Violetta V. (Leo Krischke/Isabel Toccafondi) 2005

Eine Peepshow der Operngefühle

"(...) Auf der Studiobühne der Grazer Oper gestalteten Leo Krischke und Isabel Toccafondi, passend zur kommenden „La traviata“-Premiere, die szenische Skizze „Violetta V.“. In einem Bühnenquader durchlaufen „Sie“ und „Er“ zu Verdis Musik diverse Emotionsstadien. Krischke nahm das Gefühls-Invertar, aus dem Opern wie „La traviata“ gestrickt sind, auseinander: Er reiht Momente von Zorn, Enttäuschung, Einsamkeit, Verliebtheit und noch mehr aneinander. Die Oper wird, jenseits einer nachvollziehbaren Handlung, auf das gestische Vokabular reduziert, das solche Zustände dramatisch verdeutlicht. Die 50-minütige Arbeit leuchtet in ihren starken Momenten die Figuren sensibel aus, rutscht mitunter auch in pure Banalität – vielleicht führt uns Letzteres aber nur die Hohlheit so mancher theatralischer Gesten und Posen drastisch vor Augen. (...) Der als Mausoleum gedachte, von allen Seiten einsehbare Quader macht das Publikum zu Gaffern und verdeutlicht, was Oper und Theater letztlich auch immer sind: Eine Peepshow der Gefühle."


Kronenzeitung 14. 11. 2005

„La Traviata“-Einübung. Mit Violetta vorm Ventilator.

"Zum zehnten Geburtstag des Wagner Forum Graz bot Ring-Award-Gewinner Leo Krischke auf der Studiobühne eine sehr persönliche „Traviata“-Hommage. Der junge Regisseur sperrt eine Frau und einen Mann in eine Art Arena, umringt von einem zum Voyeur erklärten Publikum. Choreographiert zu einem Valse triste vereinen und trennen sich die beiden Liebenden im Blütenregen oder in Kunstschneeluft, vom Ventilator aufgewirbelt. Krischkes szenisches Vokabular ist eine Anthologie obsoleter Zeitgeist-Ästhetik (...)"


Kleine Zeitung 14. 11. 2005