Zen Gedichte

   

 

 
 
 
 
 
 
 

 

 

 (aus: Zu den Quellen des Zen, Shibayama, Heyne Verlag)

 
Viele hundert Berge, in denen keine Vögel fliegen,
Viele tausend Heckenwege, die keine menschlichen Spuren tragen.
Ein alter Mann mit Strohhut und Mantel in einem einsamen Boot
Angelt einsam auf einem schneeigen Fluss
Grüner Enzian ist bis an seine Wurzel bitter,
Süße Melone ist süß durch und durch.
Während drei langer Kalpas habe ich mich geschult,
Und dieser Mönch hat einen Widerwillen gegen mich!
Heller Tag unter dem blauen Himmel!
In einem Traum spricht er von einem Traum.
Nichts als Schwindel!
Er hinterging alle Zuhörer.
Der Leib ist der Bodhi-Baum,
Der Geist gleicht einem klaren Spiegel.
Mühe dich Stund`um Stund, ihn zu fegen,
Laß kein Staubkorn sich ansetzen!
(Gedicht eines Schülers)

Bodhi ist ursprünglich kein Baum.
Der klare Spiegel steht auf keinem Stand.
Anfänglich existiert kein Ding.
Wo könnte sich ein Staubkorn ansetzen?
(Antwort des Meisters)

Wenn auch die Bambusrohre noch so dick werden,
Behindern sie doch nicht den Lauf des Stromes.
Wenn der Berg auch noch so hoch ist,
Verhindert er doch nicht das Dahingleiten der Wolken.
Viele hundert Blumen im Frühling, der Mond im Herbst,
Eine kühle Brise im Sommer und Schnee im Winter.
Wenn in deinem Geist keine richtige Wolke schwebt,
dann ist es für dich eine gute Jahreszeit.
Füge Gras zusammen und binde Zweige aneinander:
Sieh! Es ist eine Hütte!
Reiße sie ab und zerlege sie in Stücke:
Sieh! Es ist das ursprüngliche Grasland.
Zünde keine Lampe an. Im Haus ist kein Öl.
Wie traurig ist es, daß du ein Licht willst.
Ich selbst kenne einen Weg, die Armut zu preisen.
Ich lasse dich deinen Weg die Wand entlang ertasten.
Freue dich nicht übermäßig über das Richtige,
Sei nicht traurig über das Falsche.
Für die alten Meister sind die Dinge wie Blumen und Blüten.
Pfirsichblüten sind rot,
Pflaumenblüten sind weiß, und Rosen sind rosa.
Ich frage den Frühlingswind, warum das so ist, aber er weiß nichts davon.