’, Fogosch ‘Zander’ (ein
schmackhafter Fisch) oder Golatsche (auch K-) ‘eine Mehlspeise’.
Mitunter sind so bairische Wörter in Österreich verdrängt worden, die früher
aber gang und gäbe waren wie z.B. das Pflanzl, älter Pfanzel (<
Pfannzelte). Die österreichische Küche ist in der Hauptsache die
"Wiener Küche"; über Wien als alte kaiserliche Haupt- und
Residenzstadt sind die Neuerungen in der Kochkunst nach Österreich gekommen und
von dort aus haben sich mit ihr die neuen Wörter ausgebreitet. Wurden diese
"amtlich", reichen sie bis zur Staatsgrenze, wie z.B. die Jause
‘Brotzeit, Zwischenmahlzeit’. Dies ist auch bei der traditionellen Aufteilung
des Fleisches von Rind und Schwein der Fall: auf dem Boden der Alpenrepublik
werden nicht nur die Fleischsorten z.T. anders bezeichnet als in der
Bundesrepublik, auch die Teilung ist nicht ganz identisch.
Zur Teilung von Schwein,
Rind und Kalb (mit weiteren Erläuterungen) siehe:
http://members.chello.at/heinz.pohl/Grafiken.htm
Zu allen Tieren, Fischen
und Pilzen s.a. Kulinarisches
Lexikon und Grafiken
Das
österreichische Deutsch ist also in vieler Hinsicht mit dem ganzen
oberdeutschen Raum verbunden, wobei es in Österreich selbst ein Nord-/Süd- bzw.
Ost-/Westgefälle gibt. Folgende Wörter aus dem Bereich "Lebensmittel"
sind gleichzeitig Austriazismen und Bavarismen,
da sie sowohl in Österreich als auch in Bayern (mehr oder weniger) allgemein
üblich sind:
bähen,
Baunzerl, Bavesen (usw.),
Beuge(r)l, Blaukraut, Blunzen, Bries, Brösel, Dampfl, Einbrenn(e), Erdäpfel-
(Kartoffel-) püree, -fleck (in Kuttelfleck usw.), Fleckerl,
Geröstete (‘Bratkartoffeln’),
Geselchtes, Gugelhupf, Häuptel (-salat), Hendl, Holler, -junge (in Hühner-,
Enten- usw. statt -klein), Kaffée, Kälbernes, Katzengeschrei, Karfiol,
Kipfe(r)l, Kletzen, Knödel, Krapfen, Kraut (-kopf, -wickel), Kutteln, Laib (Brot),
Leberknödel, -käse, Lebzelten, Marmelade, Mus, Nachspeise, Nockerl, Orange,
(der) Petersil, Porree, Radi, Rahm, Rein(e), Ribisel, Rindsbraten (‘Rinderbraten’),
Ripperl, rote Rübe, Sauerkraut, Scherzel, Schlegel, Schmarren, Schwarzbeere,
Schwammerl, Schweinernes, Schweinsbraten, Semmel, Sur (-fleisch, -braten),
Tafelspitz, Tellerfleisch, Topfen, Truthahn, Wecken (Brot), Weckerl,
Weichsel, Weinbeere, Weißwurst, Würstel, Wurzelwerk, Zibebe, Zipf (z.B.
Polsterzipf ‘mit Marmelade gefülltes
Gebäck’), Zuckerl,
Zwetschke und viele andere.
Den tiefgreifenden Gemeinsamkeiten zwischen dem bayerischen und österreichischen Bairischen stehen allerdings auch Unterschiede gegenüber, z.B. (Bavarismus/Austriazismus):
Brockerl / Kohlsprossen, Brotzeit / Jause, Einlauf- / Eintropfsuppe, Feldsalat / Rapunzel oder Vogerlsalat, Fleischpf(l)anzel / Fleischlaibchen, Hackbraten / Faschierter Braten, Hörndl / Beugerl, Obatzter / (abgemachter Topfenkäse wie z.B. Liptauer o.ä), Panade / Panier, Pfannenkuchen / Palatschinke, Radieserl / Radieschen. Rehling oder Reherl / Eierschwammerl, Reiberdatschi / Kartoffelpuffer (auch Erdäpfelblattl, Reiberknödel usw.), Rose / Hüferschwanzel, Schorrippe / (Bei-) Ried, Schweinshaxe(n) / -stelze, Wiener / Frankfurter (Würstel).
Doch
solche Unterschiede gibt es auch innerhalb Österreichs, z.B. (Tirol) Fleischkäse,
(sonst meist) Leberkäse oder Karotte neben Möhre und (gelbe)
Rübe, (Westösterr.) Lüngerl, (der/die) Sellerie /
(Ostösterr.) Beuschel, (der) Zeller, (Kärnten) Strankerl /
(sonst meist) Fisole, in Vorarlberg Blumenkohl, Hackfleisch usw.,
oder eine andere Schichtung z.B. Heidel- bzw. Schwarzbeere, Moosbeere
oder Nachtmahl vs. Nacht- bzw. Abendessen.
Die Austriazismen (also
österreichischen Besonderheiten) lassen sich in 3 bis 4 Gruppen zusammenfassen:
(1) staatsräumliche Austriazismen (v.a.
Verwaltungs- und Mediensprache);
(2) süddeutsche Austriazismen (der
österreichische Wortschatz auf Grund der Zugehörigkeit des Landes zum
süddeutschen Sprachraum);
(3) bairische Austriazismen (der mit
[Alt-] Bayern gemeinsame Wortschatz des größten Teils von Österreichs auf Grund
der Zugehörigkeit beider Länder zum bairischen Großdialekt);
(4) regionale Austriazismen (Untergruppen
zu 1/2/3: ost-/west-/südösterreichische Besonderheiten und solche
einzelner Bundesländer).
Zur
Austriazismenliste im EU-Vertrag siehe: http://members.chello.at/heinz.pohl/EU-Liste.htm
Zu kulinarischen
Austriazismen in Wörterbüchern siehe: Kueche_intern.htm
weiter: http://members.chello.at/heinz.pohl/KuecheDeutschOesterr.htm
weiter: http://members.chello.at/heinz.pohl/KuecheIndex.htm
siehe auch: http://members.chello.at/heinz.pohl/OesterrDeutsch.htm
Zur
bairisch-österreichischen Küchensprache siehe
Onomasiology
Online
(OnOn) unter:
http://www1.ku-eichstaett.de/SLF/EngluVglSW/OnOn7.htm