Einführung

   

 

 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Zen-Buddhismus dem Westen nahezu unbekannt. Erst als D.T. Suzuki von Kyoto 1927 den ersten Band seiner "Essays in Zen Buddhism" veröffentlichte, lag ein Werk vor, welches das Interesse des Abendlandes nachhaltig zu erregen und gleichzeitig von dem wirklichen Geiste des Zen zu übermitteln vermochte. Das Ergebnis seiner Arbeit war ein rasch zunehmendes Interesse am Zen,  einerseits als Mode- Erscheinung , andererseits geht das Interesse doch auch tiefer.

 

zenkalligraphie Kopie.jpg (3968 Byte)

Zen

"Zen ist von jeder anderen Form des Buddhismus, ja man möchte sagen von jeder anderen Religionsform auffallend verschieden, und übt einen eigentümlichen Zauber auf ein Denken aus, das der herkömmlichen Religion und Philosophie müde ist.

Von allem Anfang an verzichtet Zen auf jede Form von Theoretisieren, lehrhaften Unterricht, jegliche Dogmatik. All das behandelt es als bloße Sinnbilder der Weisheit, Zen gründet sich auf Praxis und auf unmittelbares , persönliches Erleben der Wirklichkeit. Die wesentliche Aufgabe besteht in der Meisterung des Denkens, was letztendlich im SATORI (Erleuchtung ) gipfelt, wobei die Trennung von Subjekt und Objekt plötzlich verschwindet und die Einheit, das Nichtgetrenntsein als lebendige Wahrheit erkannt wird. Im Zen gibt es keine Zweiheit von Himmel und Erde, Natürlichem und Übernatürlichem, Menschen und Gott, Stofflichem und Geistigem, Sterblichem und Unsterblichen, denn es ist des Menschen eigene Vorstellung, die den Unterschied bewirkt. SATORI ist die Verwirklichung unseres ureigenen, innersten Wesens."
(Aus: Die drei Pfeiler des Zen/ Phillip Kapleau)

Um dies zu erreichen, haben die Zenmeister eine Meditationstechnik ( ZA-ZEN ) entwickelt, die den Schüler befähigt, den Körper zu lockern, schweifende Gedanken loszulassen und seine Konzentrationsfähigkeit zu entwickeln.
ZA-ZEN bezweckt ganz einfach, eine Distanz zum inneren Dialog zu schaffen, die zwanghafte Identifikation mit unseren Meinungen, Vorstellungen und Gefühlen zu lösen, alte Prägungen loszulassen, und dadurch fähig zu werden, innerlich völlig frei und spontan im HIER und JETZT zu leben .

Die drei erklärten Ziele des ZA-ZEN, nämlich:
1.Entwicklung der Konzentrationskraft (Joriki)
2.SATORI-Erwachen (Kensho-godo)
3.Verwirklichung des erhabenen Weges im täglichen Leben      (mujodo-no taigen) sind unauflöslich miteinander verbunden und stehen miteinander in ständiger Wechselwirkung.

Wenn wir regelmäßig, dh. täglich mindestens 1/2 Stunde SITZEN, spüren wir unweigerlich die heilsamen Auswirkungen dieser Praxis, werden innerlich ausgeglichener.
Wir bauen immer mehr die Identifikation mit unserem "inneren Dialog" ab, sehen Worte immer mehr als das, was sie eigentlich sind, eben als Worte, nicht mehr und nicht weniger. Wir machen die Entdeckung, dass uns die Worte anderer nur so weit tangieren können wie wir es selbst zulassen wollen.
Denkmuster wie: "und wenn ich dies sage, wird sie/er womöglich glauben, dass..."oä, werden als Fiktionen entlarvt und beeinflussen nicht länger die eigene Verhaltensweise.
Ängste werden abgebaut  und wir verwurzeln uns immer fester und vertrauensvoller in der Gegenwart.
Alter, längst vergessen geglaubter "emotionaler Müll" steigt an die Oberfläche, wird ein letztes Mal konfrontiert und kann sich plötzlich in "nichts" auflösen.( das kann mitunter recht unangenehme Begleiterscheinungen nach sich ziehen, wie z.B. Zittern, Weinen, Wut- oder Hilflosigkeitsgefühle, Schmerzen an allen möglichen Körperstellen, Müdigkeit, Langeweile, sofort zu sitzen-aufhören-wollen  uvm.
Die besten Erfahrungen habe ich in solchen Fällen gemacht, wenn ich bereit war, das jeweilige Gefühl voll zu erleben, und währenddessen einfach  weiterGESESSEN bin. Da kommt dann plötzlich der Punkt, an dem von einer Sekunde bis zur anderen alle Schwierigkeiten wie weggeblasen sind, und sich eine unendliche Ruhe und Leichtigkeit über alles ausbreiten.
Mit der Zeit beginnt sich diese Leichtigkeit auch in unserem täglichen Leben auszuwirken, es entwickelt sich der  typische " Zenhumor", der denen eigen ist, die schon lange praktizieren.
Des weiteren entsteht echtes Mitgefühl mit allen Wesen, die uns umgeben, wir werden sensibler und einfühlsamer.
All diese Veränderungen geschehen mit der Zeit von selbst, ohne eigenes Zutun, Voraussetzung ist allerdings die regelmäßige ZAZEN-Übung(!)

Wenn dann, eines Tages, während des Sitzens nur für einen Augenblick echtes Loslassen geschieht (denn es kann nicht erreicht werden), verschwinden  Identifikationen und Interpretationen und alles IST. (SATORI)