Nan-in, ein japanischer Meister der MEJI-Zeit (1868 bis
1912) , empfing den Besuch eines Universitätsprofessors, der etwas über Zen erfahren
wollte. Nan-in servierte Tee. Er goss die Tasse seines Besuchers voll und hörte nicht
auf, weiterzugießen.
Der Professor beobachtete das Überlaufen, bis er nicht mehr an sich halten konnte.
"Es ist übervoll. Mehr geht nicht hinein!"
"So wie diese Tasse", sagte Nan-in, sind auch Sie voll mit Ihren Meinungen und
Spekulationen. Wie kann ich Ihnen Zen zeigen, bevor Sie Ihre Tasse geleert haben?"
(aus: Ohne
Worte-ohneSchweigen, Reps)
Wenn du einem Fechter auf der Straße begegnest, gib
ihm ein Schwert.
Biete niemandem ein Gedicht an, es sei denn einem Dichter.
Wenn du mit den Menschen sprichst, dann erzähle ihnen nur Dreiviertel.
Gib niemals den anderen Teil preis. (aus: Zu den Quellen des Zen, Shibayama)
<<
Als Eshun, die Zen-Nonne, sechzig Jahre überschritten
hatte und sich anschickte, diese Welt zu verlassen, bat sie einige Mönche, im Garten Holz
aufzuschichten. Sie setzte sich entschlossen in die Mitte des Scheiterhaufens und
entzündete Feuer an allen Seiten. "O Nonne!" rief ein Mönch," ist es
heiß da drinnen?" "So etwas kann nur einen dummen Menschen wie dich
interessieren" antwortete Eshun. Die Flammen schlugen hoch und sie verschied."
(aus: Ohne
Worte-ohneSchweigen, Reps)
Wenn man den Schwerpunkt des Körpers auf die Stelle
unterhalb des Nabels verlagert, d.h. wenn man ein Bewusstseinszentrum im HARA schafft, so
lockern sich sofort die Spannungen, wie sie aus gewohnheitsmäßig hochgezogenen
Schultern, Anspannung des Nackens oder einem gedrückten Magen entstehen.(
aus: Die
drei Pfeiler des Zen, Yasutani Roshi)
Ryokan, ein Zen-Meister, führte das allereinfachste Leben
in einer kleinen Hütte am Fuß eines Berges. Eines Abends durchwühlte ein Dieb die
Hütte, musste jedoch feststellen, daß nichts zum Stehlen da war.
Ryokan kam nach Hause zurück und ertappte ihn. "Du bist wohl einen langen Weg
gegangen, um mich zu besuchen", sagte er zu dem Vagabunden, "und Du sollst nicht
mit leeren Händen weggehen. Bitte, nimm meine Kleider als Geschenk."
Der Dieb war verblüfft. Er nahm die Kleider und machte sich davon.
Ryokan saß nackt da und betrachtete den Mond.
"Armer Kerl", murmelte er, "ich wollte, ich könnte ihm diesen
wunderschönen Mond geben". (aus: Ohne
Worte-ohneSchweigen, Reps)
<<
Wenn jemand an eine besondere Religion glaubt, richtet sich
seine Einstellung gewöhnlich mehr und mehr von ihm selbst weg. Auf unserem Weg richtet
sich die Einstellung auf uns selbst. (S.Suzuki,aus Zen-Geist,
Anfängergeist)
Gasan belehrte eines Tages seine Anhänger:"
Diejenigen, die gegen das Töten sprechen und wünschen, dass das Leben aller Lebewesen
geschont wird, haben recht. Es ist gut, selbst Tiere und Insekten zu schützen. Aber was
ist mit denen, welche die Zeit totschlagen, was mit denen, die Reichtümer zerstören, und
mit denen, welche die nationale Wirtschaft ruinieren? Die sollten wir nicht übersehen.
Und was ist mit dem, der ohne Erleuchtung predigt? Er tötet den Buddhismus.
"(ohne
Worte-ohne Schweigen, Reps)
Solange Ihr es noch nicht erfahren habt, in schwierigen
Situationen zu sitzen, solange seid ihr noch keine Zen-Schüler. Keine andere Tätigkeit
wird euer Leiden besänftigen. In anderen ruhelosen Haltungen habt Ihr keine Kraft, eure
Schwierigkeiten zu akzeptieren. Nur in der Zazen-Haltung, die ihr in langer, harter Praxis
euch angeeignet habt, hat euer Geist und euer Körper so große Kraft, die Dinge
anzunehmen, wie sie sind, ganz gleich ob sie angenehm oder unangenehm sind. (S.Suzuki)
Was wir "ICH" nennen, ist nichts als eine
Drehtüre, die sich bewegt, wenn wir ein- und ausatmen. (Shunryu Suzuki,
aus Zen-Geist,
Anfängergeist)
<<
Eine etwas eigenwillige, aber interessante Zusammenstellung aus
Stewart W. Holmes' Buch: »Zen Art for Meditation« (gefunden im
Zen Forum)
- Die Wirklichkeit des Lebens erscheint am wahrhaftigsten in den
Dingen und Handlungen unseres Alltags.
- Alles existiert gemäß seiner eigenen Natur. Unsere individuelle
Vorstellung von innerem und äußerem Wert, Richtigkeit, Schönheit und
Größe existieren nur in unserem Kopf, nicht außerhalb davon.
- Alles existiert nur in Beziehung zu anderen Dingen.
- Das Selbst und der Rest des Universums sind keine getrennten
Entitäten, sondern ein funktionierendes Ganzes.
- Der Mensch ist eigentlich ein Naturprodukt, und er handelt
effizient, wenn er mit der Natur arbeitet, anstatt zu versuchen sie
zu beherrschen.
- Es gibt kein Ich im Sinne einer ewigdauernden, unwandelbaren
Einzelseele oder Persönlichkeit, die eine Zeitlang den Körper
bewohnte.
- Wahre Einsicht erwächst nicht aus Fachwissen, aus der
Mitgliedschaft bei irgendeiner Clique, aus Doktrinen oder Dogmen -
sie kommt aus den vorbewussten Intuitionen des eigenen ganzen Seins,
aus dem eigenen Code.
- Aus der Leere wird die Form geboren. Wenn jemand leer wird von
den Annahmen, Folgerungen und Urteilen, die er im Lauf der Jahre
angesammelt hat, dann kommt er seiner ursprünglichen Natur nahe, und
er wird fähig, eigene Gedanken zu haben und spontan zu reagieren.
- Gleichzeitig Zuschauer und Teilnehmer zu sein, ruiniert jede
Vorstellung.
- Sicherheit und Unveränderlichkeit sind Träume des
Ich-dominierten Geistes; in der Natur kommen sie nicht vor.
Unsicherheit zu akzeptieren und sich dem Unbekannten zu überlassen,
schafft einen entspannenden Glauben an das Universum.
- Man kann nur in diesem Augenblick leben.
- Der Prozess des Lebens und die Worte darüber sind nicht
identisch, und sie sollten nicht als gleichwertig abgehandelt
werden.
- Wenn wir die Inkongruenz erfahren, die zwischen den Theorien
über das Leben und dem besteht, was wir intuitiv als wahr erkennen
auf der nonverbalen, nicht-urteilenden Ebene, dann gibt es keine
andere Lösung als Gelächter.
- Zen-Kunst hat die charakteristische Qualität, dass sie die
Freude an einem Werk visueller Kunst verschmelzen kann mit Einsicht
ins Leben, persönliche Erfahrungen mit Intuitionen, in einem
einzigen kreativen Ereignis.
- Jeder von uns entwickelt sich zu einem einzigartigen Individuum,
das in einzigartige Wechselwirkungen tritt mit der Welt, wie sie für
dieses existiert.
<<
|