Merkwürdig, dass wir so wenig vom Leben Jesu wissen, solange er in Nazareth gelebt hat.
Die Berichte über seine Kindheit sind eher eine theologische Interpretation über die Person Jesu als
Notizen über historische Ereignisse.
Lukas, der die Apostelgeschichte verfasst hat, läßt den Petrus bei der Auswahl
des Apostels Matthias erwähnen: Judas soll einer ersetzen, der immer bei uns war, angefangen von der Taufe Jesu
bis zu seiner Auferstehung.
Die Taufe Jesu soll ohne Zweifel ein sehr wichtiger Moment in der Geschichte Jesu gewesen sein.
Er hat am Jordan die Gottesoffenbarung gehabt. Der Himmel öffnete sich (alles Göttliche wurde ihm offenbart).
In der Form einer Taube (Symbol der Erotik und der Liebe) wurde ihm die Liebe Gottes offenkundig.
Noch dazu eine Stimme: Du bist mein geliebter Sohn.
"Ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden" sagt Jesus zu seinen Jüngern. Pfingsten wird diese Taufe sein: Der Himmel wird sich öffnen, Wind und Feuer werden die Anwesenheit und die Kraft Gottes darstellen. Die Jünger werden über ihre Erfahrung nicht schweigen können, im Gegenteil, sie werden allen Menschen über die Wundertaten Gottes erzählen.
Die Tatsache, dass Jesus den Aposteln den Auftrag gegeben hat, alle zu taufen, die an ihn glauben würden,
lässt uns erahnen, wie wichtig die Erfahrung der Taufe für Jesus selbst gewesen ist. Er wünschte sich,
dass alle den Himmel offen sehen und die Liebe Gottes spüren, der uns zusichert, dass wir seine Kinder
sind.
Unsere Taufe, die wir als Kinder empfangen haben und mit der Firmung erneuert haben, soll für uns
den Anfang einer Beziehung mit Gott bedeuten. Wir sind eingeladen, Gott zu erfahren und diese
Erfahrung weiterzuleiten. Versuchen wir in unserem Leben den ständigen Kontakt mit Gott zu suchen.
Die Österreichische Bischofskonferenz hat das Jahr 2002 zum "Jahr der Berufung" erklärt und lädt alle Katholiken ein, über ihre Berufung nachzudenken.
Wir sind durch die Taufe von Gott
berufen worden. Unsere Aufgabe: eine bessere und menschlichere Welt zu schaffen. Entdecken wir unsere
persönliche Berufung und versuchen wir sie treu zu verwirklichen. Unsere Begabungen, unsere Umgebung,
die Menschen um uns und ihre Nöte werden uns spüren lassen, wofür uns Gott berufen hat.
2. Sonntag im Jahreskreis(A)
(20.1.2002)
Joh 1, 29-34: Johannes gibt Zeugnis von Jesus
Das Evangelium des Johannes lässt Johannes den Täfer Zeugnis über Jesus ablegen: Jesus ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegzunehmen, und der Sohn Gottes, der die Menschen mit dem Heiligen Geist taufen wird.
Das sind alle Worte, die den vielen Menschen, die nicht mit der Bibel vertraut sind, fremd klingen:
Das Lamm erinnert an Ostern (wie die Israeliten in Ägypten befreit wurden) und auch an den Sündenbock. Jesus wird auf sich die Sünden der ganzen Menschheit nehmen und sie durch den Tod am Kreuz vernichten.
(Lev 16,21...) Aaron soll seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes legen und über ihm alle Sünden der Israeliten, alle ihre Frevel und alle ihre Fehler bekennen. Nachdem er sie so auf den Kopf des Bockes geladen hat, soll er ihn durch einen bereitstehen Mann in die Wüste reiben lassen...
Israel hat in der Sünde die Ursache allerlei Schmerz, Zerstörung und Tod gesehen. Die Sünde ist die Macht des Bösen. Jesus, der Sohn Gottes, kommt als Befreier des Bösen, der Sünde, des Todes, des Übels aller Art.
 
Jesus tauft im Heiligen Geist. Es ist ein neuer Beginn, sowie in der Schöpfung, wo der Geist Gottes über dem Wasser schwebte. Der Sohn Gottes wandelt das Herz der Menschen um, für das Gute. Der Gute Geist, der Geist Gottes, Geist der Liebe, verändert die Welt durch die, die sich vom Geist Gottes leiten lassen.
Das heutige Evangelium -gleich nach dem Fest der Taufe Jesu und am Beginn des öffentlichen Lebens Christi- zeigt im Voraus die Ziele der Aufgabe, die Jesus in der Taufe empfangen hat: Das Böse, die Sünde, den Tod zu beseitigen und neues Leben nach Gottes Geist zu bringen.
Wir werden eingeladen, diesem Jesus zu folgen, und uns ihm im Laufe der Sonntage im Jahreskreis zu vereinen.
3. Sonntag im Jahreskreis(A)
(27.1.2002)
Mt 4, 12-23: Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Wir befinden uns im Jahr der Berufungen. Jeder hat seine Berufung zu entdecken. Berufung bedeutet, so entnehmen wir es aus der Bibel, dass Gott etwas mit einem Menschen vorhat, dass Gott eine konkrete Aufgabe jemandem gibt.
Im heutigen Evangelium lesen wir, dass Jesus dem Simon Petrus und seinem Bruder Johannes eine Aufgabe vorlegt: Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Was soll das bedeuten? Ich verstehe das nicht im Sinne von Gefangennehmen, sondern im Sinne von Anlockern und von Anstecken. Ja, Freude steckt die anderen an, ein lieber und fröhliche Mensch lockt andere an.
Jesus wird den Aposteln die Begeisterung vermitteln, damit sie dann andere anlocken und ihnen die Freude und Begeisterung anstecken. "So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen" lesen wir auch im Matthäus-Evangelium (5,16). Die Freude, die Liebe, die Begeisterung, das sind dieses Licht, das vor den Menschen leuchten soll. Dann werden diese Menschen auch Gott suchen. Im Johannes-Evangelium (13,35)lesen wir auch:"Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt". Und wir wissen, dass liebende Menschen fröhliche Menschen, positive Menschen sind, und dass sie Anziehungskraft haben. Alle wollen liebende, fröhliche, positive Menschen um sich haben.
Entdecke deine Berufung. Erkenne, was Gott von dir erwartet. Wahrscheinlich ist keine Aufgabe, die du nicht erfüllen kannst. Gott verlangt nie von uns, was wir nicht können. Auf deiner Art sollst du ein "Menschenfischer" werden, jemand, der mit seiner Liebe, mit seiner positiven Einstellung, mit seiner Begeisterung, andere Menschen anlockt und so zu Gott führt. "Menschenfischer" in deiner Arbeit, in deinem Geschäft, in deiner Familie, in deinem Bekanntenkreis.
Warte nicht, dass Jesus zu dir kommt und dir deine Aufgabe bekannt gibt. Entdecke in deiner Umgebung und in deinen Fähigkeiten, was Gott sich von dir erwartet.
4. Sonntag im Jahreskreis(A)
(3.2.2002)
Mt 5, 1-12a: Seligpreisungen
Jeder will glücklich sein. Deswegen auch folgten die Menschen Jesus. Er heilt Kranke. Er spricht von einer neuen Form der Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen. Er spricht von ewigem Leben und von einer Seligkeit, die schon jetzt beginnt, auch wenn nur als Keim, als Hoffnung.
In den nächsten Tagen werden die Kinder in den Schulen und viele Menschen in der Gesellschaft den Fasching feiern.
Fasching bedeutet für viele Menschen eine Zeit der Freude, des Feierns, der Feste. Der Ursprung dieser Zeit ist alt: halb heidnisch, halb christlich. Ja, auch christlich. Angesichts des baldigen Beginns der Fastenzeit haben die Menschen die Gelegenheit ausgenützt, zu feiern, Feste zu gestalten, zu essen und zu trinken. Von Aschermittwoch an bis Ostern wäre das alles nicht mehr "erlaubt".
Leider Gottes haben noch immer manche Menschen den Eindruck, dass Gott ernst, sehr ernst ist, dass er die Freude, besonders die Lust am Leben, nicht mit wohlwollenden Augen sieht, dass Gott Opfer verlangt,...Gott hat in uns den Wunsch nach Glück eingepflanzt und dann verbietet er gerade das, was Spaß macht?
Ich bin der Meinung, dass Fasching das Normale bei den Christen sein sollte. Der Himmel wird in der Bibel als Fest, als Festessen, beschrieben. Dann hat also der Himmel etwas vom Fasching an sich. Und der Himmel, das ewige Leben, hat schon jetzt für alle, die an Christus glauben, angefangen.
Stellen wir uns bitte Gott nicht zu ernst vor. Er - der Schöpfer, der Maler, der Künstler, der Entdecker der Lust und der Freude - versteht auch Spass und Freude. Danken wir ihm dafür.
Auch in diesem Kontext sind die Seligpreisungen Jesu, die Anerkennung des Glückswunsches der Menschen, zu verstehen. Gott will uns glücklich. Es ist falsch, dass Gott das Kreuz liebt.
5. Sonntag im Jahreskreis(A)
(10.2.2002)
Mt 5, 13-16: Ihr seid das Licht der Welt, das Salz der Erde.
Man braucht wenig Salz, um den Speisen Geschmack zu geben. Ein kleines Licht kann genügen, um die Finsternis zu vertreiben. Jesus spricht im heutigen Evangelium von dieser Macht, die seine Jünger bekommen, die Welt zu ändern: Seid Licht, seid Salz.
Das Licht zieht die Menschen um sich herum an. Die Frage, die wir uns stellen sollen, ist nur: wie kann ich Licht für die anderen sein? Was kann ich tun, damit finstere Gesichter fröhliche Gesichter werden, aus entmutigten Menschen Menschen mit Mut für das Weiterleben werden?
Die heutige erste Lesung (Jes 58,7-10) gibt uns Beispiele davon:"Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, dem Hungrigen dein Brot reichst,...dann geht im Dunkel dein Licht auf."
Wir brauchen nur ein bisschen Vorstellungskraft, um zu entdecken, wo wir Licht sein können:
- Wenn du die anderen begrüßt,
- wenn du den anderen mit Fröhlichkeit und Optimismus begegnest,
- wenn du dich für die Sorgen deiner Mitarbeiter interessierst,
- wenn du Hoffnung und Vertrauen verursachst,
- wenn du ein paar Minuten einem einsamen Menschen schenkst,
- wenn du bereit bist, deinem Nächsten zu helfen, der Hilfe braucht...
dann geht im Dunkel dein Licht auf, dann bist du Licht der Welt.
Ein kleines Licht etwa, kein großes Licht für die ganze Welt, aber dieses Licht ist ansteckend und verursacht, dass andere um dich selber Licht werden.
"Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und Gott euren Vater preisen." Licht sein, nicht um Applaus zu bekommen, nicht um Vorteil zu haben, sondern zur Ehren Gottes und zum Nutzen des Nächsten.
1. Sonntag in der Fastenzeit(A)
(17.2.2002)
Mt 4, 1-11: Die Versuchungen Jesu
Wenn ein Ausländer sich mit der deutschen Sprache beschäftigt, merkt er, dass es auf Deutsch verschiedene Verben gibt, die Ähnliches bedeuten, aber zugleich auch Verschiedenes:"ich kann, ich darf, ich soll, ich muss". Der Unterschied zwischen diesen Wörtern gibt es nicht in allen Sprachen. Das ist ein Zeichen, dass die Menschen, die Deutsch sprechen, ein besonderes Pflichtbewusstsein haben. Pflicht, Gesetz, Gebote...
Wenn man von Versuchung spricht, spricht man in der Sprache der "Sündhaftigkeit" des menschlichen Handels. Man spricht von Pflichtbewusstsein, von Gewissen. Das war für die älteren Generationen sehr klar. In unserer modernen Zeit scheint es aber -so meinen einige-, dass man den Sinn für Sünde verloren hat. Nichts ist mehr Sünde. Es scheint so, als ob die Zehn Gebote nicht mehr so wichtig wären. Viele Jugendliche und Kinder verstehen das Wort Versuchung gar nicht. Es scheint heutzutage, dass man alles darf, was man kann. Bedeutet Versuchung die Tatsache, dass man versucht und probiert? Nein. Als Versuchung wird gemeint, dass die Einladung zum Ungehorsam gegenüber den Zehn Gebote und schließlich zum Bösen in uns entsteht.
Ich bin der Meinung, dass der Sinn für Sünde nicht verlorengegangen ist. Er ist ein anderer geworden. Man sieht heute als Sünde, was man früher etwa nicht als solche angesehen hätte: Sünden gegen die Ökologie, Sünden gegen die Menschenrechte, Sünden gegen die Menschheit, ja sogar Sünden gegen die Verkehrsregel...
Die Fastenzeit will uns dazu einladen, unser christliches Leben zu prüfen. Sind wir unserem Taufversprechen treu (Gott und den Nächsten zu lieben)? Kämpfen wir, um unseren Egoismus zu überwinden?
Unser Fastentuch trägt heuer ein großes Netz. Das Motto, das sich unser Liturgiekreis ausgedacht hat, lautet: "Knüpf mit am Netz der Menschlichkeit!" Jeden Fastensonntag wird ein Werk aus den Werken der Barmherzigkeit in Betracht genommen. Wo es Liebe gibt, dort ist keine Sünde. Wo Menschen sich für Menschen einsetzen, dort ist Gott zu spüren.
2. Sonntag in der Fastenzeit(A)
(24.2.2002)
Mt 17, 1-9: Die Verklärung Jesu
Die Verklärung Jesu wäre ohne die Taufe Jesu nicht möglich. Jesus, der in der Taufe die Liebe Gottes stark gespürt hat, ist unmittelbar danach vom Heiligen Geist getrieben in die Wüste gegangen. Das war das Evangelium von vorigem Sonntag. In der Wüste ist ihm klar geworden, welchen Auftrag er von Gott bekommen hat. Da waren natürlich die Versuchungen, alles zum eigenen Nutzen zu tun, nicht für Gott sondern für sich selbst Ehre und Macht zu suchen.
Diesmal zeigt Jesus seinen Vertrauten, was seine Aufgabe ist und was sein Ende sein soll. Die Überzeugung, dass Gott mit ihm ist, verwandelt
sein Gesicht. So etwas haben wir sicher erlebt: Jemand spricht mit Begeisterung über ein Thema , und sein Gesicht und seine Gestik verwandeln sich. Da zitiert Jesus die Propheten, das Gesetzt, die Geschichte Israels...Es scheint, als ob Elija und Mose selbst da wären. Die drei fühlen sich im Himmel. Ihnen wird klar, wer dieser Jesus ist, und dass Gott mit ihm ist. So klar, wie es Jesus in seiner Taufe gewesen ist. Deswegen die selbe Stimme von der Taufe.
Ohne die Freude der Taufe hätte Jesus die 40 Tage in der Wüste und die Versuchungen nicht ertragen können. Deswegen will Jesus, dass auch diese Drei die Kraft bekommen für alles, was kommen wird: sein Tod am Kreuz.
Die Momente der Freude sollen nicht vergessen werden. Sie verursachen Dankbarkeit Gott gegenüber, wenn alles schön und gut ist, aber sie sollen uns später die Kraft verleihen, wenn die schwierigen Momente kommen. Die Erfahrung der Liebe Gottes, die Momente des Trostes, alles soll uns begleiten, wenn uns Leid und Schmerz begegnen. Dann sollen wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass Gott uns nicht verlassen wird. Das war immer das Gebet Israels: "Gott du warst mit unseren Vätern; wir haben gehört, was du mit ihnen gemacht hast, deswegen hoffen wir, dass du uns auch jetzt helfen wirst."
Wir sind getauft. Erkennen auch wir unsere Berufung, die Gabe der Freude und den -vieleicht schwierigen- Auftrag. Lernen wir mit Hoffnung, das Leid zu tragen, wissend, dass Gott uns nie verlassen wird.
3. Sonntag in der Fastenzeit(A)
(3.3.2002)
Joh 4, 5-42: Jesus und die samaritische Frau am Jakobsbrunnen
Jesus spricht mit einer samaritischen Frau am Jakobsbrunnen. Ein seltsames Evangelium: Kein Wunder, keine Diskussion mit den Schriftgelerhten, kein Gleichnis über das Reich Gottes,...nur ein Gespräch zwischen Jesus und einer einfachen Frau.
Schnell kommen sie zu einem tiefen Gespräch. Jesus weiß Einiges über die Geschichte der Frau --du hast fünf Männer gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann--.
Erstaunlich! Dann reden sie über Religion, ob der Tempel in Jerusalem besser ist als der Tempel in Garizim, ob der Messias kommt oder nicht, und ob er etwas ändern wird...Eines wird gar nicht berichtet, ob die Frau ihm doch zu trinken gegeben hat. Wir wollen es uns vorstellen. Mit so viel Reden hat Jesus sicher noch mehr Durst bekommen.
Zeit für Gespräche zu finden. Und Gespräche über Religion! Das könnte eine Folge von diesem Evangelium sein. Warum nicht? Oder gibt es nur dann ein Thema zum religiösen Gespräch, wenn ein Bischof ultrakonservative Meinungen in der Öffentlichkeit ausgibt oder wenn man traurige Nachrichten über ein verwerfliches Verhalten von einem Priester erfährt?
Zeit für persönliche Gespräche finden. Vertrauen schenken, damit wer es braucht, sein Herz öffnen kann. Zeugnis von unserem Glauben ablegen, von unserer Überzeugung, dass Gott uns liebt. Das ist ein gutes Werk, ein Werk der Menschlichkeit. Manche Menschen brauchen Anonymität, um über persönliche Sachen zu sprechen. Ich spüre es besonders im Internet. Da kommt man schnell zum Vertrauen, zu tiefen Gesprächen, zu echten Beichten.
Der dritte Sonntag in der Fastenzeit präsentiert jedes Jahr das Thema Wasser; denn es ist ein Thema, das mit der Taufe verbunden ist. Die Taufe bzw. die Überprüfung unseres Taufversprechens, ist ein zentrales Thema in der Fastenzeit. Es war Tradition in der Kirche, dass die Fastenzeit, Zeit des Unterrichts für die Kandidaten auf die Taufe war, die am 3. Fastensonntag der Gemeinde vorgestellt wurden. In der Osternacht war dann die Taufe.
4. Sonntag in der Fastenzeit(A)
(10.3.2002)
Joh 9, 1-41: Jesus heilt einen Blinden
Ich würde gerne an diesem Sonntag gar nicht predigen, sondern die Anwesenden einladen, das lange Evangelium (und nicht die Kurzfassung) in meditierender Weise zu hören. Die Fastenzeit ist die Vorbereitungszeit auf das große Osterfest, Fest der Auferstehung, aber auch die Vorbereitungszeit für den Empfang der Taufe (auch der Erstkommunion und der Firmung). Das wird vergessen, das betone ich aber jeden Sonntag, noch mehr in diesem Jahr de Berufungen, in dem es jedem klar sein soll, dass er von Gott gerufen wurde und von ihm einen Auftrag bekommen hat.
In der Taufe ist das Wasser ein wichtiges Symbol, vorigen Sonntag haben wir das Thema Wasser (Jakobsbrunnen) gehabt. Heute kommt das Wasser wiederum vor, der Teich Schilóach (übersetzt "der Gesandte"). Auch das Symbol Licht kommt in der Taufe vor: die Taufkerze, die an der Osterkerze angezündet wird. Jesus ist das Licht der Welt, er sagt uns, dass auch wir Licht der Welt sein sollen. Wenn wir an ihm teilgenommen haben, sollen wir sein Licht weitergeben, sollen wir Zeugnis von Gott seinem Vater geben.
Denken wir weiter an unser Taufversprechen: Lieben wir Gott von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand, mit der ganzen Seele und lieben wir die anderen, wie wir uns selbst lieben? Bereiten wir uns auf die Erneuerung der Taufe in der Liturgie der Osternacht.
5. Sonntag in der Fastenzeit(A)
(17.3.2002)
Joh 11,1-45: Auferweckung des Lazarus
Der Bericht über die Auferweckung des Lazarus, die in den anderen Evangelien nicht vorkommt, ist dazu da, um den Glauben der Gemeinde klarzustellen: "Jesus ist die Auferstehung und das Leben. Wer an Jesus glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an ihn glaubt, wird auf ewig nicht sterben". Gleich nach dieser Aussage kommt die Frage: "Glaubst du das?" Die Frage, die an Marta, Schwester des Lazarus, gerichtet ist, wird in der Tat allen gestellt. Die Fastenzeit -das habe ich jeden Sonntag erwähnt- war/(ist auch noch in einigen Gemeinden mit erwachsenen Taufkandidaten) Zeit der Vorbereitung auf die Taufe. Die Taufkandidaten werden nach ihrem Glauben gefragt, bevor sie zur Taufe zugelassen werden. Für sie, aber auch für uns alle, gilt diese Frage: "Glaubst du das?".
Wir werden in der Osternacht unsere Taufe erneuern. Wir werden auch nach unserem Glauben gefragt. "Glaubst du das?"
Marta antwortet im Evangelium "ja, ich glaube, dass du der Sohn Gottes bist". Welche ist unsere Antwort?
Die heutigen Zeiten machen es nicht leicht, ein unüberlegtes "ja zum Glauben" zu sagen. Vieles wird hinterfragt. Unser Verständnis vom Universum, vom Leben, von Gesellschaft, vom Gesetz, von der Ehe, von den Pflichten und Rechten der Menschen...ist ein anderes, hat sich sehr verändert,... Für uns ist auch die Fastenzeit eine Zeit der Überlegung. Das materielle Fasten ist nicht das Wichtigste, es ist aber ein Fasten - ein Fernhalten- von all dem, was unseren Glauben verdunkelt und schwer macht.
Wir wollen in der Osternacht ein klares "ja, ich glaube" sprechen. Das können wir ohne die Hilfe Gottes nicht. Wir können nur in voller Demut sagen: "Herr, ich glaube, hilf aber meinem Unglauben".