"Zen ist von jeder anderen Form des Buddhismus, ja man
möchte sagen von jeder anderen Religionsform auffallend verschieden, und übt einen
eigentümlichen Zauber auf ein Denken aus, das der herkömmlichen Religion und Philosophie
müde ist.
Von allem Anfang an verzichtet Zen auf jede Form von
Theoretisieren, lehrhaften Unterricht, jegliche Dogmatik. All das behandelt es als bloße
Sinnbilder der Weisheit, Zen gründet sich auf Praxis und auf unmittelbares ,
persönliches Erleben der Wirklichkeit. Die wesentliche Aufgabe besteht in der Meisterung
des Denkens, was letztendlich im SATORI (Erleuchtung ) gipfelt,
wobei die Trennung von Subjekt und Objekt plötzlich verschwindet und die Einheit, das Nichtgetrenntsein als lebendige Wahrheit erkannt wird. Im Zen gibt es keine Zweiheit von
Himmel und Erde, Natürlichem und Übernatürlichem, Menschen und Gott, Stofflichem und
Geistigem, Sterblichem und Unsterblichen, denn es ist des Menschen eigene Vorstellung, die
den Unterschied bewirkt. SATORI ist die Verwirklichung unseres ureigenen, innersten
Wesens."
(Aus: Die
drei Pfeiler des Zen/ Phillip Kapleau)
Um dies zu erreichen, haben die Zenmeister eine
Meditationstechnik ( ZA-ZEN ) entwickelt, die den Schüler
befähigt, den Körper zu lockern, schweifende Gedanken loszulassen und seine
Konzentrationsfähigkeit zu entwickeln.
ZA-ZEN bezweckt ganz einfach, eine Distanz zum inneren Dialog zu schaffen, die zwanghafte
Identifikation mit unseren Meinungen, Vorstellungen und Gefühlen zu lösen, alte
Prägungen loszulassen, und dadurch fähig zu werden, innerlich völlig frei und spontan
im HIER und JETZT zu leben .
Die drei erklärten Ziele des ZA-ZEN, nämlich:
1.Entwicklung der Konzentrationskraft (Joriki)
2.SATORI-Erwachen (Kensho-godo)
3.Verwirklichung des erhabenen Weges im täglichen Leben (mujodo-no taigen) sind unauflöslich miteinander verbunden
und stehen miteinander in ständiger Wechselwirkung.
Wenn wir regelmäßig, dh. täglich mindestens 1/2 Stunde
SITZEN, spüren wir unweigerlich die heilsamen Auswirkungen dieser Praxis, werden
innerlich ausgeglichener.
Wir bauen immer mehr die Identifikation mit unserem "inneren Dialog" ab, sehen
Worte immer mehr als das, was sie eigentlich sind, eben als Worte, nicht mehr und
nicht weniger. Wir machen die Entdeckung, dass uns die Worte anderer nur so weit tangieren
können wie wir es selbst zulassen wollen.
Denkmuster wie: "und wenn ich dies sage, wird sie/er womöglich glauben,
dass..."oä, werden als Fiktionen entlarvt und beeinflussen nicht länger die eigene
Verhaltensweise.
Ängste werden abgebaut und wir verwurzeln uns immer fester und vertrauensvoller in
der Gegenwart.
Alter, längst vergessen geglaubter "emotionaler Müll" steigt an die
Oberfläche, wird ein letztes Mal konfrontiert und kann sich plötzlich in
"nichts" auflösen.( das kann mitunter recht unangenehme Begleiterscheinungen
nach sich ziehen, wie z.B. Zittern, Weinen, Wut- oder Hilflosigkeitsgefühle, Schmerzen an
allen möglichen Körperstellen, Müdigkeit, Langeweile, sofort zu sitzen-aufhören-wollen
uvm.
Die besten Erfahrungen habe ich in solchen Fällen gemacht, wenn ich bereit war, das
jeweilige Gefühl voll zu erleben, und währenddessen einfach weiterGESESSEN bin.
Da kommt dann plötzlich der Punkt, an dem von einer Sekunde bis zur anderen alle
Schwierigkeiten wie weggeblasen sind, und sich eine unendliche Ruhe und Leichtigkeit über
alles ausbreiten.
Mit der Zeit beginnt sich diese Leichtigkeit auch in unserem täglichen Leben auszuwirken,
es entwickelt sich der typische " Zenhumor", der denen eigen ist,
die schon lange praktizieren.
Des weiteren entsteht echtes Mitgefühl mit allen Wesen, die uns umgeben, wir werden
sensibler und einfühlsamer.
All diese Veränderungen geschehen mit der Zeit von selbst, ohne eigenes Zutun,
Voraussetzung ist allerdings die regelmäßige ZAZEN-Übung(!)
Wenn dann, eines Tages, während des Sitzens nur
für einen Augenblick echtes Loslassen geschieht (denn es kann nicht erreicht
werden), verschwinden Identifikationen und Interpretationen und alles
IST.
(SATORI)
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