Zengeschichten und Aussprüche

   

 

 
 
 
 
 
 
 

 

 
Zen-Schüler bleiben mindestens zehn Jahre bei ihrem Meister, bevor sie es wagen können, andere zu belehren. Nan-in erhielt Besuch von Tenno, der, nachdem er seine Lehrzeit hinter sich gebracht hatte, ein Lehrer geworden war.
Der Tag versprach regnerisch zu werden, darum trug Tenno Holzschuhe und hatte einen Regenschirm bei sich. Nachdem ihn Nan-in begrüßt hatte, bemerkte er: "Ich nehme an, du hast deine Holzschuhe im Vorraum gelassen. Ich möchte gerne wissen, ob dein Regenschirm links oder rechts von den Holzschuhen steht".
Tenno wusste in seiner Verwirrung keine sofortige Antwort zu geben. Er erkannte, dass er nicht in der Lage war, sein Zen in jeder Minute bei sich zu haben.
Er wurde Nan-ins Schüler, und er studierte sechs weitere Jahre, um sein Jede-Minute-Zen weiter zu vervollkommnen. (aus: Ohne Worte-ohneSchweigen, Reps)

Nan-in, ein japanischer Meister der MEJI-Zeit (1868 bis 1912) , empfing den Besuch eines Universitätsprofessors, der etwas über Zen erfahren wollte. Nan-in servierte Tee. Er goss die Tasse seines Besuchers voll und hörte nicht auf, weiterzugießen.
Der Professor beobachtete das Überlaufen, bis er nicht mehr an sich halten konnte. "Es ist übervoll. Mehr geht nicht hinein!"
"So wie diese Tasse", sagte Nan-in, sind auch Sie voll mit Ihren Meinungen und Spekulationen. Wie kann ich Ihnen Zen zeigen, bevor Sie Ihre Tasse geleert haben?"
(aus: Ohne Worte-ohneSchweigen, Reps)


Wenn  du einem Fechter auf der Straße begegnest, gib ihm ein Schwert.
Biete niemandem ein Gedicht an, es sei denn einem Dichter.
Wenn du mit den Menschen sprichst, dann erzähle ihnen nur Dreiviertel.
Gib niemals den anderen Teil preis. (aus: Zu den Quellen des Zen, Shibayama)

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Als Eshun, die Zen-Nonne, sechzig Jahre überschritten hatte und sich anschickte, diese Welt zu verlassen, bat sie einige Mönche, im Garten Holz aufzuschichten. Sie setzte sich entschlossen in die Mitte des Scheiterhaufens und entzündete Feuer an allen Seiten. "O Nonne!" rief ein Mönch," ist es heiß da drinnen?" "So etwas kann nur einen dummen Menschen wie dich interessieren" antwortete Eshun. Die Flammen schlugen hoch und sie verschied." (aus: Ohne Worte-ohneSchweigen, Reps)


Wenn man den Schwerpunkt des Körpers auf die Stelle unterhalb des Nabels verlagert, d.h. wenn man ein Bewusstseinszentrum im HARA schafft, so lockern sich sofort die Spannungen, wie sie aus gewohnheitsmäßig hochgezogenen Schultern, Anspannung des Nackens oder einem gedrückten Magen entstehen.( aus: Die drei Pfeiler des Zen, Yasutani Roshi)


Ryokan, ein Zen-Meister, führte das allereinfachste Leben in einer kleinen Hütte am Fuß eines Berges. Eines Abends durchwühlte ein Dieb die Hütte, musste jedoch feststellen, daß nichts zum Stehlen da war.
Ryokan kam nach Hause zurück und ertappte ihn. "Du bist wohl einen langen Weg gegangen, um mich zu besuchen", sagte er zu dem Vagabunden, "und Du sollst nicht mit leeren Händen weggehen. Bitte, nimm meine Kleider als Geschenk."
Der Dieb war verblüfft. Er nahm die Kleider und machte sich davon.
Ryokan saß nackt da und betrachtete den Mond.
"Armer Kerl", murmelte er, "ich wollte, ich könnte ihm diesen wunderschönen Mond geben". (aus: Ohne Worte-ohneSchweigen, Reps)

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Wenn jemand an eine besondere Religion glaubt, richtet sich seine Einstellung gewöhnlich mehr und mehr von ihm selbst weg. Auf unserem Weg richtet sich die Einstellung auf uns selbst. (S.Suzuki,aus Zen-Geist, Anfängergeist)


Gasan belehrte eines Tages seine Anhänger:" Diejenigen, die gegen das Töten sprechen und wünschen, dass das Leben aller Lebewesen geschont wird, haben recht. Es ist gut, selbst Tiere und Insekten zu schützen. Aber was ist mit denen, welche die Zeit totschlagen, was mit denen, die Reichtümer zerstören, und mit denen, welche die nationale Wirtschaft ruinieren? Die sollten wir nicht übersehen. Und was ist mit dem, der ohne Erleuchtung predigt? Er tötet den Buddhismus. "(ohne Worte-ohne Schweigen, Reps)


Solange Ihr es noch nicht erfahren habt, in schwierigen Situationen zu sitzen, solange seid ihr noch keine Zen-Schüler. Keine andere Tätigkeit wird euer Leiden besänftigen. In anderen ruhelosen Haltungen habt Ihr keine Kraft, eure Schwierigkeiten zu akzeptieren. Nur in der Zazen-Haltung, die ihr in langer, harter Praxis euch angeeignet habt, hat euer Geist und euer Körper so große Kraft, die Dinge anzunehmen, wie sie sind, ganz gleich ob sie angenehm oder unangenehm sind. (S.Suzuki)


Was wir "ICH" nennen, ist nichts als eine Drehtüre, die sich bewegt, wenn wir ein- und ausatmen. (Shunryu Suzuki, aus Zen-Geist, Anfängergeist)

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Eine etwas eigenwillige, aber interessante Zusammenstellung aus Stewart W. Holmes' Buch: »Zen Art for Meditation« (gefunden im Zen Forum)

 

  • Die Wirklichkeit des Lebens erscheint am wahrhaftigsten in den Dingen und Handlungen unseres Alltags.
     
  • Alles existiert gemäß seiner eigenen Natur. Unsere individuelle Vorstellung von innerem und äußerem Wert, Richtigkeit, Schönheit und Größe existieren nur in unserem Kopf, nicht außerhalb davon.
     
  • Alles existiert nur in Beziehung zu anderen Dingen.
     
  • Das Selbst und der Rest des Universums sind keine getrennten Entitäten, sondern ein funktionierendes Ganzes.
     
  • Der Mensch ist eigentlich ein Naturprodukt, und er handelt effizient, wenn er mit der Natur arbeitet, anstatt zu versuchen sie zu beherrschen.
     
  • Es gibt kein Ich im Sinne einer ewigdauernden, unwandelbaren Einzelseele oder Persönlichkeit, die eine Zeitlang den Körper bewohnte.
     
  • Wahre Einsicht erwächst nicht aus Fachwissen, aus der Mitgliedschaft bei irgendeiner Clique, aus Doktrinen oder Dogmen - sie kommt aus den vorbewussten Intuitionen des eigenen ganzen Seins, aus dem eigenen Code.
     
  • Aus der Leere wird die Form geboren. Wenn jemand leer wird von den Annahmen, Folgerungen und Urteilen, die er im Lauf der Jahre angesammelt hat, dann kommt er seiner ursprünglichen Natur nahe, und er wird fähig, eigene Gedanken zu haben und spontan zu reagieren.
     
  • Gleichzeitig Zuschauer und Teilnehmer zu sein, ruiniert jede Vorstellung.
     
  • Sicherheit und Unveränderlichkeit sind Träume des Ich-dominierten Geistes; in der Natur kommen sie nicht vor. Unsicherheit zu akzeptieren und sich dem Unbekannten zu überlassen, schafft einen entspannenden Glauben an das Universum.
     
  • Man kann nur in diesem Augenblick leben.
     
  • Der Prozess des Lebens und die Worte darüber sind nicht identisch, und sie sollten nicht als gleichwertig abgehandelt werden.
     
  • Wenn wir die Inkongruenz erfahren, die zwischen den Theorien über das Leben und dem besteht, was wir intuitiv als wahr erkennen auf der nonverbalen, nicht-urteilenden Ebene, dann gibt es keine andere Lösung als Gelächter.
     
  • Zen-Kunst hat die charakteristische Qualität, dass sie die Freude an einem Werk visueller Kunst verschmelzen kann mit Einsicht ins Leben, persönliche Erfahrungen mit Intuitionen, in einem einzigen kreativen Ereignis.
     
  • Jeder von uns entwickelt sich zu einem einzigartigen Individuum, das in einzigartige Wechselwirkungen tritt mit der Welt, wie sie für dieses existiert.

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