"(...)Leo Krischke erzählt in seiner Version vor allem von der Flucht der Königskinder, die nicht akzeptieren wollen, daß andere aus gesellschaftlichem Zwang über ihr Leben entscheiden. Krischke findet gemeinsam mit Anna Pollack (Bühne und Kostüme) schaurig-schöne Bilder für Daseinsleere und Verlorenheit der jungen Generation. Seine Inszenierung hat Temperament und Dynamik, das Ensemble - absolut präsent. Zwei Stunden voll Intensität! Theater, das fesselt und in einigen Momenten sogar archaische Wucht zeigt." Kronenzeitung 12. 02. 2006
"(...)Die Spielfläche im „Spielraum“ beschränkt sich nämlich auf einen schmalen Streifen, der den Raum
in seiner ganzen Länge durchquert und zu vielfältigen Deutungen Anlass bietet: Ist es ein Laufsteg,
auf dem die Figuren ihre dürftigen Schicksalskollektionen zu Schau stellen (und König Peter vom
Reiche Popo versucht, mit modischer Raffinesse seine geistige Dürftigkeit zu kaschieren); ist es eine
Start- und Landebahn, die auf Grund ihrer Schmalheit zu Abstürzen herausfordert; oder haben wir es
mit einem Förderband zu tun, das all jene „Menschen“ genannten Automaten an uns vorübertransportiert?
Wie dem auch sei – und ein bisschen steckt sicher von allem darin –, das Konzept überzeugt auf den
ersten Blick und die zweifellos eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Protagonisten wird durch ein
viel konzentrierteres Spiel wieder wett gemacht. Regisseur Krischke versteht es überhaupt, die
vielfältigen Talente seiner Darsteller geschickt einzusetzen: so darf Tristan Jorde als
schwachköpfiges Landesoberhaupt einer Geige ganz passable Töne entlocken, der Höfling Abraham Thill
verwendet seine Ausbildung zum professionellen Diabolo-Jongleur zu einem beeidruckenden
Zwischenspiel im Dunklen, und die beiden Hauptdarsteller Michael Born (Leonce) / Andreas Semprich
(Valerio) veranstalten mit turnerischem Draufgängertum ein Muskelbiegen, das jeden Augenblick im
Knochenbrechen enden könnte, um den Kapriolen, die der Text unaufhörlich schlägt, auch körperlich
gerecht zu werden. Aber auch schauspielerisch lassen die acht Ensemblemitglieder nichts zu wünschen
übrig: als titelgebendes Paar durchleben Born und Leila Müller eine tragikomische Romanze und kosten
die poetischen Momente voll aus; Semprich kommt als rebellischer Kraft-Mensch aus dem Untergrund für
ein ebenso kraftvolles Spiel an die Oberfläche, und Tristan Jorde gewinnt dem alten Stereotyp eines
degenerierten Machthabers neue Seiten ab. Und obwohl die Höflinge als in Zwangsjacken steckende
Kugelköpfe mit meterlangen Ziegenbärten auftreten, hat diese Inszenierung weder einen Bart noch
etwas Gezwungenes an sich, sondern kommt mit ungestümer Vehemenz daher, wie es sich für das Werk
eines jungverstorbenen Dichters gehört."
events.at 08.02.2006