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                      16.6. | 17.6. | 18.6. | 19.6 | 20.6. | 21.6. | 22.6. | 23.6

 

   

Rosslare, Limerick, Leenane
5. Juni 1999

Am Morgen wackelt das Schiff immer noch in alle Richtungen, neue Kaugummis helfen. Um 8,30 Uhr dann Frühstück im Burren Buffet. Mehr als 10 Leute sind wir nicht im Speisesaal und viel mehr werden wir auch nicht.

Der Regen hört auf, als Irland in Sicht kommt. Die Paßkontrolle findet nicht statt. 5 Kilometer hinter Rosslare biege ich links ab, fahre über Nebenstraßen nach Westen. Bei Ballyhack bricht die Sonne durch die Wolken, das heißt, sie lösen sich auf. Es wird strahlend schön, die Luft ist vollkommen klar. Die Fähre bringt mich samt Auto über einen breiten Fluß nach Passage East und von dort nach Waterford. Dadurch habe ich mir die Fahrerei auf der Natioalstraße über New Ross erspart, die auf Grund starken Verkehrs recht unangenehm ist. Zeit habe ich nicht erspart. Von Waterford geht es Richtung Limerick. Ende Mai ist die Ortsumfahrung von Clonmel eröffnet worden, von der Stadt sehe ich nicht viel außer Wegweisern und 5 Kreisverkehren. Über Cahir und Tipperary geht´s weiter und in Limerick parke ich mich auf der Ennis Road auf dem Parkplatz von Jury´s Hotel am Ufer des Shannon ein, obgleich ich Böser kein Hotelgast bin und Plakate mir daher Verschiedenes androhen. Aber Irland ist Irland und zwischen Drohung und Realität ein kleiner Unterschied. Über die Sarsfield Bridge gehe ich in den Stadtkern, wundere mich über die vielen Leute auf den Straßen. Am Samstagnachmittag in die Stadt zu gehen, ist offenbar Mode in Irland. In Limerick ist viel gebaut worden in den letzten Jahren, die trostlosen Ruinen verlassener Lagerhäuser sind weitgehend verschwunden. Bei Eason in der O´Connell Street kaufe ich Bücher, Kurzgeschichten von Annie Proulx, einer Lieblingsautorin von mir und von Conor McCarthy gleich alles, was vorrätig ist. Das 1. Kapitel seiner Cities Of The Plain habe ich in der New York Times geradezu verschlungen. Recht werde ich haben, denn ich werde in Irland alle seine Bücher lesen und jedes einzelne wird mir gefallen.


Danach suche ich mir ein Zimmer im Woodfield House Hotel, wo ich immer übernachtet habe. Das wird allerdings umgebaut und ist Baustelle. Ich probiere es erst gar nicht. Im Limerick Ryan Hotel (das es 2009 längst nicht mehr geben wird) nebenan wollen sie mich nicht. Entlang der Ennis Road fahre ich zum Two Mile Inn hinaus, einem Riesenhotel, bunt bemalt. twomileinn.jpg (14350 Byte)Dort wollen sie mich aber auch nicht, nicht nur mich nicht, sondern zwei Damen vor mir auch nicht. Also liegt es nicht an meiner vornehmen Erscheinung. Dennoch verdrießen mich die drei Körbe, die ich erhalten habe, derart, daß ich gar nicht weitersuche, sondern über Galway und Maam Cross gleich nach Leenane weiterfahre. Gegen 19 Uhr bin ich dort und stelle mein Auto auf den großen Parkplatz am Meeresufer. Man soll sich keine allzu bescheidene Unterkunft auswählen, sonst endet man in einer wie dieser hier:quartier.jpg (28785 Byte)

 

 

 

 

Schließlich versuche ich mein Glück in der Portfinn Lodge und dort wollen sie mich. Bett somit gesichert.

Das getan, wandere ich zum Meeresufer hinunter. Denn heute findet das alljährliche Curragh-Rennen statt, heute ist anscheinend sogar der Höhepunkt der Veranstaltung. Ich schaue bei den letzten Bootsrennen zu. Ich habe alles angezogen, was ich von daheim an Pullovern und Jacken mitgenommen habe, aber warm ist mir dennoch nicht. Ich kann mich nicht genug wundern über den Eifer der Iren, sinnlos im sicherlich eisigen Wasser herumzuplatschen und mit den leichten Booten Regatta zu fahren. Aber andere Länder, andere Leute. 

Weil es aber noch taghell ist, mache ich noch einen Spaziergang. Ich wandere zu den Wirtshäusern, folge der landeinwärts führenden Straße, die leicht ansteigt Richtung Maam, nachdem ich mit der bei Hamiltons gekauften Telefonkarte noch in Wien angerufen habe.

Ich komme an der von mir so genannten Schuhschachtel unterhalb der Straße vorbei, jenem aus Holz und Pappe und ein wenig Sperrholz errichtete Häuschen auf vier Betonziegeln, welche die Ecken stützen. Wie im Jahre 1998 steigt auch diesmal grauer Rauch aus dem blechernen Schornstein. Ich erinnere mich an die Katze, die damals auf der Treppe gesessen und auf Einlaß gewartet hat. Heuer sehe ich eine neue, kleine Katze, die auf den Stufen sitzt und auf das Nachtmahl wartet. Die alte Frau lebt also noch immer.

Auf dem Rückweg halte ich bei den beiden Wirtshäusern an. Beide sind gesteckt voll mit Leuten, kein zusätzlicher Gast hätte sich mehr hineindrängen können. Irische Musik erklingt. Die Gäste unterhalten sich offenkundig glänzend, kaum einer wirkt betrunken.

Mich fröstelt im eisigen Wind; wie man auf Bänken im Freien sitzen kann, ohne zu erfrieren, ist mir unverständlich. Weil es allmählich, gegen 22.30 Uhr, doch dunkel wird, spaziere ich zur Portfinn Lodge und schlafe friedlich und ohne Träume durch.

 


 

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 ©Peter Lausch/Zuletzt bearbeitet: 20.11.2001