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Iberia

mit der spanischen Fluglinie machte ich keine so guten Erfahrungen. Zwar waren die die einzigen, die kurz vor Weihnachten 95 noch einen Flug nach Guatemala verkaufen konnten, aber dann gabs nicht viel mehr.

Die Übernachtung in Madrid war ja noch recht angenehm, aber bei der Weiterreise stellten sich einige Überraschungen heraus. Die nette Nummer, die den Flug symbolisiert, war eher ein Schwindel, denn in Miami werden Passagiere und Gepäck in vier kleinere Flieger verladen, die dann nach Guatemala City, San Salvador, Costa Rica und Panamá weiterfliegen. Allerdings nicht immer gemeinsam, wie ich zwei Stunden später feststellen mußte.

Iberia benötigte von Sonntag abend bis freitag früh,. um meine verschwundene Tasche wiederzufinden und fand es in der Zwischenzeit nicht der Mühe wert, anzurufen, den Schalter besetzt zu halten oder andere, wenn auch oberflächliche Serviceleistungen zu bieten. So nicht mehr.

Idenao

gelegentlich auch Idenau genannt, ist der letzte Ort an der Westküste Kameruns, den man mit dem Auto erreichen kann. Man ist dann noch lange nicht in Nigeria, kann aber lt. Reiseführer mit Booten ins Grenzgebiet fahren. Wir waren - eher aus Neugierde - an einem Wochentag, von Limbé aus kommend, dort. Ein fades Nest, aus wenigen Hütten bestehend, am Ende der Welt. Wahrscheinlich ist dort am Wochenende Trubel angesagt, wenn die Menschen aus Limbé und vor allem aus Douala hier einfallen, um sich gebratene Fische und was sehr viel wahrscheinlicher ist, geschmuggelte Waren aus Nigeria zu holen.

Die ganze Küste entlang, an den Abhängen des Mount Kameroun entlang, ziehen sich kilometerweit Ölpalmen-Plantagen hin, ein Anblick, der mich sehr an Malaysia erinnerte.

Ihlara

wird auch der kleine Grand Cañon genannt. Sowas ist natürlich eine schamlose Übertreibung; aber sehenswert ist die Schlucht in jedem Fal. Auf einer Länge von 15 km durchbrincht der Melendiz-Bach ein Sandsteingebirge - und das resultiert in einer gut 50 m tiefen Schlucht mit fast senkrechten Wänden. Man kann entweder am Anfang der Schlucht - bei gleichnamigen Dorf - beginnen und die ganze Länge des Tals durchwandern oder in der Mitte von der Terrasse eines relativ neuen Restaurants (der Reiseführer warnt ausdrücklich vor dessen Essen und Preisen!) 382 Stufen in die Tiefe steigen.

Da hat man dann die besterhaltenen Höhlenkirchen Kappadokiens in bequemer Gehweite und muß sich nicht damit aufhalten, die schönen Weidenhaine des Tales zu durchwandern.

Die Lage muß den eremitischen Mönchen der Byzantinischen Zeit wunderbar vorgekommen sein - das ganze Jahr über Wasser, weicher Stein, in den man Höhlen schlagen kann und eine sehr unzugängliche Lage; was kann man noch mehr wollen (außer göttlicher Gnade).

An Kirchen gibt es schönere in Kappadokien, aber wenige, die in einer so schönen Landschaft stehen.

Sucht man die weniger nahen Höhlen auf, ist es angebracht, die Kraxeleien über Baustämme und Felsen ernst zu nehmen, sonst kann es einem passieren (wie mir), daß sich eine Kamera selbständig macht und über die Felsen einige Meter hinunterspringt ...

Ikat

ist eine Webtechnik, die es im ganzen hinterindischen Raum gibt, die jedoch auf einigen Inseln des indonesischen Archipels ihre höchste Entwicklungsstufe erreichte. Die Schußfäden werden vor dem Webvorgang so gefärbt, daß sich während des Webens Figurenmuster ergeben. Nicht nur, daß der Färbevorgang viel Übung und eine ausgefeilte Technik erfordert, auch das Weben selbst muß mit Bedacht auf die Muster ausgeführt werden. Eine weitere Steigerung des technischen Raffinements ergibt dann den Doppel-Ikat.

In allen besseren Antiquitätenladen gibts Ikat-Stücke von allen Inselns des Archipels. Der Ausverkauf der Volkskunst ist in vollem Gang, jeder will sein Scherzel vom Profit ergattern. Aber vielleicht hats auch sein Gutes; die schönen Stücke verkommen nicht unbekanntrweise in irgendeinam Mithaufen, sondern werden vielleicht doch von Menschen, die sie ein wenig lieben and Erinnerung an Vergangenes nach Hause mitgenommen.

Imbißbuden

gehören im allgemeinen nicht zu den geographisch oder topografisch interessanten Positionen. Bei der Reise durch die Provinzen der ehemaligen DDR, die Ostseeküste entlang, fielen die unzähligen Hinweisschilder auf, die die Landschaft sprenkelten.
Wahrscheinlich wird nur ein Bruchteil das Jahr 1991 überleben - aber das macht nichts, die Menschen dort haben so viel nachzuholen. Vor allem was das geistige und erlebbare angeht.
Jahrelang machten zehntausende DDR-Bürger Urlaub an der Ostsee und Jahr für Jahr war die Planwirtschaft unfähig und/oder unwillig, die Urlauber mit Getränken und außerplanmäßigem Essen zu versorgen; ein Chemnitzer, den wir in
Plzen trafen, erzählte uns von einem Erlebnis an der Küste, als ein "privater" Hendlbrater, der um 10 an den Strand kam, binnen weniger Minuten eine riesige Menschenschlange auslöste. Als der Chemnitzer nach 21/2 Stunden am drankommen war, gingen die Eßwaren vier Personen vor ihm zur Neige. Als Letzer ergatterte er noch 4 Weißbrotscheiben. Dann machte der arme Imbißmensch zu und fuhr nach Hause. Er wäre nicht einmal auf die Idee gekommen, an Nachschub zu denken. Ein jeder wußte, daß man nichts kriegt, was über die zugeteilte Portion hinausgeht ...

Ist doch klar, daß jetzt so viele in Imbiß und Getränken machen !

Imperial

hat gehalten, was der Name verspricht - das war das beste einheimische Bier, das wir in Costa Rica bekamen

Inch

ist eine Kleinstadt im Süden Irlands, von der an sich nichts zu berichten ist. In der Nähe übernachteten wir in einem sehr alten Hotel - muß noch aus der Zeit der Jahrhundertwende stammen, so gut wie nichts renoviert, wie eine Filmkulisse. Kleine Zimmerchen, mit einem Waschbecken, Bäder nur am Ende des Ganges, eine Veranda auf der Südseite, Räume, denen man noch das ehemalige Musik- oder Lesezimmer ankennt.

India Dormanda

heißt ein Hügelrücken im Valle de Anton. Wohl überall auf der Welt gibts diese Bergkonturen, die mit ein wenig Vorstellungskraft ein Gesicht oder einen schlafenden Riesen oder sonst was amthropomorphes darstellen. Auf den Hängen unterhalb der schlafenden Indianerin sind im Wald kleine Plantagen mit Orangen- und Grapefruitbäumen zu finden, die den Dörflern hier gehören. Allein beim Zusehen, wie sie mit riesigen Säcken auf dem Rücken einen Pfad aus kindskopfgroßen Steinen eilends hinunterwankten, wurde mir schon schlecht. Und die machen das offenbar den ganzen Nachmittag lang. Und ich keuchte schon bei einem Mal hinaufsteigen.

Indianerhof

Ernsthafter Kandidat für den schönsten Gemeindebau von Wien.
Ein Teil der Großfamilie Steininger hatte dort seit 1933 ihr Domizil.

Die bautechnisch sicher schwierige Lage des Indianerhofes im Abhang des Wientales wurde vom Architekten in meisterlicher Weise in einen gestalterischen Vorteil umgedreht. Durch die starken Niveauunterschiede ist der große Innenhof dreidimensional gegliedert, die Innenfassade mit ihrer asymmetrischen Mischung aus Quader- und Giebelformen wäre ein wunderbares Vorbild für die Emmentalerbauer der Nachkriegszeit gewesen. Vor allem die hohen und steilen Giebeldächer hatten es mir immer angetan; als ich dann viele Jahre später Ursula LeGuins Winterplanet las, kamen wir immer diese Dächer in den Sinn.

Der Name - bis heute weiß ich nicht, ob es der offizielle ist - kommt von einer Keramikfigur eines Indianers, der über einem der Eingänge aus einer Mauer zu springen scheint. Assistiert wurde er an anderen Eingängen von einem Negerknaben, der sich mit Bananen beschäftigt und einem bleichen Putto, der Bücher stemmt - ist man politisch sehr korrekt, kann man hier rassistische Vorurteile sehen...

Im benachbarten Häuserblock gab es die gemeinschaftliche Waschküche für all die Gemeindebauten, die zwischen Ratschkygasse, Hohenbergstraße und Schwenkgasse stehen.

Indien

war seit den 60-er Jahren eine Art Wunschtraum vieler jüngerer Menschen - auch meiner. Da gab es hin und wieder in der lang dahingeschwundenen Kult-Zeitung TWEN Reportagen von Autobustrips nach Indien, verschwommene Vorstellungen einer wunderbar alten, weisen und fremden Kultur.

Und dann bei meiner zweiten Reise nach Asien - in Sri Lanka - einen Österreicher, der gerade aus Südindien daherkam und verschwommene Berichte von sich gab :

"In Indien is ollas ganz anders, do konnts olles vagessn, wost aus Europa kennst. Do lernst mit de Finga essen und da mit de Finga en Oasch auswischn... I hob so vül Tempen gsegn, daß i mi nimma erinnan kau, wo de überoll worn..." Und so weiter und so weiter.

Da hats begonnen und ein Jahr später war ich dann auch dort und in gewisser Weise war das alles richtig, was mir der Reisende erzählte.

Mittlerweile konnte ich dreimal diesen Subkontinent bereisen, mehr als ein Ankratzen kann es nie sein, wie sollte es auch, haben wir doch schon manchmal Mühe unsere nachbarlichen Mitteleuropäer zu verstehen; wie sollten wir eine Jahrtausende in anderen Bahnen laufende Kultur verstehen wollen. So können wir nur die Wunder der Landschaften und die Wunder dahingegangener Fürsten, Könige und der ihnen dienenden Künstler bewundern, über die sozialen Verhältnisse schaudern und nach einigen Tagen abgehärtet hinwegsehen; den Ozean aus Menschen segeln und die Tiefe nur ahnen können.

Calcutta
Madras
Mahabhallipuram
Kanchipuram
Agra
Rajastan
Sanchi
Khajuraho
Ladakh
Srinagar

sind nur einige der Stichworte, die wie Nadelstiche in diesem Ozean von Menschen, Kulturen und Landschaften stecken.

Indonesien

mit seinen 15.000 Inseln zieht sich über tausende Kilometer den Äquator entlang.

Da muß man bescheiden anfangen, mit dem Ostteil von Java und Bali.

Der Anfang der Reise liegt schon sehr lange zurück. Abgesehen vom ungreifbaren Zauber, den der Name Java in mir oft auslöste, plante ich schon vor mehreren Jahren eine Reise nach Indonesien, die dann aus diversen trivialen Gründen nicht zustande kam. Wirklich begonnen hat dann unsere Reise damit, daß wir eigentlich ganz woanders hinfahren wollten.

Der reale Anfang der Reise war Montag, der 31. Juli 1989. Gestern war noch schönes Sommerwetter, heute hats nach einem abendlichen Gewitter den ganzen Tag geregnet. Die Bequemlichkeit siegte, aber die Idee, mit einem Taxi zum Hilton-Terminal zu fahren, erwies sich als eine ausgesprochen dumme. Ausgerechnet Montags früh ließ die Rathausbürokratie zwei Fahrbahnen vor der Oper sperren, um den Straßenbelag erneuern zu lassen. Die resultierenden Stauungen sind monumental.

Spielt keine Rolle, schon beim Eincheck-Versuch wird uns mitgeteilt, daß aus dem Plantermin 14:45 Uhr etwa 17:00 Uhr werden wird. Der Garuda-Vogel kommt dann nach 19:00 Uhr aus Amsterdam, kurz nach acht sind wir dann in der Luft, die Felder um Fischamend fallen unter uns weg, wir tauchen durch die abendliche Milchsuppe nach oben. Im vorderen Teil des Fliegers sitzen viele Menschen mit asiatischen Gesichtern; dürften Indonesier sein, die in Holland waren. Einige der Gesichter erinnern mich unwiderstehlich an Nußknacker und machen meine Vorstellungen, daß die Gesichter der Schattenspielfiguren formale Übertreibungen von Künstlern sind, zunichte. Offenbar gibts wirklich solche Gesichtszüge.

Infrastrukturelle Probleme

konnten wir in Cuba leider deren viele beobachten.
Daß das Transportwesen sehr im argen liegt, ist sichtbar - wie sehr infrastrukturelle Dinge durch ideologisches Beharrungsvermögen beeinträchtigt werden können, mußte Konrad herausfinden, als er eine Videokassette (Geschenk des ORF an einen Cubaner) per Post versenden wollte. Die Kassette war in einem guten gelben Umschlag, leserlich beschriftet und für einen Mitteleuropäer keinen Gedanken wert.

Die Versuche, das Päckchen im Habana per Post zu verschicken, wurden anfänglich durch die Menschentrauben behindert, die sich vor jeder Post stauten und von Ordnern im Zaum gehalten wurden. Die Aussicht, eine Stunde in einer Drängerei zu verbringen, entmutigte Konrad und wir vertagten den Versand bis zu einem nicht belagerten Postamt.

Die Lady auf einer gar nicht kleinen Post in einer Provinzstadt, der er dieses Päckchen präsentierte, zeigt sich verwirrt bis zur Sprachlosigkeit und sah sich außerstande, es auch nur in die Hand zu nehmen... Schließlich lieferten wir die Kassette persönlich ab, anders wars nicht möglich.

Inle-Lake

ist der größte See in Myanmar und vor allem wegen seiner Beinruderer bekannt. An den Ufern des Inle siedeln viele der ethnischen Gruppen, die dann auch zeitweilig tageweit anreisen, um zu religiösen Festen zusammenzukommen.

Den letzten Tag eines solchen Festes, an dem eine Buddhastatue, die jedes Jahr eine Rundreise um den See macht, heimkehrte. Rund um den Tempel, der die Statue das Jahr über beherbergt, war ein reger Markt im Gang, im Erdgeschoß des Gebäudes und einigen Nebentrakten lagerten die Heerscharen mit Kind, Kegel und allerlei Hausrat, die Ankunft des Bootes wurde mit Ungeduld erwarte und nur durch ein Bootsrennen ein wenig Kurzweil erzeugt.

Die Bootsrennen waren ein ganz ungewöhnliches Ereignis - die Beinruderer, die sonst allein mit einem kleinen Boot fischen gehen, tun sich zu diesem Behuf zusammen und rackern sich ab, um ihre Kraft und Geschicklichkeit zu zeigen. An die 60 Personen in einem langen, schmalen Boot, mit einem Geländer in der Mitte, an dem sich die Ruderer anhalten können. Und alle haben das äußere Bein um ihr Ruder geschlungen und treten nun wie die Wilden ins Wasser, daß die Boote nur so durch den Kanal fliegen, in dem das Rennen abgehalten wird. Unglaublich, daß die nicht untergehen oder von den Kräften der Ruderer auseinandergerissen werden.

Rings um die Inselgruppe, auf denen der Tempel und eine ganze Anzahl Stelzenhäuser stehen, sind auf (fast schwimmenden) Inseln Gemüsegärten angelegt, die vom Boot aus betreut werden und die mit Wasserpflanzen gedüngt werden. Hier scheint die Zeit stillgestanden zu sein; Stille über dem See, grüne Mauern säumen die Kanäle ein, hin und wieder gleitet ein Boot vorüber.

Natürlich muß man als Tourist auch für den See Eintritt zahlen - 3$ pro Tag - hier ist nix umsonst, bestenfalls vergebens.

Innsbruck

lernte ich, wenigstens teilweise anläßlich der zweiten dort veranstalten Winter-Olympiade mit HONEYWELL BULL kennen. Von der Stadt sahen wir wenig, waren wir doch im sogenannten Olympischen Dorf, einigen gesichtslosen Hochhäusern kaserniert und den Rest der Zeit, oft von 7:00 Uhr morgens an, in diversen Eishallen, um den immer fader werdenden Schlingen und Pirouetten der Eiskunstläufern die entsprechenden Punkte im Computer zuzuordnen.

Die Wunder der so nahe liegenden Schigebiete hab ich nie erforscht, die des nahen Schlosses Ambras schon.

Interlaken

liegt im Berner Oberland, in der Schweiz; wie der Name schon nahelegt, zwischen zwei Seen, dem Thuner See und dem Brienzer See. Viel vom Aufenthalt in dieser Sommerfrische ist mir nicht geblieben, nur einige Merkwürdigkeiten der Schweizer Seele.

Fast jeden Tag übte die Schweizerische Luftwaffe die Verteidigung ihrer Alpenfestung und flog zu diesem Zweck möglichst niedrig und unverhofft durch die diversen Täler der umliegenden Berge. Was zu interessanten Überraschungseffekten beim Nachmittagskaffe führen kann.

Jeden Sonntag pilgerte ein Großteil der männlichen Bevölkerung des Dorfes bereits mit geschultertem Karabiner in die Kirche, um ja rechtzeitig zum darauffolgenden Scheibenschießen zu kommen. Damit zerknallten sie dann den ganzen Nachmittag.

Internet

ist wahrscheinlich der ultimative atopische Ort, den es gibt, sieht man einmal von den Science Fiction Visionen des Cyberspace ab. Denn der Cyberspace, wie in William Gibson beschrieben hat (Lit: Necromancer, Burning Chrome, Virtual Light, etc.), ist ja eine Vision - das Internet gibt es wirklich.

Obwohl es das Internet schon seit den 80er Jahren gibt, überschlagen sich alle Medien seit etwa ´94 mehr und mehr zu diesem Thema. Viel neues ist dabei nicht zur klassischen Informationsmethodik des Internet hinzugekommen. Und die besteht vor allem aus e-mail, filetransfer und net-chat. Und allein die sind großartig, wenn man sich einmal eingestimmt hat.

Wenn man einmal Zugang gewonnen hat und sich irgendwo in eine Diskussionsrunde einklinken konnte, fließt eine bunte Mischung aus Tratsch und harten Informatioen rund um den Globus.

Das Service mailserv@scuacc.scu.edu zum Beispiel verbindet eine schwer übersehbare Bande von Orchideen-Freaks, die sich quer über alle Kontinente unterhalten, Fragen stellen, beantwortet kriegen, über diverse Dinge motzen oder einfach nur dabei sind.

Im Büro bin ich in das e-mail-Messer gelaufen. Wenn man da einmal anfängt, kann man leicht süchtig werden. Das wird sich im Lauf der Zeit schon wieder geben, aber die Versuchung, sich mit all den Botschaften auseinanderzusetzen, zu denen man seinen Senf dazugeben kann, ist schon sehr groß.

Da will einer in Chicago wissen, warum seine Nebelmaschinen immer abbrennen, einer in Karlsruhe will was über U-Schall-Luftbefeuchter wissen, und so geht das weiter. Ich bin schon ganz konsterniert, daß ich die letzte O.L.D.Liste am 3.5. gekriegt habe und seitdem nix ! Was ist da los ?

E-Mail kriege ich, also kann es nicht am Netz liegen. Bin ich isoliert ? !

Nein ! Gerade ist Volume 680 des O.L.D per e-mail gekommen ! Ich existiere noch im Netzwerk !

In diesem Stil geht es in der weltweiten mail-community eben zu. Jeder führt solipsistische Monologe, bei denen andere zuhören. Daß dabei so was wie Kommunikation herauskommt, ist ein lustiger Nebeneffekt. Das gehörte eigentlich psychologisch und tiefenpsychologisch untersucht, welche Prozesse, da in den Menschen ablaufen. Verbale und informative Nähe zu Menschen, die man nur von ihrer Schreibe her kennt. Möglicherweise kann das einen Schock bedeuten, wenn man so einen langjährigen Brieffreund dann einmal persönlich kennenlernt.

Das Web als virtueller Ort, der sich aus Millionen von Webseiten mit unbekannt vielen Terabytes Rohdaten bildet, ist die letzte Version des Labyrinths als atopischer Ort. Viele der Menschen, die sich bemüßigt fühlen, über den Datenhighway oder sonst eine der flachen Metaphern zu reden, die es gibt, verwechseln zumeist Daten mit Information. Das Web stellt den Zugriff zu Daten her – zu Information werden sie (vielleicht) dann, wenn ich sie gefunden und als solche erkannt habe. Meine erste Bekanntschaft mit einer Suchmaschine – die mir eine e-mail Adresse der Royal Horticultural Society in London bescheren sollte, schockierte mich mit 310.000 möglicherweise passenden Webadressen; so was kommt heraus, wenn eine Volltextsuche mit ODER-Verknüpfung gemacht wird.

Das ist keine Information, das ist Datenmüll.

Die Psychologin Rotraut Pernet hat soeben in der Glotze eine Wortspende zu den Rapid-Fans angegeben und gemeint, daß jeder das Bedürfnis hat, einem größeren Ganzen azugehören - ob das nun ein Paar, eine Familie oder ein Verein ist. Die Internet-Community ist da wohl der ultimative Verein, dem man nur dann angehören kann, wenn man will und dann so sehr wie man will. Und gleichzeitig wird auch die Angst vieler heutiger Menschen vor der Nähe berücksichtigt - keiner kriegt den anderen je zu Gesicht, außer unter glücklichen Umständen und er/sie will es wirklich.

Die Presse vom 19.7.97 - der amerikanische Networking-Guru Kevin Kelly vertritt die durchaus belegbare Meinung, daß mit Hilfe des Internets eine neue Kultur - eine menschliche Schwarmkultur - im weiten Sinn analog zu Bienen- oder Ameisenvölkern - am entstehen ist. Ich kann dem durchaus zustimmen, teile allerdings die Skepsis, daß wir dann als Teile des Schwarms das Verhalten des Schwarms beobachten würden können. Können wir ja jetzt schon nicht, in den vergleichsweise überschaubaren Schwärmen, die sich nach Nationen oder Ethnien bilden.

Ipoh

1992 : Ipoh ist die Hauptstadt des Sultanats Perak in Malaysia. Wie die meisten anderen Hauptstädte des Staatenbundes ein Konglomerat aus modernen Bankgebäuden, protzigen Staatseinrichtungen wie Moscheen und Palästen und den traditionellen chinesischen Geschäftshäusern mit ihren Laubengängen.

Was mir am interessantesten schien, waren die beiden chinesischen Tempel, Sam Poh Tong und Perak Tong, die einige Kilometer entfernt von der Stadt in den Kalsteinfelsen, die hier überall aus der Ebene aufragen, zu finden sind.

Die Kalkfelsen sind immer von Höhlen durchzogen, die die dramatischen Mosoonregen aus dem Felsen wuschen, oft mit Tropfsteinen verziert, für die taoistischen Chinesen Spiegelung der taoistischen Weltsicht, in der sich die Hauptprinzipien des Universums, banal als Yin und Yang bezeichnet immer wieder neu durchdringen. Gerade die bizarren Formen der Felsen dürften den alten Taoisten die Grenzlinie zwischen den Erscheinungsformen der Materie symbolisiert haben. Vermutlich sind diese tiefliegenden Vorstellungen den heutigen Chinesen weitgehend verlorengegangen, sie betreiben die Ahnenverehrung und die Rituale vor den buddhistischen Kultbildern vor allem als ehrwürdige Tradition, als gutes Ritual, das Glück bringt.

So sind in den Tempeln in manchmal grottenbahnartiger Manier buddhistische Statuen und Altäre mit Wandmalereien der mythischen Gründungskaiser und Statuen der Schutzbodhisattvas vereint.

IRENARE

heißt die Naturschutzbehörde in Panamá. Hat zwar in vielen Dörfern kleine Häuschen, die aber immer unbesetzt aussahen. Wenn man sich da eine Zutrittsbewilligung zu einem Naturpark holen will, ist wahrscheinlich der halbe Tag im Eimer.

Immerhin ist der Ansatz gut, auch wenn es scheint, daß der Regenwald in Panamá lange nicht so gefährdet ist wie in anderen Gegenden Zentralamerikas.

Allein durch die so gut wie weg- und straßenlose Karibikküste ist diese Seite der Cordillera Central in Panamá ganz gut geschützt. Das Darien schützt sich zur Zeit selber, der Rest des verbliebenen Waldes ist zu steil oder auch zu entlegen, als daß das kommerziell geschlägert würde. Und dann gibts noch die Einkünfte des Kanals, wo das Geld wahrscheinlich leichter zu machen ist als mit Holz.

Wie gut die IRENARE die Natur dann im Realfall schützt, konnten wir bei unserer zweiten Reise nach Panamá hautnah überprüfen, weil wir einen Standort einer winzigen Pleurothallis noch einmal sehen wollten. nachdem wir fast eine Stunde durch die Gegend getaumelt waren, stellten wir uns langsam darauf ein, daß die Landschaft wohl bekannt, aber doch anders war. Hatten die nicht im Verlauf des Jahres einen einstigen Hohlweg - nur zu Fuß oder per Pferd passierbar mit dem Bulldozer zu einer Lehmstraße ausgebaut und dabei all die Orchideen, die im wassertriefenden Moos an den Wänden des Hohlweges gewachsen waren, in den Orchideenhimmel geschickt.
So was gibts auch in Nationalparks.

Irland

die grüne Insel sah uns im Sommer 1989 zu einer kleinen Rundreise mit Auto und Rad im Westen der Republik.

Burren
Cliffs of Moher
Connemara
Dingle
Gallarus Oratorium
Kerry, Ring of
Shannon
Staigue Stone Fort

Irrawaddy

Wer kennt ihn schon hierzulande, den mächtigen Strom, der Burma von Norden nach Süden durchfließt, einen der wenigen verläßlichen Verkehrswege dieses in Verborgenheit gebliebenen Landes.

Den ersten Blick auf den Fluß, der die Donau bei Wien zu einem zweitrangigen Wasser zu degradieren scheint, gewährte uns Blick vom Mandalay Hill, jenseits der Stadt Mandaly erstreckten sich Wasserreisfelder, Palmenhaine, gelegentliche Dagobas, all das in eine unübersehbare Wasserfläche eingebettet, ausgelöst durch die ganz normalen Überschwemmungen der Monsoon-Regenfälle.

Flußabwärts nach Pagan

Ägyptische Finsternis an der Anlegestelle in Mandalay. So ungefähr kann ich mir eine Inszenierung eines Hölleneinganges vorstellen., Überall dunkle Gesichter, in denen Augen glänzen, Mir kommts es vor, als würden uns hunderte Augen beobachten, als wir in die Schiffe, die hier vertäut sind, einsteigen. Mehrere Boote liegen hier an der Anlegestelle, wir müssen drei oder vier durchwandern, bis wir auf dem tatsächlich abfahrenden Schiff sind. Die Höhlen, die wir bis dorthin zu durchwandern haben, sind mit allen nur denkbaren Handelswaren angeräumt, Bambusbündel, Kokosmatten, lebendes Geflügel in Körben .....

Robert hat Kabinenkarten für uns gebucht, aber nur sechs für die ganze Gruppe gekriegt. Zuallererst stellt sich uns die Frage, wo denn die Kabine sein könnte, denn das ganze Oberdeck ist lückenlos mit Leibern gepflastert. Schlafend, dösend, die Fremdlinge betrachtend siegen die Reisenden von Reling zu Reling.

Die Kabine stellt sich als ein abgetrennter Raum an Heck heraus, in den einige Holzbänke stehen. An kolonialen Luxus, wie man ihn aus Filmen kennt, dachte ja wohl keiner, aber das hier sieht mehr nach dem Warteraum III. Klasse auf einem galizischen Provinzbahnhof aus.

Die Idee, schon abends an Bord zu gehen, war an sich nicht schlecht, die Nacht wird allerdings eher stressig. Immer wieder wollen Einheimische in die Kabine, einige wollen das seltsame Klo benützen, einen Holzverschlag, in dem eine rostige Blechtonne mit Wasser steht. Auch ein Unteroffizier mit der Statur eines Ringkämpfers will immer wieder zu uns herein. Um 4 Uhr morgens kommt jemand Fahrkarten kontrollieren, gegen 5:30 klettern die letzten an Bord und dann legen wir endlich ab.

Die Schlafschlichtung in der Nacht vor dem Ablegen bringt erste Anzeichen eines Lagerkollers hoch. Die Gruppe ist sehr sehr inhomogen und viel zu groß für diese Inhomogenität. Einige sind erfahrene Asienreisende, die hier nur dabei sind, um den Schwierigkeiten Burmas ausweichen zu können. Die Schlimmsten sind drei junge Lehrerinnen, die wir kleine Hunderln Robert immer hinterdreinrennen und alles was er tut oder unterläßt großartig finden.

Unterhalb der letzten Häuser Mandalays säumen pagodengekrönte Hügel den Fluß - es müssen mehr als 100 sein, minutenlang fahren wir an den frisch gekalkten Spitzen entlang. Der Irrawaddy, noch immer mit leichtem Hochwasser ist hier gut dreimal so breit wie die Donau in Wien, breit schiebt sich sein braunes Wasser nach vorne, unter einem bedeckten Himmel, durch leichten Regen.

Zeitlos scheinende Fahrt den Fluß hinunter. Das Deck voll Menschen, viele Rekruten, die Köpfe zu stoppeligen Billardkugeln geschoren, in formlosen olivgrünen Uniformen, die offenbar zu ihren Ausbildungslagern fahren. In einem kleinen Abteil, durch Gitter abgetrennt, fährt eine Gruppe Mönche mit.

Immer wieder legt unser Schiff an, der Fluß dürfte hier eine der wichtigsten Handelsstraßen sein. Oft ist bei den Orten gar keine Anlegestelle, nicht einmal ein Holzsteg. Soweit es das Ufer erlaubt, wird das Boot ans Ufer gebracht, einige Male der Bug einfach in den Gatsch der Uferböschung gebohrt. Aus- und Einladen, Säcke, Körbe, Dieselmotoren; immer eine umfangreiche Zuschauermenge. Viele rauchen mit Hingabe die dicken burmesischen Zigarren, viele selbstgedreht, die oft mehr als daumendick sind.

Mittagessen in der kleinen Kombüse, die im Bug aufgebaut ist. Der Koch bereitet einen Topf Chicken Curry nach dem anderen zu, es gibt immer Kunden. Die Küche ist daneben ein kleiner Greißlerladen, in dem es nicht nur Essen und Tee gibt, sondern auch Zigaretten, Zigarren, Streichhölzer und was man sonst noch alles brauchen kann.

Der Fluß gleicht zeitweilig einem See, langsam, kaum merklich zieht die Strömung, bewaldete Inseln teilen den Strom oft in Arme, wir können nie erkennen, nach welchem System der Steuermann seinen Kurs zieht. Weicht er Untiefen aus, folgt er Fahrrinnen oder steuert er das nächste Dorf am anderen Ufer an ? Jetzt, in der Monsoonzeit dürfe der Verkehr kein Problem sein, der Irrawaddy führt überreich Wasser - im Winter dürfte es schon hin und wieder vorkommen, daß die Boote auf Sandbänken hängen bleiben und dann bis zum nächsten Hochwasser warten müssen. "Gott gab die Zeit; von Eile hat er nichts gesagt ..."

Gegen Abend legen wir in der Ortschaft Pakkokku an, um dort zu übernachten. Der Irrawaddy dürfte ein komplizierter Fluß sein, den man in der Finsternis nicht befahren kann.

Das Schiff ist unglaublich voll, Gedanken an Flüchtlingsschiffe kommen auf. Auf dem Unterdeck eine fast kompakte Masse aus Frauen, Kindern und Gemüsekörben.

Pagan

Im Verlauf des Radausfluges zur Schwezigon-Pagode fahren wir auch zum Ufer des nahen Irrawaddy. An der Uferböschung wächst ein uralter Bodhi-Baum am Ufer; die Äste neigen sich weit über das in der Mittagshitze glitzernde Wasser, die weitverzweigten Wurzeln scheinen die ganze Uferböschung zusammenzuhalten.

Das Wasser des Irrawaddy, das lehmig braun den fernen Meer entgegenströmt, ist gar nicht lehmig. Eine Handvoll Wasser zeigt uns, daß das Wasser selbst völlig klar ist, winzige flimmernde Partikel, Pünktchen und Kristalle, lassen es so bräunlich erscheinen.

Islam

die jüngste der Weltreligionen benimmt sich in Indonesien sehr moderat. In Java sind nur die vielen kleinen Moscheen mit ihren blechernen Zwiebelkuppeln und die vielen Koranschulen zu sehen. Zu hören sind hingegen tagein, tagaus die Muezzins, die die Gläubigen jeden Tag gegen halb fünf Uhr früh an ihre Gebetspflicht erinnern.

Gelegentlich sieht man junge Mädchen, die Kopf und Haare fest in ein riesiges Kopftuch verpackt haben und ältere Männer, die einen schwarzen Tschako tragen.

Historisch ist die moderate Position des Islam zu verstehen, wenn man sich vor Augen hält, daß Jahrhunderte hindurch eigentlich der javanische Feudalismus die wahre Religion war und nicht die durch den Koran bestimmte. Als demokratische, von Händlern ins Land gebrachte Religion war der Islam auf den Inseln nie fundamentalistisch eingestellt, sondern wuchs eher als Synthese aus sufischer Mystik und animistischen Vorstellungen, in der auch hinduistische Werte ihren Platz fanden. Noch immer üben Priester weiße und schwarze Magie, gibt es mystische Lehrer und hellseherisch begabte Menschen. Sogar bis in hohe Bereiche der Politik greift die Macht religiöser Vorstellungen durch. Die alten animistischen Vorstellungen lassen sich auch im Alltag belegen. Jede steinerne Statue, die magische Macht haben könnte, jeder alte Kris oder Gamelan werden als belebt empfunden und mit Räucherstäbchen geehrt.

Istanbul

Heute sind meine Erinnerungen lückenhaft geworden, nur mehr ein Kaleidoskop von Bildern ist übriggeblieben-

$ die verstaubte Pracht des Topkapi Saray, wo Glaskästen solche Reichtümer bergen, daß eigroße Rubine wie Glas aussehen, die herrlichen handgemalten Fayencen in all den Moscheen, wo die Handknüpfer oft drei bis fünffach ünbereinanderlagen, ganz verschimmelt von den nassen Füßen der Betenden

$ der Kapali Carsi (gedeckter Basar), wo man in jeder europäischen Sprache angehaut wird, doch etwas zu kaufen

$ die täglichen Verkehrsinfarkte

$ die seltsame Untergrundbahn zu Galata-Turm

$ die Fahrt das Goldene Horn hinauf zu Wallfahrtsort Eyüp, die überwachsenen Firedhöfe dort, einige der alten Grabsteine noch mit einem schiefen Turban, der andeutet, daß dessen einstiger Träger durch eine Unachtsamkeit den Kopf im wahrsten Sinne des Worts verlor

$ die martialischen Schnurrbärte der herrisch agierenden Schuhputzer an der Galata-Brücke, die wahrscheinlich mit den Trinkgeldern für die Fotos mehr verdienen als mit Schuhputzen

$ die seltsamen Männer, die mit wildem Blick immer wieder in den Menschmassen auftauchten und die ich für fähig hielt, von einem Augenblick zu amderen in berserkerhaftes Rasen auszubrechen

$ die aufgetürmten Profiteroles in den nickelglänzenden Vitrinen der Konditoreien,

$ das alte Hippie-Cafe Lale nahe der Hagia Sophia, wo sich seinerzeit die Tramper auf dem Weg nach Indien oder zurück trafen ...

Schon damals, es muß zu Anfang der 80er gewesen sein, war Istanbul eine brodelnde Stadt, wie schlimm muß es heute sein.

Italien

das Land, wo die Zitronen blühen und die Alfa Romeos und Ferraris gebaut werden, wo der beste Espresso der Welt gekocht wird und die Nudel, die glücklich machen kann, zur höchsten Vollendung gereift ist.
Dem könnte ich so viel hinzufügen, daß mir für was anderes kein Platz bliebe; das wäre aber übertrieben, weil so ein bedingungsloser Fan bin ich auch wieder nicht.

Itimad-ud-Dhaula

1986 Agra : Der Ausflug zum anderen Ufer des Jamuna River zum Grabmal Itimad-ud-Dhaulas beginnt mit langwierigen Diskussionen mit den allgegenwärtigen Rikschafahrern. Vor jedem Hotel sind einige in Warteposition, um jeden Schritt zu Fuß eines Touristen zu verhindern. Allerdings sind sie von den Eintagesausflüglern so verdorben, daß sie schamlos vielfache Überpreise verlangen. Als wir ihnen unsere Route - Bank, Postamt, dann Grabmal - erklären, sind sie zu unglaublich niedrigen Preisen bereit, mit uns loszufahren.

Schon auf dem Weg zum Postamt beginnen sie, uns Handicraft-Shops anzupreisen, nach der Abwicklung unserer Wechseltransaktionen wird die Diskussion allerdings heftig. Da wir uns weigern, irgendeinen Shop aufzusuchen, verlangen sie ein Vielfaches des ursprünglichen Betrages, natürlich unter Hinweis auf die hungernde Verwandtschaft.

Die Streiterei endet mit der Drohung, ihnen gar nichts zu geben und die Regelung der Polizei zu überlassen, wenn sie nicht unser Angebot für die bisherigen zwei Kilometer Fahrt akzeptieren. Murrend ziehen sie von dannen.

Nach einigen hundert Metern zu Fuß finden wir andere Fahrer, die keine Mätzchen machen. Auf einer genieteten Eisenbrücke aus dem Jahr 1908 überqueren wir den Jamuna-River. Das breite Flußbett liegt größtenteils trocken, im flachen Wasser suhlen sich hunderte Wasserbüffel. Die Hirten und andere Menschen sitzen im Schatten der Brücke und verplaudern den Tag. Die für den heutigen Verkehr viel zu enge Brücke ist so verstopft, daß alles zum Stillstand kommt. Ein Ochsenkarren hat die halbe Ladung über die Fahrbahn gekippt, Verhandlungen und Aufräumungen sind im Gang. Wir zahlen unsere Rikschas aus, klettern übers Geländer des Fußgängersteiges und wandern zu Fuß weiter.

Hier ist vom großstädtischen Agra nicht mehr viel zu finden. Abgeblätterte Häuser und windschiefe Bretterbuden stehen entlang staubiger Straßen.

Nur wenige hundert Meter von der Brücke entfernt liegt der Garten des Mausoleums. Nach Bezahlung von 25 Paisas Eintritt führt uns ein mit großen Platten gepflasterter Weg zu einem Torbau, denen des Tadj Mahal nicht unähnlich. Die architektonische Gliederung des Grabmals, das Vorgänger und Vorbild für das Tadj gewesen war, ist gedrungener und erdverbundener. Scheint sich das Tadj Mahal an den Wolken zu orientieren, durch den weißen Marmor jenseitige Gedanken zu wecken, wirkt das Grab Itimud-ud-Dhaulas trotz seiner Kleinheit wuchtiger und diesseitiger.

Die gesamte Oberfläche des Bauwerkes, außen wie innen, ist mit Steinintarsien bedeckt. Arabesken, geometrische Muster, Bäume, Blumenvasen, das Auge des Betrachters kann die Fülle der Formen bald nicht mehr fassen. Der Aufgang zum Pavillon mit seinen grandiosen Marmorgittern ist leider nicht gestattet. Die beiden Wächter reagieren auch nicht im Geringsten auf einen Bestechungsversuch.

Auch hier vervollständigen vier Torbauten mit einer quadratischen Umfassungsmauer die Anlage. Eines der Tore liegt am Steilufer des Jamuna River. Von der Galerie streift mein Blick weit über den Fluß, die trockenen Sandbänke, die badenden Büffel, das Häusergewimmel am anderen Ufer.

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