"(...)Regisseur Leo Krischke zeigt das Drama um
Verlassen und Verlassenwerden mit großer Ernsthaftigkeit, und da "Fuga" nicht
nur als Drei-Schwestern-Konflikt, sondern auch als Geschichte über
Persönlichkeitsspaltungen gelesen werden soll, agieren die Akteurinnen in
ähnlichem Outfit und ähnlichen Frisuren in einem Kunstschnee-Quadrat. Innere
Monologe werden zu gebrüllten Dialogen, echte Dialoge verstummen in
verbohrtem Schweigen. Echt hart.(...)"
Der Falter Nr. 11/04
"(...) Regisseur Leo Krischke hat das Stück der
holländischen Dramatikerin Suzanne van Lohuizen sehr reduziert gestaltet.
Seinen Strichen merkt man den Willen um Verdeutlichung und Dramaturgie an.
Alle drei Darstellerinnen belässt er gleichzeitig auf der Bühne und umgeht
damit gekonnt die angeführten Auftritte. Durch diesen Kunstgriff gelingt es
ihm, sein Ziel zu verfolgen: denn er bietet keine Interpretation, keine
Geschichte, sondern er bietet Möglichkeiten an, für die der Zuschauer sich
jeweils selbst zu entscheiden hat.(...) Krischke bietet keine Lösung, wie
gesagt, er bietet Möglichkeiten an, und spielt dabei gekonnt mit
psychologischen Symptomen und Krankheiten wie Autismus, multiple
Persönlichkeit und Manie. Allerdings bergen die angedeutete Spielweise und
die nicht gegebenen Antworten auch die leisen Schwächen der Inszenierung.
Gerade in den Szenen, in denen die Spannung zwischen den Schwestern am
Siedepunkt sein sollte, erzeugt die bloße Andeutung kleinere Längen. Auch die
Ohrfeigen-Szene zwischen Brenda und Alessandra hätte man sich heftiger
vorstellen können. All das tut jedoch der poetischen Kraft der Inszenierung,
die stets konsequent bleibt, keinen Abbruch.(...) Generell ist dem gesamten
ensemble adhoc zu dieser Produktion zu gratulieren.(...) Schade ist, dass die
Aufführungsreihe im Kosmos Theater, übrigens einem fantastischen Theaterraum,
bereits am 13. März endete. Aber die Hoffnung auf Wiederholung sei hiermit
ebenso artikuliert wie die Hoffnung, dass es mehr Produktionen des 1999
erstmals aufführenden ensemble adhoc geben wird. Eine Produktion im Jahr ist
für diese ambitionierten Künstler fast zu wenig, auf jeden Fall für das auf
Fortsetzung harrende Publikum."
gooba.at 15.03.2004
"Den Moment vor dem Aufbruch, in dem man mit dem
unlieb gewordenen Leben abschließen und es zurücklassen möchte, die
Erinnerungen noch einmal sammelt, sie abwägt oder unterdrückt, diesen Moment
des Abschieds hat Susanne van Lohuizen im Stück Fuga/Flucht zerdehnt und in
drei Figuren gespiegelt.(...) Die Inszenierung Leo Krischkes führt sie als
Moonraker-Ladys in Wasserstoffperücken in eine Schneearena. Sprödes Spiel im
kunstvollen Rahmen."
Der Standard 16.03.2004