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Rückkehr nach Wien
23. 6.1999
Um 2 Uhr morgens bin ich
wach. So wach, daß es keinen Sinn hat, noch liegen zu bleiben, ich werde
ohnehin nicht mehr schlafen können.
Um 02,30 Uhr fahre ich los von der Raststelle Kraichgau. Auf der A6 fährt
eine durchgehende Kolonne von LKW gegen Süden. PKWs sind kaum unterwegs,
daher ist die linke Spur jedenfalls frei. Mich überholen nur 1 oder 2 PKWs,
dafür aber mit mindestens 180 km/h, schätze ich. Kaum habe ich ihre Lichter
im Rückspiegel gesehen, sind sie da, und flugs sind sie auch schon hinter
der nächsten Biegung oder Steigung verschwunden. Dabei fahre auch ich, jetzt
schon wieder übermütig, weil die Windschutzscheibe bisher gehalten hat, mit
140 km/h.
Der Himmel im Osten rötet sich, es wird dämmrig, danach steigt die Sonne
auf. Einige wenige Nebelschwaden auf den Feldern neben der Autobahn, die
Flüsse, die ich überuqere, dampfen. In den Nachrichten sagen sie, es habe
irgendwo nur 3 Grad Celsius, das erklärt, warum ich die Heizung habe
aufdrehen müssen.
Bei der Raststelle Jura West tanke ich mein Auto auf, ich selbst leiste mir
eine Tasse Kaffe. Der Süßstoff im bereitliegenden Säckchen ist pulverförmig
und in Wahrheit kein Süßstoff, sondern Salz. Ich hole mir einen weiteren
Kaffe, die Kassierin sagt erstaunt, ich hätte ja den ersten Kaffee noch gar
nicht ausgetrunken..... Ich sage, einen salzigen Kaffe trinke ich nicht.
Philosophisch meint sie, das könne schon vorkommen, jeder vergreife sich
halt einmal. Dafür sei aber die zweite Tasse gratis.
Danke schön auf diesem Wege. Nicht nur aus diesem Grunde ist Jura West eine
durchaus empfehlenswerte Raststätte; nicht nur ist das Personal nett, die
Anlage ist auch sauber und das Essen wirkt appetitlich.
An Passau vorbei komme ich in die Heimat Österreich zurück. Natürlich haben
auch wir ein blaues Schild an der Grenze aufgestellt: Republik Österreich im
goldnen Sternenkranz der EU. Man muß es aber gar nicht sehen; daß man in
Österreich ist, merkt man am Straßenzustand. Baustelle reiht sich an
Baustelle. Bei Linz werkeln sie seit Jahren an der A1 herum, zu wenig Geld,
zu wenig Arbeiter. Die ärgsten Löcher werden mit Asphalt verschmiert, die
Fugen mit Beton ausgegossen, anstatt die ganze Autobahn neu zu bauen.
Natürlich nützt sich Asphalt anders ab als Beton, daher rumpelt das Auto
über jede einzelne ausgebesserte Stelle hinweg.
Vor Melk dann gewaltiger Stau, keiner weiß, warum, keiner weiß, wie lange es
dauern wird. Der Verkehrsfunk des Österreichischen Rundfunks schweigt sich
aus. Nach einer Stunde Stop and Go-Verkehrs dann die Ausfahrt Melk. Da zeigt
sich, die Autobahn Richtung Wien ist abgesperrt. Die Umleitung auf die
einspurige alte Bundesstraße nach Wien funktioniert nicht richtig, denn
natürlich sind die Nachrangtafeln den Verhältnissen entsprechend nicht
geändert worden. So heißt es, auf jeden Traktor zu warten und danach
hinterdrein zu fahren. Landpolizisten (in Österreich: Gendarmen) stehen
umher und schauen interessiert dem Chaos zu.
Ich tue mir das nicht an. Ich fahre über die Donaubrücke bei Melk aufs
nördliche Donauufer und von dort durch die Wachau bei wunderschönem Wetter
traumhaft schön, aber halt leider langsam bis Krems und von dort auf einer
Schnellstraße nach Wien.
Um 11 bin ich wieder daheim. Das Auto ist ganz, ich bin es auch, die Wohnung
ist nicht abgebrannt und auch nicht ausgeplündert worden. Auch
Wasserrohrbruch hat es nicht gegeben und die Katze lebt noch immer und ist
dank besserer Betreuung als sie bei mir hat, fetter und runder als vorher.
Alles gut gegangen also, ein schöner Urlaub ist zu Ende.

Falls Sie bis hierher gekommen sind, haben Sie viel Geduld bewiesen.
Vielleicht erfüllt dieser Bericht seinen Hauptzweck und macht Ihnen Lust auf
einen Urlaub in Irland. Dann hat er seinen Zweck erfüllt.
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