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Jackfruit

ist eine längliche Frucht mit warziger Haut, die größer als ein Medizinball werden kann. Ihr inneres besteht aus faserigen, saftiggelbem Fruchtfleisch, in das kastaniengroße weiße Kerne eingebettet sind. Man kann die Jackfruits frisch essen oder zu einer Gemüsebeilage verkochen. Der Geschmack erinnert an eine Pineapple, die wie ein Apfel schmeckt.

Jade

wird seit altersher in Asien, vor allem in China hoch geschätzt und manchmal sogar mit Gold aufgewogen. Was den auf den ersten Blick eher unscheinbar aussehenden Halbedelstein so begehrt macht, konnte ich nie nachvollziehen.

Die Familien, die Jadegruben besitzen, zählen aufgrund dieser Umstände zu den reichsten Leuten in Asien.

Jadetorstadt

chinesisch Yümen Zhen, eine Kreisstadt in der chinesischen Provinz Ganxu, nicht weit von Yiayü Guan. Auf der Fahrt vom Fort am Ende der Großen Mauer der 10000 Li zur Bahnlinie machten wir in dieser kleinen grauen Stadt Mittagsrast. Die Kantinenküche einer Kommune fabrizierte dort, in der tiefsten Provinz ein 12gängiges Mittagessen für uns, das unvergeßlich bleiben wird. Allein das Zwischendessert aus karamelisierten Kartoffeln war schon unglaublich, was sonst noch an Gemüsen und diversen Fisch- und Fleischgerichten aufgefahren kam, war erstaunlich.

Jaffle , Japple, Juffle

sind einige der Schreibweisen für eine toastartige Speise, die man als Dessert oder Frühstück bekommen kann. Zwei Weißbrotscheiben werden mit Banane, Pineapple, Schokolade, Schinken, Käse oder einer anderen Fülle belegt und in einem Waffeleisen erhitzt. Das Resultat sieht dann wie ein Ufo aus und schmeckt gar nicht übel.

Jaffna

liegt ganz im Norden Sri Lankas. Jaffna ist Zentrum der hinduistischen Tamilen, die in der wechselvollen Geschichte der Juweleninsel so viele Rollen spielten. Die Geschichte der Insel ist ohne diese ethnischen Verstrickungen noch schwerer zu verstehen. Kamen tamilische Fürstenfamilien in vergangenen Jahrhunderten auf die Insel, die sie offenbar als Wurmfortsatz ihres indischen Herrscherbereiches verstanden, so holten die Briten im 19. Jahrhundert Tausende tamilische Arbeiter ins Land, die sie auf den Reisfeldern und Teeplantagen einsetzten.

So ist heute der Norden fest im Bann der hinduistischen Kosmologie, in allen Orten sind die bunten Gopurams der Tempel unter den zerzausten Wedeln der Palmyra-Palmen zu sehen.

Jaffna war auch der erste Ort, an dem ich die mystische Fremdartigkeit der hinduistischen Liturgien bestaunen konnte. Gedankenlos und neugierig durch eine Gasse gehend, nimmt mein Ohr seltsame Musik war, wie melodischer Free-Jazz; in einem kleinen Tempel nimmt ein Priester eine Weihezeremonie vor, flankiert von Musikanten, die mit Schalmeien und Trommeln die Handlung unterstützen. Mit heiligem Feuer und dessen Asche reinigt der Priester die Frau, segnet einen großen Messingtopf mit Grünzeug drinnen und gießt den Inhalt des Hefens plötzlich und unzeremoniös über der Frau aus. Die Musik bricht ab, alle drehen sich um und gehen ihrer Wege. Seltsam.

In einem anderen Tempel können wir die Gläubigen beim Beten beobachten. Nicht nur daß sie ihre heiligen Formeln murmeln und mit gefalteten Händen vor dem Bild der Gottheit stehen, auch Leibesübungen gehören zu einem richtigen Shiva-Verehrer. Nicht nur Kniebeugen und zu Boden werfen, auch Fingerübungen - linke Wange, rechtes Ohrläppchen, dann umgekehrt, dann Fingerverrenkspiele wie ich sie noch aus der Volksschule kenne ... Dann gehen sie zum diensthabenden Brahmanen, holen sich den roten Farbpunkt für die Stirn, eine Zungenspitze geweihtes Mehl mit heiligen Öl, dann schnappen sie sich wieder ihre Einkaufstasche und fort sind sie.

Auch wir kriegen unsere Punkte - offenbar wegen guten Betragens im Tempel. Wunderlich ist nur, daß wir hier im Tempelinneren die Hemden ausziehen mußten, Ilona machte schon ein betretenes Gesicht, aber diese Regel betrifft nur Männer.

Auf den guten Rat eines mir nicht mehr erinnerlichen Menschens fuhren wir von Jaffna aus auf die Insel Delft. Das hätten wir besser bleiben lassen.

Schon 1977 gingen in Colombo Gerüchte über Ausschreitungen und Gewalttätigkeit im tamilischen Norden um, die sich dann als haltloses Geschwätz herausstellten. Die einzigen Merkwürdigkeiten, die wir in der ärmlichen Stadt bemerken konnten, war ein etwas verwirrt dreinblickender Mensch, der gestikulierend und mit einem Schwert auf der Schulter die Busstation bewachte und außerordentliche Ansammlungen von Bestattungsunternehmen. Und natürlich die Hindutempel.

Jahrmarkt

gibts heute kaum mehr; und wenn dann wird diese ehrwürdige Tradition mit Bierzelt, Kassettenständen, Musik und Gejohle begangen.

Jahrmarkt der Eitelkeiten

findet man vor allem auf Fachmessen wie IFABO, CeBit oder SYSTEMS. Alles was Rang und Namen hat in der Computerindustrie - und auch viele, die das erreichen wollen - finden sich hier zu einigen anstrengen Tagen zusammen, an denen sie die verwirrten Interessenten überzeugen wollen, daß sie besser sind als die auf dem Nebenstand...

Was herauskommt ist Verwirrtheit, Anstrengung und Ratlosigkeit, auch wenn das die wenigsten zugeben wollen.

Jains

Nach dem Anblick all der fantastischen Tempel und Moscheen dachten wir, daß in Calcutta kaum etwas Bemerkenswertes zu finden sei. Weit gefehlt. Zwar zeichnet sich der berühmte Kali-Tempel, von dem die Stadt ihren Namen hat (Calcutta = Kali-Ghat) , durch geschäftstüchtige Priester und die weitläufigste Menge an Devotionalienläden aus, die ich je sah. Den Vogel schießen jedoch die beiden Jain-Tempel im Norden der Stadt ab.

Jain-Tempel in Calcutta

Die viktorianisch verspielten Pavillons und Türmchen der Tempelbauten stehen in Gartenanlagen, die das Herz jedes gartenzwergbesessenen Kleingärtners höher schlagen lassen. Von silberbronzierten Gußeisengittern umzäunt, stehen hier Skulpturen, Mosaiken, Pavillons und anderer Kitsch, vieles liebevoll aus buntem Porzellan zusammengesetzt. Ein Hofjuwelier des Vizekönigs ließ 1867 dieses Kitschmuseum erbauen. Auch das Innere der Tempel wimmelt von viktorianischen Kuriositäten; Spiegel, bunte Gläser, silberbronzierte Stuckverzierungen - Erinnerungen an eine Grottenbahn werden wach.

Da die Jains trotz (wegen ?) ihrer asketischen Lebensweise zu den reichsten Bevölkerungsgruppen Indien gehören, sind alle ihre Tempel gut in Schuß. Auch hier ist eine Handwerkerpartie dabei, den Innenraum zu renovieren. Die Priester und Gläubigen beachten streng die Glaubensgrundsätze der Jains, ein Tuch vor dem Mund, um kein Lebewesen einzuatmen, einen Besen unter den Arm geklemmt, um den Weg zu kehren.

Jaipur

Gestern besorgte Robert Bahntickets nach Jaipur mit erstaunlich wenigen Problemen. Die Reservierungsformulare, die man für jede Bahnkarte ausfüllen muß, sind noch immer im Umlauf, allerdings ist die zentrale Reservierungsstelle in Delhi bereits mit einer Computeranlage ausgestattet.
Ob das viel Veränderung bewirkt, ist schwer zu sagen; immerhin berichtete Robert von einem der Reservierungsbeamten, der seinen Schalter einfach abriegelte, sich in aller Ruhe einen Joint drehte und mit glücklich nach innen gerichtetem Blick konsumierte. Die Schlange vor dem Schalter wartete einstweilen.

Vor dem Einsteigen in den Nachtzug nach Jaipur lautstarke Diskussionen einer Menschentraube mit dem Schaffner, der vor der einzigen unversperrten Tür des Zuges Wache hält. Die Diskussionen, die mit streitbarem Unterton geführt werden, halten bis zur Abfahrt des Zuges an. Vielleicht war es auch nur eine intensive Plauderei, wer will das wissen ?

Die Versicherung, daß unser Waggon in Jaipur abgekoppelt wird, stellt sich als falsch heraus. Norbert, der spät mit dem Einsammeln seiner ausgepackten Dinge begann, kann mit Müh und Not alles zusammenraffen und aus dem anrollenden Zug springen. Als wir in unserer morgendlichen Erschöpfung die nächste Teeschank auf dem Bahnsteig anlaufen, entern ticketlose Fahrgäste die Waggondächer des Zuges auf der anderen Seite des Bahnsteiges. Männer, Frauen und Kinder mit Bündeln und Schachteln schwingen sich auf die Dächer und verschwinden in der morgendlichen Finsternis. Vielleicht ist das einer der vielen Gründe, warum die meisten Züge hier so durch die Landschaft bummeln. Die Bahnen geben auch den Armen die Gelegenheit, kostenlos mitzufahren und die Reise auch zu überleben.

Mit Hilfe der allgegenwärtigen Rikschafahrer erreichen wir bald ein Hotel, ein mehrstöckiger, relativ moderner Betonbau, der mit seinen verschachtelten Zimmern und Stiegen auf mich wie ein Fuchsbau wirkt. Vom Umgang im obersten Stock, wo wir unsere Zimmer haben, können wir über die ganze Stadt sehen, bis an die Hügel, die im fernen Dunst verschwimmen. Wie alle Städte im Orient erinnert auch Jaipur an einen ausgeschütteten Baukasten, die Klötzchen in Weiß, Gelb, Blau und dem Rosee, das der Stadt den Namen "Pink City" gab. Der erste Ausflug zu Fuß in die Innenstadt wird von einem der Hotelbuben, der uns den Weg zeigen will, bald zu einem Freund umgeleitet, der Edelsteinhändler ist. Da außer mir noch keiner einen Edelsteinhandel von innen zu sehen bekam, sind alle recht neugierig bis spekulationshungrig.

Daß die Prozedur so feierlich ist, mit Aus- und Einpacken der Edelsteinbriefe, wiegen, Preis berechnen, großzügig einen Rabattzuschlag wieder abziehen, Tee trinken, alles ohne unziemliche Hast, verwundert sie dann doch.

Maharajah Jai Singh II von Amber nutzte die Schwäche der Moghul-Herrscher und gründete Anfang des 15. Jahrhunderts in Sichtweite seiner Bergfestung Amber eine neue Hauptstadt für sein Reich. Die neue Stadt wurde nach althergebrachten hinduistisch astrologischen Gesichtspunkten als Mandala mit rechteckigem Grundriß angelegt. Der Palast des Herrschers im Zentrum der Mandala, die Basare, Wohnviertel und Ausfallstraßen nach genau festgelegten Regeln entlang Achsen, die sich an den Himmelsrichtungen orientieren.

Auf der Hauptstraße, die sich entlang der Palastmauer hinzieht, Feiertagsvorbereitungen. Überall sind abgeteilte Gevierte aus stoffbespannten Wandschirmen aufgestellt, die mit barbarisch bunten geometrischen Mustern geschmückt sind. Drinnen sitzen Menschen, die auf etwas warten und nebenbei versuchen, die Lautsprecher ihrer Musikanlagen durch möglichst laute Musik zu zerstören. Dem Klang nach zu schließen, ist das Ziel nicht mehr ferne. Konkurrenz bekommmen sie durch Gruppen, die mit Trommeln und Posaunen die Straße entlang ziehen und lautstarke und beschwingte Ständchen bringen.

Das Hawa Mahal, der berühmte "Palast der Winde", liegt schon im Nachmittagsschatten. Den Eingang, der irgendwo im Inneren der Palastmauern liegt, werden wir morgen suchen.

Der City-Palace des Maharajas von Jaipur bildet das Kernstück der Stadt. Heute verschwimmen die Grenzen, der eigentliche Palast des Maharaja ist zum Teil Museum, zum anderen Teil Wohnstätte des fürstlichen Pensionisten, leicht bewacht von einigen Soldaten. Ärmlich könnte man seine Behausung nicht nennen, auch wenn ein Vergleich mit seiner "guten alten Zeit" sicher viel offen läßt. Einst bedeckte der Palast ein gutes Siebentel der bebauten Fläche Jaipurs, heute sind die Nebengebäude des Palastes verfallen oder wurden zu Wohnhäusern und Schulen umfunktioniert. Die bauliche Einheit wird heute nur noch durch die von Toren durchschnittene Umfassungsmauer sichtbar. Die Festungsmauer des Palastes ist oft nur noch in den Lücken zwischen den Wohnhäusern, die angebaut wurden, zu erkennen.

In den Schauräumen des kleinen Palastmuseums sind Kollektionen fürstlicher Gewänder ausgestellt, zum Teil verschwenderisch mit Gold- und Silberfäden bestickt. Reitausrüstungen und eine Sammlung von traumhaft schönen Illustrationen in der Manier persischer Miniaturmalerei ergänzen die Schau. Wie Menschen Miniaturmalerei mit dieser Schönheit und Präzision auch im kleinsten Detail produzieren konnten, ist mir unbegreiflich.

In den luftigen Durchgängen eines Museumsbaues stehen die silbernen Trinkwassergefäße, die der Maharadja auf seinen Reisen, auch nach England, immer mit sich führte, um stets Wasser seiner Heimat bereit zu haben. Ob da die Furcht vor Giftattentaten oder religiöse Gründe eine Rolle spielten, scheint mir nicht so wichtig zu sein. Die Tatsache allein, daß ein Herrscher dieser Zeit Silberkessel, die fast einen Kubikmeter fassen, um die halbe Welt transportieren ließ, ist schwer faßbar.

Die Verfügbarkeit von Reichtümern für eine kleine Herrscherschicht ist für uns heute selbst intellektuell kaum vorstellbar; von der emotionellen Vorstellung ganz zu schweigen. Wenn wir uns dazu noch die Produktionsbedingungen vorstellen, unter denen all die Kostbarkeiten hergestellt wurden, kann nur noch die Gottgleichheit eines Herrschers als Erklärung herangezogen werden. Und das kann sich ein Westler des 20. Jahrhunderts nicht mehr vorstellen.

Das Hawa Mahal, der berühmte "Palast der Winde" ist im Grunde nur eine Fassade, hinter der die Damen des Maharadjas die Ereignisse auf der Straße, zum Beispiel Prozessionen, unsichtbar hinter Gittern, Fensterläden und Erkern mitverfolgen konnten. Hinter den kunstvollen Erkern der Fassade liegen mehrstöckige, durch Treppen erreichbare Ebenen, die zum Teil ganz offen gebaut wurden.
Einer der Soldaten der unvermeidlichen Wachmannschaft - die Furcht vor Attentaten der
Sikhs ist überall zu bemerken - will uns vorerst nicht die höheren Ebenen betreten lassen. "Somebody praying ..." meint er. Als er die nächste Rauchpause macht, steigen wir ungehindert hinauf, von Beten keine Rede, seine beiden Kollegen liegen lang hingestreckt und erholen sich vom anstrengenden Dienst. Dezenterweise schnarchen sie nicht.

Jakarta

lernten wir kaum kennen. Wir erlebten nur den Flughafen, zwei Autobusfahrten durch heruntergekommene (oder gar nie oben gewesene) Vororte und das bizarr deplaciert wirkende Luxushotel Horison. Nach all dem, was die Gerüchte und Reiseführer über die Millionenmetropole Jakarta, die mehr Einwohner als ganz Österreich haben soll, behaupten, wollten wir es gar nicht mehr so genau wissen.

Die Diskrepanz zwischen der etwa einstündigen Busfahrt, die uns über Autobahnen, bröckelnde Vororte mit aufgerissenen Straßen und elenden Stauungen führte, schwitzend im Glaskasten des Wagens, vorbei an armselig angezogenen Menschen, den üblichen Verkaufsstandeln, mit einer Glühbirne oder Auerlicht Käufer anlockend, und dem Hotel mit Steak zum Abendessen berührte uns schon merkwürdig.

Die Architekten des Flughafens ließen sich gottseidank nicht von der überall grassierenden Aircondition-Seuche anstecken. Die Flugsteige sind im Design an einheimische Architektur angepaßt, überdachte Stege, Pavillons mit ausladenden Dächern, Pfeiler und Dachbalken aus rostrot gestrichenen Stahlkonstruktionen, die fast wie Holz aussehen, die Säulen oben mit farbigen Ornamenten verziert. Dazwischen Rasenflächen mit Büschen und Bäumen.

Jami Masjid

Delhi 1986

Ein Sikh mit einem seltsamen Dreiradgefährt, das einer Harley Davidson nachempfunden sein muß, chauffiert uns mit Ventilgeklingel und Auspuffdonnern vom Roten Fort zur Freitagsmoschee. Die Jami Mashid hier in Delhi wurde 1644 bis 1658 von Shah Jahan erbaut. Es ist kurz nach 16:00 Uhr, als wir die Terrassen, die die Moschee umgeben, emporsteigen. Die Menschen, denen wir hier begegnen, sehen anders aus, als die meisten Passanten, die wir bisher sahen. Vor allem die Männer; viele mit dunklerer Haut als die Mehrzahl der Menschen in Delhi, asketische Gesichter, fast alle mit dem typischen Wangen- und Kinnbart des orthodoxen Muslim, weiße Häkelkäppchen auf dem Hinterkopf.

Aus Lautsprechern klingt scheppernd die Stimme eines Muezzin, der auf das kommende Abendgebet aufmerksam macht. Das erste Mal seit unserer Ankunft habe ich das Gefühl, daß uns die Menschen als Eindringlinge betrachten, nicht feindselig, doch ein wenig mißtrauisch. Die Sphäre des Islam, in die wir eindringen ist jedoch nicht heilig genug, daß ein Eintrittsgeld für Mensch und Kamera das nicht beheben könnte. Nach dreifacher Eintrittsgebühr (für Mensch, Kamera und Minarett) und Kleidungskontrolle dürfen wir in den weiten Hof der Moschee. Die Bodenfliesen sind noch glühend heiß von der Mittagshitze. Dankbar für die Grasmatten, die fast den ganzen Boden bedeckten, queren wir den Hof, um das westliche Minarett zu besteigen.
40 Meter über dem Hof, in einer grazilen Marmorampel mit nur wadenhohem Geländer streift der Blick weit über das Häuserwirrwarr Alt-Delhis. Wie ein verschütteter Baukasten in Weiß und Hellblau liegt die Altstadt um uns, am Horizont sind die Wolkenkratzer Neu-Delhis im Dunst zu erkennen. Nicht nur neugierige Ausländer, auch Gläubige, die die große Moschee besuchen, bewundern den Ausblick. Tief unter uns der jetzt fast menschenleere Hof, der 25 000 Betende fassen kann. Ganz anders als in den türkischen Moscheen ist der Brunnen, an dem sich der Gläubige wäscht, im Zentrum des Hofes; einige Wenige waschen Hände, Gesicht und Füße, rings von Taubenschwärmen umgeben. Die Sonnensegel, die den Hof überdeckten, werden gerade eingerollt, die Moschee erwacht langsam aus dem Mittagsschlaf.

Jantar Mantar

ist ein genereller Begriff für astronomische Einrichtungen, die in der Moghulzeit in Indien entstanden. Um die Genauigkeit der Instrumente zu erhöhen, wurden sie vielfach stationär und aus Marmor gebaut. Heute sind noch drei dieser Astronomie-Parks erhalten.

Jaipur

Im 18. Jahrhundert, als das Reich der Großmoghuln, bereits geschwächt, den graduellen Verlust seiner Macht nicht wahrhaben wollte, regierte nicht weit vom heutigen Jaipur ein Rajputenfürst, der sich nicht nur für kriegerische Auseinandersetzungen und Prachtausübung interessierte. Die Zentren des künstlerischen und architektonischen Schaffens hatten sich bereits in die Residenzen der unabhängig gewordenen Fürstentümer verlagert. Maharaja Jai Singh II von Amber (1699 bis 1744), ein Astronomiefreak, beauftragte anerkannte indische Gelehrte, in aller Welt Prinzipien des Meßgerätebaues zu studieren, um die Präzision astronomischer Messungen zu verbessern. Durch hundertfache Vergrößerung der damals bekannten Technologie versuchte er, hundertfache Genauigkeit bei seinen Himmelsbeobachtungen zu erzielen. Außerdem wollte er durch fixe Bauweise in Mauerwerk und Stein die Lagerungenauigkeiten der damals üblichen transportablen Messing- und Bronzegeräte vermeiden.

Fünf Observatorien ließ er in Delhi, Mathura, Ujjain, Jaipur und Varanasi bauen. Die Anlage in Mathura wurde zerstört, Delhi, Jaipur und Varanasi konnte ich besuchen. Die Observatorien in Delhi und Jaipur sind gut erhalten, beide werden heute als Touristenattraktion gepflegt und restauriert. Die Anlage in Varanasi dämmert vergessen auf dem Dach eines kleinen Stadtpalastes vor sich hin. Im Häusergewimmel Varanasis kaum zu finden, sind die steinernen Instrumente auf geringem Raum eng zusammengepreßt.

Im Gegensatz zu den bereits in Dekadenz und Eklektizismus erstarrten Bauwerken der Moghul-Spätzeit dominiert bei den Observatorien die Funktion die Form. Es fällt schwer, die astronomischen Bauwerke im Kontext der Epoche ihrer Entstehung zu sehen. Der spontane Eindruck, den sie erwecken, sagt dem Betrachter, daß sie aus dem 20. Jahrhundert stammen.

Begehbare Sonnenuhren, in denen Menschen wie Zwerge wirken; die streng nach Winkelteilungen entworfenen Baustrukturen erzeugen starke und exotische Lichteffekte. Scharen von Winkelmessern, nach Sternbildern ausgerichtet, jeder eine Marmortreppe, die mit ca. 45 Grad Neigung nach oben führt und in einen oben offenen Drittelkreis aus Marmor - die Meßskala - eingespannt sind. Meßgeräte für Sternhöhen, die halbkugelförmig in den Boden eingelassen sind, ein riesiges Areal bizarrer Bauten.

New Delhi

In Delhi ist die "Jantar Mantar" genannte Anlage locker in einen Park mit Rasenflächen und Bäumen verstreut, die Bauwerke aus rotem Sandstein und Marmor ausgeführt. In Jaipur lag das Areal der astronomischen Geräte einst in einem Hof des Palastes. Heute sind die Strukturen des Palastes aufgebrochen, die Bauwerke stehen streng und abstrakt in einem weiten offenen Hof. Dominiert wird der Hof der Meßgeräte von der großen Sonnenuhr , deren Meßskala so großzügig gestaltet wurde, daß man darauf die Zeit angeblich auf eine Sekunde genau ablesen kann.

Die Anlage ist offenbar nicht nur für Touristen interessant, die wie wir zu Fuß kommen oder per Autobus. Auch eine Schulklasse ist hier auf Exkursion. Die meisten Kinder sind Sikhs, sie drängen sich in einer der Marmorskalen für den Vortrag ihres Lehrers zusammen. Die blauen Kopftücher, mit denen sie ihre Haarknoten eingebunden haben, vervollständigen des Farbdreiklang aus Weiß, Rot und Blau.

Varanasi

hier steht die dritte der vier astronomischen Anlagen, die sich Jai Singh leistete (die vierte hat die Zeitläufe leider nicht überlegt). Auf das flache Dach eines Hause gezwängt, ist sie nur ein schwacher Abklatsch der beiden anderen Installationen, verlottert und vergessen.

japanische Touristen

treten sehr gerne in Rudeln auf; das darf man nicht so eng sehen, das hat eine jahrhundertealte Tradition auf ihren dicht bevölkerten Inseln und gibt ihnen Sicherheit.
In jedem Fall adjustieren sie sich, im Rudel oder allein in als dreckig angesehenen Gegenden sehr gerne mit Handschuhen, diversen Kopftüchern, gelegentlich auch mit Mundschutz...

Jardin

heißt eigentlich Garten, aber in Panamá werden die diversen Biertankstellen so genannt. Immer eine weitläufige Halle, meist ohne jede Einrichtung, außen in Ölfarbe kunstvoll mit Getränkereklamen bemalt.

Jardin Bontanico National Habana

Ist im Parque Lenin angesiedelt und wartet mit einer ungemein weiten, parkähnlichen Landschaft auf, die vor allem mit tropischen Bäumen aus allen wichtigen Regionen dieser Welt bepflanzt ist.

Daneben gibt es auch noch zwei Schattenhäuser für Sukkukenten - Kakteen und einige schöne Exemplare afrikanischer Arten - und neotropische Epiphyten und Schattenpflanzen.

Java

1989 : Das Wort, der Name wecken aus der Erinnerung geheimnisvolle Ahnungen an Exotisches, an fremde Länder, den damals nicht vorstellbaren Zauber der Tropen. Holländische Kolonialpflanzer, die auf einem alten Foto in Baumwollkleidung (mit Kravatte) auf einer Veranda sitzen, die Bediensteten in Habtacht-Stellung, der Spitzname des Kaffees bei der US Navy, krisschwingende Amokläufer, die Schundhefte durchrasen, schwüle Djungel- Gedanken ohne Grundlage.

Die Wirklichkeit ist natürlich - wie immer - ganz anders. Aber das macht nichts. Vielleicht war es nur dieses eine Wort, das mich hier hergeführt hat.

Javanische Sprache

die Sprache spiegelt das uralte Kastendenken der indisch beeinflußten alten Kultur wider. Die dichte Besiedelung der Insel ließ strenge Hierarchien entstehen, die sich noch heute in den Nuancen der Sprache bemerkbar machen. Nicht nur, daß sie sehr wortreich ist - oft ein Zeichen hohen Alters einer Sprache - und etwa für verschiedene Abstufungen der Farbe Grün völlig verschiedene Begriffe verwendet, auch die soziale Ebene des Sprechers spiegelt sich in Vokabular und Sprechweise wider. Hiezu kommen noch besondere Ausdrucksweisen für den Umgang mit Göttern und für rituelle Feste, für den Umgang mit dem König oder als Form für gehobene Literatur.

Heute gehen viele Javanesen bereits dazu über, im Alltag Bahasa Indonesia zu verwenden, um den komplizierten Höflichkeitsformen auszuweichen und peinliche Sprachbarrieren zu umgehen.

Einen gewissen Einblick in die Komplexität und Vielschichtigkeit der Sprache konnten wir durch einen anonym gebliebenen Einwohner Solos gewinnen, der so liebenswürdig war und uns den Ablauf einer Wayang Orang-Aufführung live übersetzte und kommentierte.

Jet-Lag

Die Zeitverschiebungen der modernen Transportmittel können schon seltsame Erscheinungen hervorrufen.

Nach der Rückkehr aus Myanmar versuchte ich, die 5½ Stunden Zeitverschiebung dadurch zu neutralisieren, indem ich möglichst lange aufblieb, was letztlich ein 40-Stunden-Tag mit einigen Nickerchen im Flugzeug wurde. Dann schlief ich vor der Glotze ein und wachte total desorientiert auf. Wahrscheinlich hatte ich etwas myanmarisches geträumt, denn ich wähnte mich in einem Resthouse, etwa wie das Candacraig und brauchte mehrere Minuten, bis ich die Traumbilder mit den sichtbaren Dingen synchroniseren konnte, bis ich dann doch wußte, daß ich wieder in Wien bin.

Oder hat das was damit zu tun, daß manche naturverbundene Völker behaupten, bei so schnellem Reisen bleibe die Seele des Menschen zurück und brauchte dann einige Zeit, bis sie den Körper wieder einhole, damit der Mensch wieder ganz werde ?

JIMNY

heißen die Pseudojeeps von Suzuki, die die meistvermieteten Autos in Bali sind. Unser gemietetes Gefährt war ein echtes Geschwür, mit Totgang in der Lenkung, rinnendem Kühler, einer Hupe, die nur eine Viertelstunde kläglich fiepte und dann für immer verstummte und zum Schluß abgerissenem Auspuff. Für zwei Personen mit Gepäck bestens geeignet, vier Personen mit Gepäck stellen eher eine Prüfung, vor allem für die hinten Sitzenden dar. Die harte Federung und die löcherigen Straßen Balis können Bandscheiben und Magen schon harte Proben auferlegen.

Jinx

der Mond eines jupiterähnlichen Riesenplaneten, dichter als unsere Erde; somit sind die dort wohnenden Menschen massiv gebaut und ungemein stark. All das nachzulesen in den Chroniken der Bekannten Welt.

Jogaraga Tempel

liegt wenige Kilometer von der Nordküste Balis entfernt in der Ortschaft Sawan und erlangte weniger durch die hervorragenden, barocken Rangda-Darstellungen seine Berühmtheit, als durch einige kleine Friese an der Umfriedungsmauer. Von den Steinschnitzern seinerzeit wahrscheinlich eher witzig gedacht, berührt es den heutigen Betrachter seltsam, wenn er dicke Holländer in einem merkwürdig unförmigen Auto fahren sieht oder Krokodile, die einen Unglücklichen verschlingen.

Da sich jedes Stück Stein binnen weniger Jahre mit einem Pelz aus Flechten und Moos überzieht, sieht jeder balinesische Tempel aus, als sei er Jahrhunderte alt, obwohl viele der Friese und Figuren erst vor wenigen Jahrzehnten fertiggestellt wurden.

Jomsom

ist eine Kleinstadt im oberen Kali Kandaki Tal, in der heutigen Form wohl nur infolge des Trekking-Trourismus überlebensfähig.
In jedem zweiten Haus der unteren Stadt, nahe beim Flugfeld, ist ein gesthouse, ein Andenkenladen, eine Reiseagentur oder eine Kombination davon. In der oberen Stadt gibt es wenigstens einige vermischte Warenhandlungen, aber auch da profitiert man sehr von den Touristen.
Wenn das Wetter halbwegs bis gut ist, landen 3 oder mehr Flieger auf der Staubpiste des Flugfeldes und machen sich so schnell es geht wieder auf den Weg anch Pokhara zurück.
Das Tal, das bei Jomsom besonders eng wird, wirkt wie eine Düse und strömt morgens, bis ca 10:00 die Luft, die sich offenbar in den Bergebenen schneller erwärmt, ins Tal, ab ca 12:00 in der Gegenrichtung - oft so stark, daß an Fliegen nicht zu denken ist.
Das Hotel, in dem wir übernachteten, war sehr nett, eine verglaste Lobby, durch die der Gipfel des Nilgiri Himal hereinblickte; und, für Nepal eher untypisch, ausgezeichnetwe Pfeffersteaks, die ich mir zur Feier des erfolgreichen Abschlusses unserer Wanderung und zur endgültigen Schädigung des Pauschalpreises genehmigte.

Joyokusuman Guesthouse

Zikaden zirpen, Frösche ratschen im Garten im Garten des alten javanischen Hauses in Solo.

Das Guesthouse muß früher Wohnhaus eines Adeligen oder Hofbeamten gewesen sein. Durch ein pompöses Tor, fast ein Torturm betritt man den Garten, rechts dehnt sich der Dienertrakt - der jetzt die Gästezimmer birgt - im Hintergrund des Gartens einer der zeremoniellen Tanzpavillons, der das eigentliche Wohngebäude fast verbirgt.

Die Zimmer sind zwar eher spartanisch, obwohl es sogar vereinzelt Moskitonetze gibt, das Mandi wird von einem Ziehbrunnen gespeist, das Ganze vermittelt einen blassen Eindruck, wie es hier einmal an vielen Orten ausgesehen haben mag.

Jugoslavien

gibts auch nicht mehr. Titos Traum ist in Schutt und Asche, Blut, Schweiß und Tränen gefallen.

Einmal war ich eine Woche in Istrien, in der Gegend von Koper, aber das war eine seltsame Mischkulanz von Italien, Touristeninsel und Balkan, das kann man nicht Jugoslavien nennen.

Bei einer anderen Gelegenheit, auf der Fahrt nach Griechenland querte ich das Landesinnere, kam sogar an der durch Doderers Roman berühmt gewordenen Stadt Slunj vorbei, hielt mich aber nicht auf. Mir ist nur ein seltsames wolkenkratzerartiges und vergammeltes Hotel in Erinnerung, in dem ich übernachtete; später Resopalstil, grindig.

Und dann Split, eine venezianische Stadt am Meere, noch schöner Trogir, eine Burg, die eine Stadt wurde, rings vom Meer umspült.

In die zu recht berühmten alten Städte Bosniens, in denen sich türkisches mit balkanesischem und österreichischem so wunderbar mischten - wie etwa Mostar - kam ich nie. Jetzt ist es zu spät, der ethnische Haß der tribalistischen Kriege hat das alles zu Staub zermahlen.

Jungle Walks

gibts in Fraser Hill und Cameron Highlands.

wer mehr sehen & lesen will, muß sich die CD beschaffen